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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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worden. Die beiden andern sähen dürr aus wie das Vieh nach einem harten Winter. Sie seien zum Tode verurteilt und seit langem flüchtig.
    »Wen haben Sie getötet?« fragte Byron Wakiya.
    »Einen Gefängnisaufseher.«
    »Warum?«
    »Das müssen wir sie fragen.«
    »Willst du ihnen zu essen geben, Wasescha?«
    Mahan schaute auf Tashina. Sie nickte.
    Er wartete, bis eine große Schüssel mit dem Rest von Brühe und Braten gefüllt war, ließ sich drei Löffel geben und brachte alles hinaus auf die Wiese, wo sich die Gäste in der Nähe des Sportwagens niedergelassen hatten.
    »Für einen Satten und zwei Hungrige«, sagte Mahan.
    Clyde verzog die Lippen halbmondförmig und nahm nur wenige Löffel zu sich.
    Die beiden andern aßen heißhungrig, und Doug schleckte noch die Schüssel aus. Wakiya kam herbei, um das leere Geschirr zu holen.
    »Warum habt ihr ihn getötet?« fragte er dabei.
    Doug und der Mulatte schauten den Jungen verständnislos an.
    »Den Keeper, meine ich.«
    Das Verstehen leuchtete in den Gesichtern auf. »Er war ein Schwein«, sagte der Mulatte. »Er hat einen Freund von uns totgemacht. Er hat die anderen Gefangenen auf ihn gehetzt und zugesehen, wie sie ihn totgemacht haben. Er war schuld, aber die großen Schweine haben ihn nicht bestraft.«
    »Solche Keeper gibt es. Ich weiß es von Joe Inya-he-yukan. Ihr habt den Mörder aus Blutrache getötet.«
    Doug und der Mulatte wollten freundlich lächeln, in ihren eingefallenen Gesichtern wirkte das Lächeln wie das Grinsen von Totenköpfen.
    »Ja, ja, Blutrache sagt ihr Indsmen. Ganz recht.«
    »Aber Rache steht gegen Rache. Jetzt müssen die Schweine euch töten, wenn sie euch greifen können.«
    »Du redest ganz vernünftig, Indianboy.« Doug hatte das Wort.
    »Ist Joe King dein Vater?«
    »Mein Pflegevater.«
    »Da bist du in einer guten Schule. Habe nie einen gesehen, der sich schneller bewegte und besser schoß. Vier gegen einen in der Nacht damals, und er ist uns entkommen. And you guy…«, der Sprecher wandte sich an Mahan, »Ihr seid der Doppelgänger. So was könnte ich brauchen. Joe ist ein schlauer Fuchs.«
    Während des Gesprächs hatte Clyde Carr forschend von einem zum andern gesehen. Mahan beobachtete ihn dabei. Er schätzte Clyde auf Anfang Zwanzig. Aber seine Züge waren schon schlaff wie zu stark ausgezogener Gummi durch heftige Bewegung, durch viel Erregung, zu viele Grimassen; vielleicht war er auch schon mit Rauschgift bekannt; seine Augen glänzten unnatürlich. Vater und Sohn Carr – zwei Welten – Sturheit wider Illusionen – und die Illusionen unterlagen?
    Die drei Gäste saßen im Gras; Mahan und Wakiya blieben bei ihnen stehen.
    Clyde sprach Hugh überraschend an.
    »Sie sind auf einem College gewesen, Mahan? Drei Jahre?«
    »Yes.«
    »Das haben Sie ausgehalten?«
    »Yes.«
    »Revolutionäre als Freunde gehabt?«
    »No.«
    »Warum nicht?«
    »Gab keine.«
    »Und Sie haben das College nicht gewechselt?«
    »No.«
    »Warum nicht?«
    Hugh zog nun doch wieder den linken Mundwinkel herunter. Es war schon eine Reflexbewegung bei ihm geworden.
    »Carr, ein Indianboy kann nicht da studieren, wo die zahlungskräftigen Kinder reicher Leute wider ihre Väter demonstrieren. Ein Indianboy wird von seinen Vormunden an ein diszipliniertes stupides College geschickt und hat sich laufend den Tests der weißen Männer zu unterziehen. Ich habe keine Freunde gehabt außer beim Sport.«
    »Wieso Sport? Das ist geistlos und für den Menschen unerheblich.«
    »Clyde, Sie verstehen gar nichts. Sport war die einzige Chance für mich, etwas zu leisten, ohne zu lügen. Im Sport mußte ich gut sein, sonst hatte ich unter den Figuren an meinem College die Hölle. Ich war immer in der Auswahlmannschaft für Basketball und immer sicher im Sportschießen.«
    »Haben Sie das meinem Vater Chester erzählt?«
    »No.«
    »Ein Glück, sonst würde er Sie schätzen, und das wäre eine Schande für Sie.«
    »Ihr Volk ist ein primitives Volk, Clyde.«
    »Rechnen Sie mich dazu?«
    »Sie und einige andere nicht. Aber Sie sind nur ein kleiner Haufen.«
    »Sie denken jetzt revolutionär?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Wir müssen miteinander sprechen, Mahan. Setzen Sie sich doch her zu uns!«
    Hugh und Wakiya ließen sich bei ihren Gästen nieder.
    »Ron Warrior hat mir von Ihnen erzählt«, fuhr Clyde fort. »Ich habe mich aber von Ron Warrior getrennt. Genau gesagt, er hat mich hinausgeworfen, als die beiden armen Teufel Doug und Mackie bei mir auftauchten. Nun,

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