Welt Der Elben (1-3)
weiter.
Dann waren sie durch den Tunnel durch.
Moryn schloss das Tor.
Plötzlich hörten sie ein Zischen.
»Bsss«.
Hatten sie den Yrrwanderer eingeklemmt? Sie schauten nach oben, konnten aber nichts Verdächtiges entdecken.
21 Atylantys
D er Weg wirkte wie aus grünem Glas gegossen. Zum ersten Mal hatte Heather den Eindruck, sich in einem Tunnel zu befinden. Dabei hatten sie den Ebbytunnel doch gerade erst verlassen. Eigentlich hatte sie eine Insel oder wenigstens einen Ozean erwartet. Doch nichts dergleichen war zu sehen. Hier gab es nicht einmal Bäume oder Sträucher. Das Licht war noch dämmriger als im Tunnel, es leuchtete grünlichblau. Bereits nach wenigen Metern verlor sich die Sicht in tiefblauem Nichts.
»Wo sind wir hier?«, fragte Heather.
»Im äußeren Wall von Atylantys«, antwortete Tessya.
Für einen Moment meinte Heather einen riesigen Schatten in der Form eines Wales vorbeigleiten zu sehen. Sie blinzelte. Da war die Erscheinung wieder verschwunden.
Schon bald kamen sie an ein gläsernes Tor. Der Eingang wurde von einem Elbenpaar mit dunkelblauen Haaren und silbrig schimmernder Haut bewacht.
»Wir haben euch erwartet«, sagte die Frau.
Der Mann öffnete das Tor. »Wie konntet ihr nur so unvernünftig sein, den Ebbytunnel zu nehmen?«
Die Elben schwiegen und auch Heather hielt es für klug, nicht zu antworten. Irritiert blickte sie sich um. Wenigstens jetzt hatte sie die Umrisse einer Stadt erwartet. Aber sie wurde schon wieder enttäuscht. Hinter dem Tor sah es aus wie davor. Sie schluckte. Woher sollte sie die Kraft aufbringen noch weiter zu laufen?
Die Meer-Elbin zupfte einen Zweig aus Tessyas verzotteltem Haar. »Wir haben schon befürchtet, ihr schafft es nicht.« Sie seufzte. »Ihr seid seit Stunden überfällig, wir wollten gerade einen Suchtrupp mit Freiwilligen losschicken.«
»Ihr habt uns alle in Gefahr gebracht!«, unterbrach der Meer-Elb sie ärgerlich. »Was ist, wenn der Yrrwanderer euch gefolgt ist? Ganz Atylantys könnte in Gefahr geraten. Ihr habt euch vor dem Rat der Weisen zu verantworten!«
Moryn, Zalym und Tessya schwiegen hartnäckig und blickten zu Boden. Still folgten sie den Meer-Elben. Nach fünf Minuten kamen sie an ein gläsernes Tor.
Heather zupfte an Tessyas Ärmel. »Wo sind wir hier?«
Die Elbin nickte in Richtung des zurückliegenden Weges. »Äußerer Wall. Innerer«, sagte sie leise. »Jetzt kommt die Stadt.«
Sie sah erschöpft aus. Auch die Jungs. Hemden und Hosen waren zerfetzt und blutig. Heather wagte nicht, an sich herab zu blicken. Solange sie ihr Blut nicht sah, konnte sie die brennenden Schmerzen ignorieren.
Mühsam setzte sie einen Fuß vor den anderen und ging mit den Elben durch das Glastor. Endlich lag vor ihnen die Stadt. Sie hatte eine atemberaubende, exotische Skyline. Atylantys wirkte wie aus weißem Marmor gemeißelt. Keines der Gemäuer war eckig. Alles schien miteinander verbunden und verwachsen: Die gezwirbelten Türme und Rundbögen, die Mauern und Treppen, ja sogar sämtliche Gebäude.
Fahrzeuge gab es nicht. Die Meer-Elben waren zu Fuß unterwegs. Sie hatten sich auf den Straßen versammelt und redeten. Doch sobald die Reisenden näher kamen, verstummten die Gespräche. »Schau mal, da sind die Verrückten!«, sagte eine Frau und zeigte mit dem Finger auf die Ankommenden. Die bei ihr stehenden Meer-Elben tuschelten miteinander und schüttelten verständnislos die Köpfe.
Der Weg führte mitten in die Stadt. Heather und die Elben passierten unzählige schmale Gassen. Nicht nur die Häuserwände wirkten wie organisch gewachsen, sogar der Boden hatte Kuhlen. Heather musste gehörig aufpassen, um nicht zu stolpern. Tessya zog sich die Schuhe aus und ging barfuß weiter. »Das machen hier alle so«, flüsterte sie. Auch die Jungs hielten ihre Schuhe bereits in den Händen.
Heather zog die nassgeschwitzten Socken aus. Der Boden war angenehm warm. Es ging leicht bergauf.
Türkisfarbene und zitronengelbe Rankengewächse säumten Fenster und Türen. Veilchenblaue, orangefarbene und rote Korallenblüten wuchsen darauf. Manche sahen aus wie Seesterne.
Neben einem Eingang stand ein kleiner Junge. »Mami, schau mal! Ein Mensch!«, rief er und rüttelte am Arm seiner Mutter.
Ebenso machten es die Kinder im Frankfurter Zoo, wenn sie die Affen entdeckt hatten. Heather senkte den Kopf und weinte. Die Tränen hinterließen graue Flecken auf dem Kalkboden. Zalym griff nach ihrer Hand und drückte sie. Aber er
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