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Welt im Fels

Welt im Fels

Titel: Welt im Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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offenbar auf den Metallschienen. Vielleicht mußte er nicht zurückkehren, um sich noch mehr von den Tötungsgeräten auszusetzen.
    »Steh auf!« befahl er dem Mädchen und zog sie hoch. »Wohin führt dieser Tunnel?« Sie betrachtete entsetzt die Toten und Verwundeten, die auf dem Boden lagen, bevor sie antwortete.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie leise und schloß die Augen. »Wartung ist nicht meine Aufgabe. Vielleicht ist es ein Wartungstunnel.«
    Er ließ sich erklären, was »Wartung« bedeutete, bevor er sie auf die Plattform schob. »Wie heißt das hier?« fragte er.
    »Es ist ein Wagen.«
    »Kannst du ihn bewegen? – Ich warne dich! Versuche nicht noch einmal mich hereinzulegen!«
    Der Anblick von Gewalt und Tod hatte ihr alle Hoffnung geraubt. »Ja, ich kann es«, antwortete sie.
    »Dann zeig es mir!«
    Der Wagen war sehr einfach zu bedienen. Chimal nahm ein neues Tötungsgerät und setzte sich neben sie, während sie es ihm zeigte. Ein Hebel ließ ihn vorwärts oder rückwärts fahren, und je weiter man ihn nach vorn oder hinten drückte, desto schneller fuhr der Wagen. Wenn man ihn losließ, kehrte er in Mittelstellung zurück, und ein zweiter Hebel diente dazu, den Wagen abzubremsen und anzuhalten. Chimal fuhr langsam vorwärts und duckte sich, als sie in den Tunnel einfuhren, bis er merkte, daß noch genug Platz zwischen seinem Kopf und der Felsendecke war. Die Lampen – er hatte auch dieses Wort inzwischen gelernt – sausten immer schneller an ihnen vorbei, je stärker er auf den Hebel drückte. Schließlich hatte er ihn bis zum Anschlag nach vorn geschoben, und der Wagen raste mit ungeheurer Geschwindigkeit durch den Tunnel, und die Luft heulte um die durchsichtige Frontwand. Wachmann Steel hockte verängstigt neben ihm, und er lachte und setzte die Geschwindigkeit herab. Die Lichterkette vor ihnen begann nach rechts zu kurven, und Chimal zog den Hebel noch weiter zurück. Der Bogen setzte sich fort, dann führte der Tunnel wieder geradeaus und begann sich nach unten zu senken. Das Gefälle war nicht steil, aber es war endlos lang. Nach etlichen Minuten hielt Chimal den Wagen an und befahl der Steel, auszusteigen und sich an die Wand zu stellen.
    »Du willst mich hier aussetzen«, fragte sie erschrocken.
    »Nicht, wenn du dich ordentlich benimmst. Ich will nur das Gefälle in diesen Tunnel prüfen – steh ganz gerade! Ja, gut so. Huitzilopochtli bewahre mich, es geht immer noch abwärts – wohin? Es gibt nichts anderes in der Erde als die Hölle, wo Mixtec, der Totengott, lebt. Fahren wir dorthin?«
    »Ich … weiß es nicht«, sagte sie.
    »Also gut, wenn wir zur Hölle fahren, kommst du jedenfalls mit. Steig wieder ein! Ich habe in den letzten Tagen mehr Wunder und merkwürdige Dinge gesehen, als ich je geträumt habe. Die Hölle kann auch nicht schlimmer sein.«
    Nach einiger Zeit endete das Gefälle, und der Tunnel führte horizontal weiter. Schließlich sah Chimal weit voraus helles Licht und fuhr ganz langsam darauf zu. Sie näherten sich einer sehr großen Höhle, die gut ausgeleuchtet und anscheinend leer war. Er hielt den Wagen kurz davor an und näherte sich zu Fuß, Wachmann Steel vor sich her schiebend. Sie blieben am Eingang stehen und spähten hinein.
    Es war ein gigantischer Raum, aus dem massiven Fels herausgehauen. Die Gleise aus ihrem Tunnel führten quer durch die Halle und verschwanden in einem Tunnel auf der anderen Seite. An den Seiten und in der Decke waren Lampen, aber das meiste Licht kam durch ein großes Loch in der Decke am hinteren Ende der Kammer. Das Licht sah wie Sonnenlicht aus.
    »Das kann doch nicht wahr sein«, sagte Chimal. »Wir kehrten dem Tal den Rücken, als wir den Geierplatz verließen, das könnte ich schwören. Fuhren in den Fels hinein und abwärts – und zwar eine ziemlich große Strecke. Das kann kein Sonnenlicht sein – oder doch?« Eine plötzliche Hoffnung stieg in ihm auf. »Wenn wir abwärts fuhren, könnten wir durch einen der Berge gefahren und in einem anderen Tal herausgekommen sein, das tiefer liegt als unseres. Dein Volk kennt also einen Ausweg aus dem Tal, und dies ist er.«
    Das Licht wurde heller. Es flutete durch das Loch herein und schien über die lange Rampe herunter, die an dessen Rand hinaufführte. Zwei Schienen, ähnlich denen, die ihren Wagen trugen, nur viel größer, führten die Rampe herab, quer durch den Raum und in eine Öffnung im Boden, die ebenso groß war wie die in der Decke.
    »Was ist das?« fragte Chimal, als

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