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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Bruder Wasescha.«
    »Können sie unsere Handwerksschule vertreiben, Joe?« forschte Oiseda.
    »Sie können dir dein kleines Gehalt und den Schülern das Verpflegungsgeld sperren, wenn ihr nicht gehorcht, und sie können euch das Haus wegnehmen; es ist von der Verwaltung gestellt. Ihr müßt in die Agentursiedlung gehen, aber dort sollt ihr standhaft bleiben, so, wie auch ich ohne unsere Büffel standhaft bleiben werde. Es geht jetzt ums Ganze. Nächstes Jahr wählen wir einen neuen Chief-President und einen neuen Rat. Monture und Tiger bleiben draußen nicht untätig. Es muß etwas geschehen, nicht nur hier bei uns. Wir wollen leben. Als Indianer.«
     
    Joe Inya-he-yukan ging mit seiner Frau Queenie Tashina in das alte Blockhaus. Wasescha verstand, daß es Inya-he-yukan in dieser Nacht in die Hütte zog, in der er geboren war. Hugh begab sich hinüber zu den Lehrlingen und Oiseda. Er teilte ein schmales Lager mit einem der Bighorn-Jungen. Joe hatte ihm zuvor noch den Verband erneuert und die Zerrung bandagiert.
    Hugh Wasescha hörte die unruhigen und endlich sich im Schlaf beruhigenden Atemzüge der jungen Burschen. Der Wind pfiff um das Haus.
    Hugh lauschte. Er hörte leise Geräusche in dem durch eine dünne Wand abgetrennten Nebenraum. Ein Dielenbrett knarrte, die Haustür ging auf und zu. Dann aber war es wieder still. Er stand auf, mit behutsamen Bewegungen, um niemanden zu wecken, und trat ans Fenster. Er sah den nachtschwarzen Wiesenhang, die helleren Felsen, Sternenschimmer und Mondhelle zwischen den Wolken hin und wieder aufleuchtend.
    In der Koppel der King-Ranch stampfte ein Pferd. Die Stachelschweine raschelten.
    Mahan ging hinaus; er blieb vor der Tür stehen.
    Nach einiger Zeit kam ein Schatten auf das Haus zu; Oiseda kehrte zurück. Sie mußte Mahan begegnen. Die beiden blieben beieinander stehen, ohne etwas zu sagen. Er berührte sie an der Schulter, leicht, als ob ein Nachtfalter sie gestreift habe. Sie wandte sich um und ging mit ihm noch einmal den Hang aufwärts zu den Kiefern. Sie setzten sich zwischen die Wurzeln eines steinalten Baumes und schauten über das Haus und das Tal. Der Wind wollte Oisedas Haar zausen, aber es war kurz und spröde, er konnte es nicht greifen.
    Oiseda nahm Abschied.
    Wasescha sang leise ein Lied aus dunklen Tönen; es war sehr alt und hatte keine Worte. Oiseda ließ es in sich hineinfließen, und es nahm von ihr Besitz. Aber während es durch alle ihre Glieder schwang und webte, dachte sie an Alex Kte Waknwan, der ihr Mann gewesen war und dem sie ihre erste Nacht geschenkt hatte. Es war eine weiche Nacht gewesen, noch warm im schon weichenden Sommer, jetzt aber ging der Wind, und es wurde kalt. Wasescha sang noch; die wortlosen Töne wanderten durch die Nacht, ohne sie heimisch zu machen; sie gingen suchen.
    Wasescha legte den Arm um Oiseda und zog sie näher an sich. Sie widerstrebte nicht, bewegte sich auch nicht, sondern blieb unbewegbar wie eine Tote. Er wagte es nicht, sie ganz an sich zu reißen. Sie fröstelten beide.
    Es mußte nun geschehen, daß er sie mit Gewalt oder daß er sie gar nicht zu seinem Eigen machte. Er stand auf, zog Oiseda mit sachtem Zwang zu sich hoch und sagte:
    »Komm.«
    Das war das einzige Wort, das gesprochen wurde.
    Sie gingen miteinander zurück zu dem Haus, ein jeder zu seiner Schlafstatt.
     
    Es hieß aufstehen nach dieser Nacht, denn es war Montag geworden, und die neue Schulwoche begann. Mahan ging mit den Lehrlingen und den King-Kindern wieder zum Brunnen auf der Höhe. Hier war das Wasser am frischesten, die Luft am bewegtesten und voll geheimer Nachrichten über kommenden Regen. Der Morgenstern, uralt heiliges Zeichen des indianischen Glaubens, war noch nicht verblaßt.
    Hinten auf der Straße klang Pferdegalopp in unruhigem Rhythmus auf. Hanska kam endlich heim. Er ritt den Schecken und führte drei Pferde, die aneinandergekoppelt waren. Die Tiere strebten eilig den Wiesenweg herauf zu Koppel und Weiden. Sie waren trotz der Kühle der Nacht und des Morgens verschwitzt, und ihre nickenden Köpfe verrieten, daß sie müde waren. Hanska hing halb schlafend im Sattel; er riß sich jetzt hoch, um nicht etwa Spott zu ernten, und brachte die Pferde auf die nächste Weide. Als er mit dem Schecken zurückkam, sahen alle, daß seine Kräfte ausgeschöpft waren, nur noch ein Rest davon hielt ihn auf den Beinen. Pflegemutter Tashina hatte ihm einen Becher starke Büffelbrühe aufgehoben, die mochte er trinken. Dann ging er wieder weg,

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