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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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einen soliden Bierausschank und zugleich ein Nachtlokal mit stadtbekanntem Rauschgiftschmuggel betrieb, war es zu einer Schießerei gekommen. Der Wirt hatte ursprünglich nur Weiße, dann allenfalls Weiße und Indianer bedient, als aber in der vergangenen Nacht ein schlecht angezogener Weißer zusammen mit einem Mulatten Platz nahm, hatte er Ausweise verlangt. Das war eine Beleidigung. Rede und Widerrede hatten nicht lange gewährt, und schon hatte der Wirt sein Gun geholt. Die beiden dem Wirt unliebsamen Gäste schlugen ihm die Waffe aus der Hand. Bei der anschließenden Schlägerei, die sich bis auf die Straße fortsetzte, kam es doch noch zum Schußwaffengebrauch. Der Wirt wurde verletzt. Die Polizei griff ein. Das Ende waren drei Tote, ein Polizist und die beiden fremden Gäste. Das rote blumenbemalte Auto, mit dem der Mulatte und sein Freund Doug Coles gekommen waren, war in Flammen aufgegangen.
    Clyde trat nach dem, was er gehört hatte, ans Fenster und schaute in den trüben Sonntag hinaus. Am Himmel braute Gewölk, der Wind trieb Sand und kahle Krautstengel vor sich her. Clyde holte verstohlen ein Souvenir hervor, das Mackie ihm gegeben hatte, als er Ron Warrior verließ. Es war ein Bildchen der Mutter Maria, im Rahmen mit Anhänger, ein süßes Gesicht, sehr weiß, der Umhang himmelblau. In jeder anderen Lage hätte Clyde es mit der Lauge seines Spottes zerfressen, jetzt verwischte er ein Naß im Auge, drehte sich wieder um und fragte barsch: »Und was sagt ihr?«
    »Pollution«, antwortete Mahan, ohne Zeichen eines Gefühls.
    »Ungeziefer, nicht wahr? Jetzt ist es ausgerottet!«
    »Die weißen Männer«, sagte Mahan, »vergiften die Seen, töten die Wälder und verschmutzen die Seelen der Menschen. Sie werden sich bald besinnen müssen, oder sie vernichten sich selbst.«
    »Und ihr wartet, bis es soweit ist!«
    »Yes.«
    Krause wiegte den Kopf, die borstigen Haare auf seinem Schädel standen vereinzelt, über seine Stirn liefen Querfalten, die er auf- und abziehen konnte. Es duldete ihn nicht mehr im Haus. Er ging hinaus zu den Kindern. Krauses Adoptivsohn spielte schon mit den Jüngsten der Kings und lachte mit ihnen. Bill Krause gedachte, den Sonntag auf der Ranch zu verbringen und auf Queenie Tashina zu warten, die mittags zurück sein würde. Da es ihm schwerfiel, untätig zu bleiben, ging er in die Blockhütte und überprüfte die drei Jagdgewehre sowie die beiden Pistolen. Er war Waffenhandwerker aus Beruf und Leidenschaft, und darauf gründeten sich seine freundschaftlichen Beziehungen zu Joe King, den er als Kenner schätzte. Er lud Mahan ein, sich einmal seine Werkstatt im Busch oberhalb New City und seine Sammlung alter berühmt gewordener Waffen anzusehen. Mahan sagte zu. Jeden zweiten Sonntag hatte er dienstfrei.
    Unterdessen kamen ein großer Mercury-Sechssitzer und ein Polizeijeep den furchenreichen Weg heraufgeschlichen. Wakiya hatte die Wagen längst angekündigt. Die drei jüngsten Kinder waren sofort mit Clyde und Krauses Adoptivsohn zusammen im Blockhaus verschwunden. Oiseda und die Lehrlinge ließen sich nirgends sehen. Mahan und Wakiya warteten im gelben Haus und spähten durch das Schiebefenster.
    Der einzige Mensch, den die Ankömmlinge erblicken konnten, war Bill Krause, der sich vor dem Blockhaus mit dem alten Jagdgewehr von Wakiyas Vater beschäftigte.
    Der Mercury und der Jeep stoppten eben an der Stelle, an der am Vortag das rote Auto mit der gelben Aufschrift »Peace« gestanden hatte.
    Am Steuer des Sechssitzers hatte eine füllige, aber nicht dick wirkende Blondine gesessen, die jetzt ausstieg. Nach ihr kam die zierliche Miss Bilkins heraus und knüpfte ihr spanisches Spitzentuch fester, da der Wind in ihre Haare fuhr. Sie warf einen mißtrauischen Blick auf den bewaffneten Krause und wandte sich dann zurück zu einem älteren Ehepaar, das den Wagen eben verließ.
    Als letzte kamen zwei Männer aus dem Mercury, ein älterer und ein jüngerer. In Lederjoppen gekleidet, die Cowboyhüte auf dem Kopf, wirkten sie wie Rancher.
    Krause beschäftigte sich weiter und nahm keinerlei Notiz von den Besuchern. Die vier Polizisten, alle Weiße, somit nicht von der Stammespolizei, sondern aus New City, waren von dem Jeep abgesprungen und gingen mit schnellen Schritten auf das gelbe Haus zu.
    Mit der Faust an die Tür schlagen und sie aufreißen war eins. Die vier drangen ein, zwei mit gezogener Dienstpistole.
    Die anderen beiden packten Mahan sofort rechts und links und drehten ihm einen

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