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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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beim Vater gearbeitet. Dann ist er aber doch wiedergekommen und macht jetzt die Schule noch fertig. Er ist schon bald zwanzig.«
    »Was will er einmal werden?«
    »Gärtner nicht, obwohl er vom Vater alles aufmerksam gelernt hat. In die Landwirtschaft will er. Zwei Jahre Cowboylehrling auf einer Ranch und dann noch eins auf einer Farm. Er möchte der Landwirtschaft hier weiter aufhelfen. Nun, die Jugend hat Träume, aber sie lebt auf dürrem Boden. Schade, daß die Schulranch aufgelöst worden ist, das wäre nach dem Baccalaureat das Richtige für Jerome gewesen.«
    »Es gibt doch noch indianische Rancher, die ihn annehmen könnten.«
    Die Betreuerin wurde lebhaft.
    »Er will sich morgen bei King bewerben. Im Juli könnte er anfangen. Der Vater holt ihn heute selbst ab, und sie fahren bei King vorüber. Das ist schon gut. Aber wie machen wir es mit Julia? Sie verstehen doch, Mister Mahan, daß sie ihre Brüder besuchen will. Vielleicht fahren Sie selbst zu Ihrer Mutter? Ich habe es mir so gedacht, daß die Pattons Julia und Sie mitnehmen und erst zu Ihrer Mutter, von da zur King-Ranch fahren und dann nach Hause in die Agentursiedlung. Die Pattons können Julia über Sonntag dort behalten, und sie kommt dann Montag früh mit Norris und Jerome zur Schule zurück.«
    »O. k. Aber ich fahre mit meinem eigenen Wagen.«
    »Sie haben sich einen guten gekauft, Mister Mahan.«
     
    Nach zwei Pausen, in denen sich Mahan mit Jerome Patton unterhielt, und nach einem heißen Spiel mußte der Wettkampf im Basketball aus Zeitmangel 3 : 3 abgebrochen werden.
    Julia hatte zuletzt, als ihrer Gruppe der Sieg endlich sicher schien, noch zwei Chancen aus der Hand gegeben. Sie hatte auf einmal zerstreut gespielt.
    Mahan grüßte die Spieler noch abschiednehmend mit der Hand. Vater und Mutter Patton hatten sich bereits eingefunden und Norris noch einmal mitgebracht; sie mußten ihn wohl für die geplante Besuchsfahrt an der Straßenkreuzung abgefangen und aus dem Schulbus geholt haben. Der Junge war schon ausgestiegen und winkte zu seinem großen Bruder Jerome herüber.
    Mahan ging zu seiner Behausung, um sich das wenige zu holen, was er zum Übernachten brauchte, um einige seiner Bücher und die Lebensmittelbüchsen einzupacken, die er auf Vorrat für plötzlichen Besuch bei der Mutter eingekauft hatte, und schließlich, um seinen Wagen fahrfertig zu machen. Es war nicht seine Absicht gewesen, über das Wochenende wegzufahren. Er hatte es zum Arbeiten verwenden wollen.
    Während Mahan tankte, kam Cargill herbei und in den Wagen herein. Er fing ein Gespräch über die zwölfte Klasse und die Unterrichtsprobleme dort an. Auch er hatte nicht damit gerechnet, daß Hugh wegfahren würde. Cargill erzählte, daß »die Zwölfte« im Verdacht stand, zu einem Geheimbund zu gehören, der mit Patricia Bighorns Selbstmord zu tun hatte. Mahan wußte von dem Gerücht, ließ Cargill aber geduldig dies und noch manches andere mitteilen, ohne sich selbst zu äußern.
    Julia hatte sich in den Pausen, in denen Hugh mit Jerome gesprochen hatte, ferngehalten; jetzt, als Mahan weggelaufen war, hatte sie ihm keinen bemerkbaren Blick nachgesandt, aber sie hatte sein Verhalten in ihre Mutmaßungen eingereiht. Am vergangenen Tag schon hatte sie einiges wahrgenommen, was bisher nicht zueinander passende Mosaiksteine in ihrem Bewußtsein zusammenrückte und zu einem Bilde formte. Das boshafte Gesicht, das durchs Fenster geschaut hatte, als sie Mahan von ihren Brüdern erzählte, war ihr unvergeßlich eingeprägt, und sie hatte unterdessen begriffen, daß es Wymans Fratze gewesen war. In den Unterrichtsstunden hatte er Julia ironisch behandelt. Sie war dadurch zunächst nicht in Verlegenheit gekommen, sondern hatte ihrerseits Mr. Wyman mit wohlvorbereiteten schwierigen Fragen verblüfft. Aber am vergangenen Tag hatte er Julia da getroffen, wo sie verwundbar war, und mit gezieltem Spott vor der Klasse mitgeteilt, daß Mr. Mahan der Literaturunterricht übertragen sei, und vielleicht habe Julia dann auch Gelegenheit, weitere Privatstunden zu nehmen.
    Seitdem kam sie nicht mehr zur Ruhe. Sie fühlte sich wie nackt und mit Schmutz beworfen. Alle ihre Empfindungen als Frau waren mit einem Schlage wach. Sie hätte Wyman ins Gesicht schlagen oder sich irgendwo verstecken wollen, wo niemand sie fand. Sie ahnte, daß Mahan von Wymans Angriff wußte. Sie glaubte jetzt, daß sie ihn liebte. Sie zitterte um ihn, wenn er ihretwegen vertrieben wurde; sie haßte ihn bei dem

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