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Welt im Fels

Welt im Fels

Titel: Welt im Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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über diese Planeten wußtet, und eine Entscheidung, die ohne Kenntnis der Tatsachen gefällt wird, ist abergläubischer Unsinn.«
    »Ich brauche mir diese Beleidigungen nicht anzuhören – auch nicht vom Ersten Ankömmling! Ich bitte dich mit allem Respekt, mein Quartier zu verlassen.«
    »Tatsachen bleiben Tatsachen, und Vermutungen bleiben Vermutungen. Eure Entscheidung war einfach unsinnig! Ihr habt euch auf Vermutungen auf der Basis von unvollständigen Fakten verlassen.« Chimal schrie den alten Mann an: »Ihr dogmengläubigen Trottel hattet überhaupt keine Fakten! – Was sagten denn die anderen zu eurer Entscheidung?«
    »Die wußten nichts davon. Es war nicht ihre Entscheidung. Sie dienen, mehr wollen sie nicht. Mehr wollten auch wir Observatoren nicht«, sagte der Chefobservator verschüchtert.
    »Dann will ich es ihnen allen sagen, und den Computer aufsuchen. Wir können immer noch umkehren.«
    Das Ektoskelett summte, um seinen Körper zu folgen, als der alte Mann aufstand und zornig auf Chimal zeigte.
    »Das darfst du nicht. Es ist geheim für sie, und ich verbiete dir, es zu erwähnen – oder in die Nähe der Computer zu gehen. Die Entscheidung der Observatoren kann nicht rückgängig gemacht werden.«
    »Warum nicht? Ihr seid nur Menschen. Verdammt fehlbare und dumme dazu. Ihr habt einen Fehler gemacht, und ich werde ihn korrigieren, und du wirst mich nicht daran hindern.«
    »Wenn du das tust, beweist du damit, daß du doch nicht der Erste Ankömmling bist, sondern jemand anders. Ich weiß nicht was. Ich muß sehen, ob ich im Handbuch etwas darüber finde.«
    »Sieh du nach! Ich handle. Wir kehren um.«
    Minuten nachdem Chimal die Tür zugeknallt hatte, stand der Chefobservator noch da und starrte ihm nach. Als er schließlich zu einem Entschluß kam, stöhnte er laut und vergrub sein Gesicht in den Händen. Er hätte vor Schmerz weinen mögen, aber harte Entscheidungen waren notwendig; das war die Last seines Amtes. Er hob den Sprechapparat an die Lippen und gab den Ruf durch.
     
    An der Tür stand NAVIGATIONSRAUM – ZUTRITT NUR FÜR OBSERVATOREN. Chimal stieß die Tür auf und ging hinein.
    Der Raum war klein und enthielt nur zwei Stühle, ein Computer-Eingabegerät, einige Datenhandbücher und an der Wand eine vereinfachte Bedienungsanleitung. Das Eingabegerät war für eine einzige Funktion bestimmt und nahm Anweisungen im Klartext auf. Chimal las die Anleitungen, setzte sich dann vor das Gerät und tippte eine Frage ein.
    FÜHRT UNSERE BAHN INS SYSTEM PROXIMA CENTAURI?
    Als er den Knopf der Ausgabe drückte, wurde es in dem Gerät lebendig, auf dem Bildschirm erschienen die Buchstaben:
    NEIN.
    SIND WIR AN PROXIMA CENTAURI VORBEIGEFLOGEN?
    FRAGE IST UNKLAR. SIEHE ANWEISUNG 13.
    Chimal dachte nach und gab dann eine neue Frage ein.
    KANN DIE BAHN GEÄNDERT WERDEN, UM INS SYSTEM PROXIMA CENTAURI ZU GELANGEN?
    JA.
    Es war also noch nicht alles verloren. Chimal tippte die nächste Frage ein:
    WANN ERREICHEN WIR PROXIMA CENTAURI, WENN DIE BAHN JETZT GEÄNDERT WIRD?
    Diesmal brauchte der Computer fast drei Sekunden für die Antwort, weil viele Berechnungen angestellt und gespeicherte Daten abgerufen werden mußten, dann erschien die Antwort auf dem Bildschirm:
    ANKUNFT 100 ASTRONOMISCHE EINHEITEN ABSTAND PROXIMA CENTAURI 17 432 TAGE.
    Chimal dividierte im Kopf. Das waren nicht ganz fünfzig Jahre. Die Ankunft könnte sogar noch in meine Lebenszeit fallen, dachte er, wenn wir die Kurskorrektur sofort vornehmen.
    Aber wie? Wie konnten die Observatoren dazu gebracht werden, die Bahn zu ändern? Es gab die Möglichkeit, daß er die richtigen Anweisungen und Handbücher suchte und die Korrektur selbst ausführte, aber nur wenn er ungestört blieb. Er konnte unmöglich das Werk vollbringen, während sie ihm in offener Feindseligkeit gegenüberstanden. Und Worte allein würden sie nicht überzeugen. Wie konnte er sie zwingen, die Bahnänderung durchzuführen?
    Die Luftanlage? Die Geräte, die er repariert hatte – sie waren lebenswichtig, aber nur auf lange Sicht. Wenn sie irgendwie beschädigt würden, wäre er der einzige, der sie wieder instand setzen konnte. Das war die Lösung! Und er würde mit der Reparatur nicht eher beginnen, bevor der Kurs geändert war und sie sich auf dem Weg in das System Proxima Centauri befanden.
    Er ging auf den Korridor hinaus und sah den Chefobservator und die anderen Observatoren auf ihn zukommen, mit der höchsten Geschwindigkeit, die ihnen ihre Ektoskelette erlaubten.

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