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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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entsicherte, sicherte. Allmählich fühlten sich seine Hände vertraut damit.
    Die Herbstnacht war kalt in der hoch gelegenen, kurzgrasigen, allen Winden offenen Prärie. Das Buschwerk am Bach beugte sich dem Luftzug. Wasescha befühlte die Büffelhörner, wühlte in dem dichten Fell des Büffels, suchte und fand die Einschußstelle des tödlichen Schusses, eines Meisterschusses, wahrhaftig. Endlich schmiegte er sich dicht an das noch warme Tier und aß einen Bissen. Wie bei der Mutter daheim, so sog Hugh wieder den Duft trockener Erde, dürren Grases ein, dazu den Geruch von Pferd und Büffel und Ledersattel; er atmete die Luft ohne Gift und ohne Schlacken, die Luft ohne Staub. Er konnte das Ohr öffnen, ohne klickende Schlüssel und ohne knarrende Bettgestelle, ohne Schritte und ohne Stimmen zu vernehmen. Er konnte das Ohr weit aufmachen, und es drang nichts ein als die ihn umfassende Stille; nicht einmal der sickernde Bach gab ein Geräusch. Seine Augen stießen sich nicht an Wänden. Er konnte über das Land zu allen Himmeln schauen.
    Es war kalt, aber es war die Luft, die er brauchte. Als die ersten langbeinigen halbwilden Hunde der King- und der Booth-Bighorn-Ranch heranschnüffelten, hatte Hugh sich schon Reisig und Ruten gesammelt. Er machte sich ein kleines Feuer mit einem Feuerzeug, in das Bobs Name eingeritzt war, und hielt die gierigen Hunde fern.
    Lange brauchte er sich damit nicht abzumühen. Von dem Höhenrücken her vernahm er das unauffällige Geräusch von Pferdehufen auf Wiesenboden. Hugh hielt Ausschau. Fünf Reiter kamen, sie führten vier Packpferde mit. Hugh erkannte im Mondlicht Wakiya Byron, zwei Frauen und zwei Burschen. In dem ebenen Gelände trieben die Reiter ihre Pferde zum Galopp; die Hunde bellten und kläfften.
    Am Feuer begrüßte Hugh Joes junge Frau Queenie Tashina, die er auf dem Weg vom hellgelben Haus zur Blockhütte zum erstenmal gesehen hatte. Die zweite Frau war Oiseda Irene, und auch an sie erinnerte er sich. Die beiden Burschen, Brüder Tishunka-wasit-wins, ließen sich von Tashina und Oiseda Messer und Schaber geben und begannen, den Büffel aufzuschneiden, auszunehmen und abzuhäuten. Das war Arbeit für kräftige Kerle.
    Die Hunde fielen über das Gedärm her.
    Sobald Tashina Herz, Leber und Hirn des Büffels sorgfältig ausgelöst hatte, gab es eine Mahlzeit am Feuer. Die Feuerlichter und die Schatten huschten über Gesichter und Hände. Mahan beobachtete die junge Handwerksmeisterin, ohne sie das merken zu lassen. Oiseda Irene trug ihr Haar kurz geschnitten und ungepflegt, wie es einst trauernde Frauen taten. Ihre junge Gestalt und ihre Gesichtszüge wirkten karg und kühl wie lebendiges Wasser, das vereist. Nur ihre Lippen waren noch weich. Wenn das Feuer den Spiegel ihrer Augen fand, ließ es verstummte Fragen neu aufscheinen. Oiseda trug einen Witwenring.
    Man hatte gegessen und erhob sich vom Feuer. Die Arbeit wurde fortgesetzt. Am frühen Morgen war sie endlich getan. Fleischpakete und das abgelöste Fell wurden auf die Packpferde geladen. Queenie Tashina verteilte dabei sogleich. Die Hälfte des Fleisches erhielten die Brüder Tishunka-wasit-wins für sich, ihre sechs Geschwister und die Eltern. Es war Sitte – auch Mahan wußte das –, die Angehörigen Verstorbener zu beschenken. Ein Viertel des Fleisches sollte Oiseda zusammen mit den Lehrlingen verzehren, die mit ihr in dem hellblauen Haus wohnten. Das letzte Viertel blieb für Queenie Tashina, ihre zwei Pflegekinder und ihre vier eigenen – und für Joe, wenn er zurückkehrte.
    Zu Hause angekommen, spannten Tashina und Oiseda die Büffelhaut zum Trocknen und zum Abschaben auch der kleinsten Fleischreste im Freien neben der alten Blockhütte auf. Es blieb Zeit, den verlorenen Schlaf der Nacht nachzuholen. Wakiya bat Hugh, mit ihm in die Blockhütte zu kommen. Mahan tat es gern.
    Die alte kleine Blockhütte, die einen einzigen Raum umschloß, war heimatliche Erinnerung für ihn. Solche Hütten hatten sich alle die Großväter gebaut, als sie besiegt und unterworfen waren und nicht mehr mit ihren Zelten wandern konnten. In der Mitte des Hüttenraumes befand sich ein eiserner Ofen, der auch als Herd benutzt werden konnte; das Ofenrohr führte durch das Dach. Die einzigen Möbel waren ein fester Tisch und zwei Holzgestelle, über Eck angebracht, mit Decken belegt, Sitz- und Schlafgelegenheit. In der einen Ecke standen drei Jagdgewehre. Byron Wakiya erklärte, woher sie stammten; das eine von Joes Vater, dem

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