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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Mister Mac Lean, die von Ihnen selbst tätlich angegriffen worden ist. Ich habe Sie immer für einen Gentleman gehalten, aber mir gegenüber waren Sie es in einem Augenblick begreiflichen Zornes leider nicht. Vielleicht kommt Mahan noch auf den Gedanken, auszusagen, er habe mich gegen Sie verteidigen wollen. Krause würde eine solche Version unterstützen – von den anwesenden Indianern ganz zu schweigen.«
    Mac Lean senior lachte schallend.
    »Aber doch nicht so böse sein, Miss Bilkins. Ich entschuldige mich tausendmal! Als der Bursche Ihnen nicht gehorchte, mußte ich natürlich eingreifen – mit etwas rauher Sitte, gebe ich zu, das ist Rancherart. Nochmals Entschuldigung, wenn ich Sie erschreckt habe. Im übrigen wird er keine Gelegenheit erhalten, irgend etwas auszusagen… Vielleicht noch vor allen Leuten erzählen, er habe den alten Mac Lean ins Gras geworfen…, kommt nicht in Frage.«
    Die Mienen in der kleinen Tafelrunde wurden erstaunt. Kate Carson unterdrückte das Lächeln, das sie ankommen wollte.
    »Ich muß natürlich in der Schule berichten.« Eve blieb reserviert und ernsthaft. »Mahan muß zum mindesten disziplinarisch energisch bestraft werden.«
    »Aber Miss Bilkins! Wegen einer kleinen Rauferei an der Pferdekoppel? Überlassen Sie das ruhig mir. Der Bursche erhält noch seinen Denkzettel. Wir knöpfen ihn uns bei Gelegenheit vor. Das ist wirksamer und macht Ihnen keinen Ärger.«
    Eve Bilkins suchte nach Luft.
    »Also nicht wahr, Miss Bilkins, Sie treten diesen Vorfall nicht breit? Dazu ist Ihr kleiner Fuß nicht geeignet. Die Sache bleibt unter uns!«
    Mac Lean schaute ringsum und glaubte, bei allen Zustimmung zu ernten.
    »Abgeschoben in das Feld der Privatrache«, murmelte Haverman vor sich hin. »Übel… Aber tatsächlich, alles andere würde in diesem Fall noch mehr Scherereien machen. Hoffentlich halten unsere braunhäutigen Eingeborenen auch den Mund. Wenn sie sich Ihres Mahans rühmen und es kommt heraus, daß wir seine Gewalttätigkeit nicht geahndet haben – nun ja, ich sage nur ›Mister Chester Carr‹. Der Name steht für alles, was in einem solchen Falle erfolgt.«
    »Auch dafür«, rief Mac Lean, »daß Mahan dann vor Gericht kommt und ›unsere braunhäutigen Eingeborenen‹ dabei nichts zu lachen haben werden.«
    Mac Lean saß steifer auf seinem Stuhl, als er zuvor im Wagen gesessen hatte. Das Kreuz tat ihm weh.
    Die Anwesenden fühlten sich so weit erleichtert und zugleich beschwert, daß es Frau Haverman gelang, auf andere Themen abzulenken.
    Die für Mac Lean unangenehmen Seiten der Augenblickssituation kamen erst wieder zur Geltung, als sein Sohn George, von der Kingsley-Ranch zurückkehrend, den Zettel am Parkplatz für Gäste gefunden hatte und im Besucherkreis bei Haverman erschien.
    Er machte keinen glücklichen Eindruck.
    »Nun?« wollte der Vater wissen.
    »Die Büffel sind tatsächlich dort. Kingsley hat das Vorkaufsrecht. Nichts zu holen für uns.«
    »Hat gekauft?«
    »Scheinbar noch nicht. Aber wenn King überhaupt verkauft, dann ist Kingsley zuerst am Zug.«
    »Nichts zu machen?«
    »Nichts zu machen. Kingsley schert sich den Teufel um Reservation und Superintendent. Er hat privat verkauft, King hat bar bezahlt – er hatte ja damals die Prämie für das Auffinden der Vermißten vereinnahmt –, und Kingsley hat das Vorkaufsrecht bei einem Weiterverkauf. Die beiden stecken unter einer Decke.
    Kingsley wird uns nicht ein einziges Tier verkaufen, schon gar nicht auf Abzahlung. Er hat die Büffel sozusagen in Pflege genommen, und Joe King lauert nur darauf, sie sich zurückzuholen, wenn Carr einmal abberufen wird.«
    »Verfluchte Einstellung von diesem Kingsley, der es mit den Roten hält, und die verdammte Schwäche unserer Verwaltung, die einen Superintendent nach dem andern abgelöst hat. Früher regierte ein ›Vater der Reservation‹ seine dreißig bis vierzig Jahre, und kein Indian konnte Morgenluft wittern. Auch Sir Carr sitzt wieder, wo er sitzt, das wird auch ein Joe King noch bemerken müssen. – Mister Haverman, was für einen Ausweg sehen Sie noch im jetzigen Moment?«
    »Gar keinen, Mister Mac Lean. Hätten wir nie an die Büffel gerührt, so wäre uns die peinliche Situation erspart geblieben.«
    »Hätte die Verwaltung etwas rascher reagiert und die Bisons nicht entkommen lassen – meinten Sie wohl, Mister Haverman. Carr wird in seinem eigenen Bereich noch einiges zu ändern haben. Mit Kings Verhaftung hat es auch nicht geklappt. Jetzt, nachdem

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