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Welt im Fels

Welt im Fels

Titel: Welt im Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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Ankömmling, das erkenne ich jetzt. Aber ich wollte es dich nicht wissen lassen, bevor du dir das ganze Wissen angeeignet hattest. Das muß jetzt der Fall sein, sonst hättest du es nicht entdeckt.« Er betätigte einen Schalter, und die Motoren summten, während sein Anzug ihn wieder auf die Füße stellte und quer durch den Raum bewegte.
    »Die Konferenz ist hier im Logbuch eingetragen. Ich war damals noch ein junger Mann, der jüngste Observator zu jener Zeit. Vor wieviel Jahren war das? Ich weiß es nicht genau, aber ich erinnere mich noch an jede Einzelheit.« Er setzte sich wieder hin, ein rot gebundenes Buch in den Händen.
    »Wir brauchten Wochen, Monate, um nach Abwägen aller Tatsachen zu einer Entscheidung zu kommen. Der Chefobservator stand da und trug uns die Beobachtungsergebnisse vor. Die Instrumente zeigten an, daß wir uns verlangsamt hatten, daß neue Daten eingefüttert werden mußten, um uns in eine Umlaufbahn um den Stern zu bringen. Dann trug er uns die Planetenbeobachtungen vor, und wir waren alle tief bekümmert über die Entdeckungen. Die Planeten waren zum Besiedeln ungeeignet. Es war sinnlos, sie anzufliegen. Als der Chefobservator uns das erklärte, wußten wir alle, was zu tun war. Der Große Planer hatte selbst für diesen Tag vorgesorgt, für den Fall, daß sich um den Proxima Centauri keine zufriedenstellenden Planeten finden ließen und ein neuer Kurs auf Alpha Centauri festgelegt werden mußte. Oder war es Wolf 359 im Löwen? Das habe ich vergessen. Aber es steht alles hier drin, die Wahrheit über die Entscheidung. So schwer es fiel, sie zu treffen – sie wurde getroffen.«
    »Darf ich das Buch sehen? An welchem Tag wurde das entscheiden?«
    »Ein historischer Tag, aber sieh selbst nach!« Der alte Mann lächelte und klappte das Buch vor sich auf.
    Chimal nahm das Buch und las die Eintragung. Sie umfaßte weniger als eine Seite.
    »Hier steht nichts über die Beobachtungen und die Gründe für die Entscheidung«, sagte er. »Nichts über die Planeten, die als ungeeignet erachtet wurden.«
    »Ja dort, am Anfang des zweiten Absatzes. Wenn du erlaubst, kann ich es aus dem Gedächtnis zitieren … ›daher konnten allein die Beobachtungen das zukünftige Handeln bestimmen. Die Planeten waren ungeeignet‹.«
    »Aber warum? Es werden keine Einzelheiten angegeben.«
    »Einzelheiten sind nicht erforderlich. Dies war eine Glaubensentscheidung. Der Große Planer hatte die Möglichkeit, daß keine geeigneten Planeten gefunden würden, in seine Pläne einbezogen. Wenn die Planeten geeignet gewesen wären, hätte Er uns nicht die Wahl gelassen. Wir sahen alle durchs Teleskop und waren uns einig. Die Planeten waren ungeeignet. Sie waren winzig klein und hatten kein eigenes Licht wie eine Sonne und waren sehr weit entfernt. Sie waren offensichtlich ungeeignet …«
    Chimal sprang auf und knallte das Buch auf den Tisch.
    »Willst du damit sagen, daß ihr eine so wichtige Entscheidung getroffen habt, nachdem ihr aus astronomischer Entfernung bloß einen kurzen Blick durch das Teleskop geworfen hattet? Daß ihr die Planeten nicht angesteuert, beobachtet, untersucht, keine Landungen unternommen, keine Fotos gemacht habt …?«
    »Ich weiß nichts über solche Dinge. Das müssen Dinge sein, die von Ankömmlingen unternommen werden. Wir konnten das Tal nicht öffnen, bis wir sicher waren, daß diese Planeten sich für eine Besiedlung eigneten. Überleg dir, welches Risiko wir eingegangen wären! Was wäre geschehen, wenn die Ankömmlinge diese Planeten ungeeignet gefunden hätten? Wir wußten, was auf dem Spiel stand. Jeder einzelne von uns erforschte gründlich sein Gewissen, bevor wir uns entschieden. Und wir kamen zu dem Schluß, daß die Planeten ungeeignet waren.«
    »Das war eine rein dogmatische Entscheidung! Ihr habt geglaubt, die Planeten seien ungeeignet. Nichts als euer Glaube hat eure Entscheidung bestimmt, nicht die Tatsachen.«
    »Der Glaube von guten Männern, wahrhaften Männern. Wie könnten wir uns irren, wenn unser Glaube unser Handeln bestimmt?«
    Schweigend notierte sich Chimal das Datum der Entscheidung auf seiner Schreibtafel und legte das Buch auf den Tisch zurück.
    »Bist du nicht der Meinung, daß es die weiseste Entscheidung war?« fragte der Chefobservator unsicher lächelnd.
    »Wenn du mich schon nach meiner Meinung fragst«, sagte Chimal. »Ich halte euch alle samt eurem Glauben für verrückt.«
    »Blasphemie! Warum sagst du so etwas?«
    »Weil ihr überhaupt nichts

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