Welt Der Elben (1-3)
verhungert seid. Niemand wird euch hören!«
Er lachte.
Dann gab er plötzlich Kynka einen Tritt und schubste sie in den Keller. Sie fiel hin und jaulte erschrocken auf. Wimmernd und mit schmerzverzerrtem Gesicht erhob sie sich.
»Dich brauch ich jetzt nicht mehr. Danke für deine Hilfe.«
»W-wiesooo?«, stotterte Kynka.
»Hast du etwa geglaubt, es würde mir etwas bedeuten, dass wir blutsverwandt sind? Das interessiert mich einen Dreck. Deine karrieregeile Mutter hat sich auch einen feuchten Kehricht für meinen Vater interessiert, als sie ihn verlassen hat. Wie du mir – so ich dir. Das habt ihr jetzt davon, du und deine Mutter.«
»Meine Mutter weiß, wo wir sind. Sie wird mich hier suchen.«
»Lass sie nur kommen. In ihrem Bestreben, alles ohne Schaden an ihrer Karriere regeln zu wollen, wird sie niemandem erzählt haben, wo sie hingeht. Ich kann hier in aller Seelenruhe auf sie warten. Und dann sperre ich sie zu euch in den Schacht. Wenn sie sich beeilt, erwischt sie euch vielleicht noch lebend«, höhnte er.
Moryn machte einen großen Schritt in Richtung Tür. Er hatte beide Fäuste geballt. Augenblicklich stellte auch Zalym ein Bein vor und hob die Fäuste.
Rittershausen wich sofort einen Schritt zurück und riss die Waffe hoch.
»Ihr … Ihr Scheißkerle legt mich nicht rein. Weg da! Zurück!«
Er wedelte mit der Waffe und ging dabei langsam zum Ausgang.
»Und Maya?«, rief Heather ihm hinterher, als er im Türrahmen stand.
Er riss die Augen auf. »Maya? Die brauch ich noch. Hat mit den Orkanen gute Arbeit geleistet. Im Kofferraum meiner Limousine kann ich sie überall hinbringen. Man wird sie nie finden. Nun ja, sie verweigert das Essen und Trinken. Aber wenn sie so weiter macht, werde ich ihr drohen. Ich habe den Zyrrusschlüssel. Wenn sie nicht spurt, dann hole ich mir einen nach dem anderen aus dem Palast und werfe ihn zu euch in den Schacht hinab. Erst die Kinder und zuletzt ihre Zwillingsschwester.«
Er schlug die Tür zu und schloss ab.
61 Zersprungen
K ynka schlich in eine Ecke des Raumes und setzte sich auf den Boden. Nicht einmal mit gesenktem Kopf , dachte Moryn. Er blickte zu Tessya, die sich über die Augen rieb, und hatte das Gefühl, sein Herz müsste zerspringen. Tessya hat dir vertraut und du hast sie eiskalt hintergangen. Kynka, du bist eine Unwürdige. Du bist erbärmlich.
Tessya stellte sich vor Kynka, verschränkte die Arme und blickte zu ihr hinunter. »Seit wann hast du gewusst, dass Anselm von Rittershausen hinter all dem steckt? Weiß deine Mutter das auch? … Verdammt noch mal, rede mit mir!«
Moryn drehte sich weg und blickte zur Tür. Irgendwo im Flur brannte eine Lampe. Von unten sickerte Licht durch die Ritze zwischen Tür und Boden. Er starrte auf das Licht am Boden und ballte die Fäuste. Kynka, du bist keine mehr von uns. Du hast uns an einen Menschen verraten. Der Blitz soll sich treffen. Du bist eine Schande – so wie meine Mutter. Nein, ich will jetzt nicht an sie denken. Das ist eine andere Geschichte und lange her. Und trotzdem! Mutter, ich hasse dich dafür, was du meinem Dad angetan hast … ihn verraten … für einen Mann, einen Menschen.
Wie sollte es nun mit ihnen weitergehen? Er blickte kurz hinter sich. Zalym hatte sich neben Tessya gesetzt und sie in den Arm genommen.
Sie waren ja so ahnungslos gewesen. Dachten die ganze Zeit, sie müssten Kynka schützen. Was wäre, wenn sie früher herausgefunden hätten, dass Richard Roga nicht nur Kynkas Vater, sondern auch der Vater von diesem Rittershausen ist? Dann hätten sie früher gewusst, dass sie die richtige Spur verfolgten, wegen des verlorenen Zyrrusschlüssels. Aber vermutlich hätten sie Kynka trotzdem diesen Verrat niemals zugetraut. Moryn biss die Zähne zusammen bis sein Kiefer schmerzte.
»Es tut mir ja so leid. Hört ihr?«, flüsterte Heather kaum hörbar hinter ihm und riss ihn aus den Gedanken. »Ich hätte euch sagen müssen, dass ich den Mann kenne … und dass ich das Bild mit Lyga gefunden habe.«
»Es wäre hilfreich gewesen, wenn wir es gewusst hätten.« Moryn begann auf und ab zu gehen. »Geändert hätte es wohl nichts.« Er hätte sich ohrfeigen können. Heather wollte es ihm ja erzählen – vorhin – aber er hatte ihr nicht zugehört. Später, ja, hatte sie gesagt.
Wir hätten einander vertrauen müssen.
Abrupt blieb er vor der Tür stehen. Er hatte sich abgewandt und Heather den Rücken zugekehrt. Sie sollte nicht wissen, wie er sich jetzt fühlte. Jeder
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