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Welt Der Elben (1-3)

Welt Der Elben (1-3)

Titel: Welt Der Elben (1-3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Muskel seines Körpers war angespannt. So verharrte er Stunde um Stunde. Irgendwann blickte er sich um. Zalym und Tessya schliefen Arm in Arm. Und Heather? Sie lag zusammengekauert auf dem nackten Boden.
    Er zog seine Jacke aus, hockte sich zu ihr hinunter und deckte sie damit zu. Du wirst es zu Ende bringen müssen. Morgen. Ich weiß zwar nicht wie, aber wenn du scheiterst, Heather, dann sind wir alle verloren.
    Moryn erhob sich, ging zur Tür und lehnte die Stirn gegen die kalte Metallzarge. So blieb er stehen, bis der Nacken schmerzte und der Morgen graute.
    Dann fasste er einen Entschluss: Maya hatte Heather auserwählt. Wenn er Maya vertraute, dann musste er auch Heather vertrauen und hinter ihr stehen. Bedingungslos. Er schluckte und verdrängte die Albträume und Todesahnungen der letzten Tage.

62 Eingesperrt

     
    J emand war hinter der Tür – ein Schlüssel drehte sich im Schloss, dann knarzte die Angel.
    Heather war sofort hellwach. Ihr tat jeder Knochen im Leib weh. Moryn hielt ihr die Hand hin. Sie griff danach und ließ sich hochziehen.
    »Danke … auch für deine Jacke.«
    Sie hielt ihm die staubige Strickjacke hin. Er nickte, legte sich das Kleidungsstück über die Schultern und verknotete es über der Brust. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten. Du hast heute Nacht sicher kein Auge zugemacht, so wie du aussiehst, dachte Heather.
    In der Tür erschien Anselm von Rittershausen.
    »Habt ihr gut geschlafen? Na, dann wollen wir mal los. Auf geht’s! Der Brunnenschacht wartet auf euch.«
    Er trat zur Seite. »Ihr geht vor! Und, bevor ich es vergesse, wer wegläuft, wird sofort erschossen.«
    »Wo lang?« Moryn rührte sich nicht, er hatte die Fäuste geballt.
    »Da lang!«
    »Dafür werden Sie büßen.«
    »Haha, ich bin bewaffnet.«
    »Irgendwann …«
    »Schweig!«
    »Irgendwann schlafen auch Sie!«
    »Lauf jetzt endlich los, oder ich erschieße dich.«
    Moryn schwieg und trat in den Kellerflur.
    »Los, weiter!«, befahl Rittershausen.
    Sie kamen über eine Treppe an einem Seitenflügel des Hauses raus. Heather ging hinter Moryn. Sie sah, wie er mit der Hand gegen die Kante einer rauen Mauerecke schlug und sich die Knöchel aufriss. Hatte er es absichtlich getan?
    »Elende Ratte!«, fluchte Rittershausen. Er zog ein blütenweißes Taschentuch aus der Hemdtasche und warf es auf den Boden. »Da! Binde dir die Hand ab!«
    Ein roter Tropfen fiel zu Boden. Heather sah den Blutstropfen wie in Zeitlupe fallen. Moryn bückte sich und hob das Tuch langsam auf. Er umwickelte die Hand damit und senkte den Kopf. Ein weiterer Tropfen fiel zu Boden. Dieser war glasklar. Weinte Moryn etwa? Bei diesem Gedanken spürte Heather, wie sich ihr Hals immer fester zusammenschnürte, bis sie kaum noch Luft bekam.
    Tessya schluchzte plötzlich auf. Dicke Elbentränen platschten zu Boden. Es waren die dicksten Tränen, die Heather jemals gesehen hatte.
    »Wollt ihr hier Wurzeln schlagen?« Rittershausen verwischte mit dem Schuh den Blutstropfen.
    »Weiter!«
    Heather schluckte und biss sich auf die zitternde Unterlippe.
    »Alle in einer Reihe! Kynka vorne!«, befahl Rittershausen.
    »Du bleibst bei mir!« Er blickte Heather mit eisigen Augen an.
    »Ich?«
    »Ja, ich habe dich lieber im Auge«, zischte er. Dann hob er die Stimme. »Macht einer von euch eine falsche Bewegung, dann schieße ich Heather ein Loch in den Rücken.« Sie spürte den Lauf der Waffe zwischen den Schulterblättern.
    Scheiße, dachte sie. Es ist doch sowieso egal, ob ich jetzt erschossen werde oder langsam verhungere und verdurste. Wieso bettelt man um jede Sekunde, und sei sie auch noch so qualvoll?
    Zitternd folgte sie den anderen. Sie kamen an Stallungen und Nebengebäuden vorbei. Es roch nach Pferdemist. Hinter einem großen Holztor schnaubte ein Pferd.
    »Kynka, da lang! Links abbiegen!«
    Heather neigte vorsichtig den Kopf nach hinten. Sofort drückte er den Lauf fester in ihren Rücken. »Keine Mätzchen!«
    »Ja, doch!«
    »Jetzt rechts, und danach geradeaus über die Weide!«
    Tessya weinte noch immer. Auch Moryn lief mit gesenktem Kopf. Heather kaute auf ihrer zitternden Lippe, sie schmeckte Blut. Es reicht nicht für einen einzigen Tropfen. Er würde hier auf der Wiese sowieso ungesehen versickern. Spätestens mit dem nächsten Regen wären die Beweise ihrer Anwesenheit vom Erdboden getilgt.
    Vor ihr lag eine kleine Brücke, die über ein sumpfiges Stück Boden führte. Schilfgras überwucherte den matschigen Weg. Dahinter ging es bergauf.

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