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Welt im Fels

Welt im Fels

Titel: Welt im Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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segne dich!« sagte der alte Mann und eilte davon.
    »Würdest du mir bitte zeigen, wie ihr arbeitet«, sagte Chimal.
    »Ich danke dir für die Ehre«, antwortete das Mädchen.
    Sie führte ihn in einen großen, kreisrunden, hochgewölbten Raum, in dem in Augenhöhe Bildschirme in die Wand eingelassen waren. Wachleute saßen vor den Schirmen, trugen Kopfhörer und sprachen gelegentlich in Mikrophone, die vor ihren Lippen hingen. In der Mitte des Raumes war eine erhöhte Beobachtungsstation.
    »Der Oberwachmann sitzt dort«, sagte die Steel und zeigte auf ihn. »Er organisiert die Arbeit von uns allen und leitet uns. Wenn du dich hierher setzt, will ich dir zeigen, was wir zu tun haben.«
    Chimal setzte sich auf einen leeren Beobachtersessel, und sie zeigte ihm die Bedienungselemente.
    »Mit diesen Knöpfen wählt man den gewünschten Beobachtungspunkt. Es gibt 134, und jeder hat eine Nummer, die ein Wachmann alle auf Anhieb auswendig kennen muß. Möchtest du etwas sehen?«
    »Ja. Gibt es einen Punkt am Teich unter dem Wasserfall?«
    »Ja. Nummer 67.« Sie drückte auf die Knöpfe, und der Teich erschien auf dem Schirm, von dem Wasserfall aus gesehen. »Wenn wir hören wollen, tun wir das.« Sie betätigte einen weiteren Knopf. Das Rauschen des Wassers war klar in seinen Kopfhörern zu vernehmen, und aus den Bäumen klang der Gesang eines Vogels.
    »Liegt der Aufnahmepunkt an der Felswand?«
    »Ja, die meisten liegen dort, damit sie nicht entdeckt werden. Obgleich natürlich viele in den Tempeln verborgen sind, so wie dieser.« Der Teich verschwand, und es erschien Itzcoatl, der über die breite Treppe der Pyramide unter dem Tempel schritt. »Er ist der neue Oberpriester. Sobald er offiziell dazu ernannt war und die richtigen Gebete gesprochen und die Opfer dargebracht hatte, ließen wir die Sonne aufgehen. Die Sonnenwarte sagen, daß sie sich immer über eine Gelegenheit freuen, die Sonne für einen Tag anzuhalten. Es gibt ihnen die Möglichkeit, sie zu überholen und neu aufzuladen.«
    Chimal bediente die Apparatur, wählte beliebige Nummern und tippte sie in die Maschine.
    »Dort«, sagte die Steel und zeigte auf das Bild, »kannst du die vier hohen Felsen am Flußufer sehen. Sie sind zu steil zum Besteigen …«
    »Ich weiß, ich habe es versucht.«
    »… und auf jedem von ihnen sind zwei Aufnahmepunkte. Sie dienen zur Beobachtung und Steuerung von Coatlicue unter besonderen Umständen.«
    »Ich hatte vorhin einen von ihnen auf dem Schirm«, sagte er und drückte die Knöpfe. »Nummer 28. Ja, hier ist er.«
    »Du merkst dir die Kennziffern erstaunlich schnell«, sagte sie verblüfft. »Ich mußte sie viele Jahre lernen.«
    »Zeig mir bitte alle Einrichtungen hier«, sagte Chimal und stand auf.
    »Bitte. Alles, was du willst.«
    Sie gingen zuerst zum Refektorium, wo einer vom Personal ihnen Platz anbot und warme Getränke brachte.
    »Alle scheinen über mich Bescheid zu wissen«, sagte er. »Wie ist das möglich?«
    »Es wurde uns bei der Morgenandacht gesagt. Du bist der Erste Ankömmling, und alle sind sehr aufgeregt.«
    »Was trinken wir?« fragte er, um das Thema zu wechseln. Ihm mißfiel der ehrfürchtige Ausdruck in ihrem blassen Gesicht.
    »Man nennt es Tee. Findest du ihn erfrischend?«
    Er sah sich in dem großen Raum um, der von Gemurmel und Geschirrklappern erfüllt war, und plötzlich fiel ihm etwas auf. »Wo sind die Kinder? Ich glaube nicht, daß ich irgendwo eins gesehen habe.«
    »Darüber weiß ich nichts«, sagte sie, und ihr Gesicht wurde noch eine Spur blasser. »Wenn es welche gibt, müssen sie in der Kinderstation sein.«
    »Du weißt es nicht? Das ist eine merkwürdige Antwort. Bist du selbst einmal verheiratet gewesen, Wachmann Steel? Hast du Kinder?«
    Ihr Gesicht wurde mit einemmal feuerrot. Sie stieß einen erstickten Schrei aus und rannte aus dem Refektorium.
    Chimal trank seinen Tee und ging dann zum Chefobservator zurück, der ihn schon erwartete. Er erklärte ihm, was geschehen war, und der alte Mann nickte ernst.
    »Wir können darüber sprechen, da die Observatoren für alle Dinge zuständig sind, aber die Wachleute empfinden es als schmutzig, darüber zu sprechen. Sie führen ein Leben der Reinheit und des Verzichts und stehen hoch über den tierischen Verhältnissen, die im Tal herrschen. Ihr Glaube ist stark.«
    »Offensichtlich ja. Ich hoffe, du erlaubst mir die Frage – müssen deine Beobachter nicht irgendwoher kommen?«
    »Aus der Kinderstation. Die ist aber unwichtig. Wir

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