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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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die Worte den Zauber, der noch vor Kurzem auf diesem Ort lag, gebrochen. Btol erkannte, wie lebensfeindlich und öde die Wüste war, welche Gefahr ihre Unendlichkeit barg. 'Ich muss umkehren, sonst sterbe ich.' Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Er machte augenblicklich kehrt und lief in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Er lief ohne Pause. Am Abend hatte er den Saum der Wüste erreicht, doch er setzte seinen Weg fort, bis er auch das trockene Grasland hinter sich gelassen hatte, dass die fruchtbaren Küstenregionen von der Wüste trennte. Glücklicherweise war das Grasland hier nur ein relativ schmaler Streifen, sodass es im Laufe der Nacht Farmland erreichte. Er entdeckte einen kleinen Tümpel, aus dem er begierig trank. Dann ließ er sich erschöpft ins Gras fallen und, noch bevor er irgendeinen Gedanken fassen konnte, war er schon eingeschlafen.
     

    Jahr 3636 Mond 11 Tag 2
    Heet, Helwa
    „ Wie konntest du nur? Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, was dir alles hätte geschehen können, allein und ohne Ausrüstung in der Wüste?“
    Btol hatte seine Mutter noch nie so aufgewühlt erlebt. Für gewöhnlich war sie beherrscht und rational, wo andere bereits den Tränen nahe waren. Aber vielleicht war dies ja auch nur Fassade, schließlich musste sie als Königin auf ihr Auftreten achten. Möglicherweise sah er nun zum ersten Mal das wahre Wesen seiner Mutter. Ihrem Gesicht und ihren Gesten war deutlich anzusehen, wie sehr zwei Gefühle im Widerstreit miteinander lagen. Einerseits war sie froh, dass er wieder sicher im Palast weilte, andererseits war sie wütend, weil er sich in eine solche Gefahr gebracht hatte. Er wusste, dass seine Mutter sich mit dieser Standpauke abreagieren wollte, daher ließ er sie ohne Widerworte über sich ergehen.
    Die Schelte, die er von seiner Reisegesellschaft hatte einstecken müssen, war gegen das, was ihm seine Mutter angedeihen ließ, harmlos gewesen. Aber vielleicht war es ihm auch nur so vorgekommen, schließlich war er, als sie ihn drei Tage nach seinem Verschwinden fanden, völlig entkräftet gewesen. Er war sich seiner Dummheit mehr als bewusst gewesen, sodass alles gegen seine Selbstvorwürfe verblasste. Nach knapp einem Mond aber hatte er die Geschehnisse verarbeiten können. Er hatte erkannt, dass mehr im Spiel gewesen war als jugendliche Dummheit und Leichtsinn. Der Sog, der von der Wüste auf ihn ausgeübt worden war, war keine Einbildung gewesen. Doch noch war nicht der richtige Zeitpunkt, mit seiner Mutter darüber zu sprechen, sie war noch zu sehr in Rage. Also schwieg Btol.
    Eine gefühlte Ewigkeit hatte sie ihm seine Unvernunft vorgehalten, nur unterbrochen von gelegentlichen tiefen Seufzern und Umarmungen, die ihm zeigten, dass ihre Worte ihrer Liebe zu ihm entsprangen. Nun aber hatte sie geendet. Sie schaute ihn direkt an. Er wagte es, ihr in die Augen zu sehen und sprach: „Mutter, es tut mir leid. Ich wollte dir keinen Kummer bereiten. Ich kann selbst nicht verstehen, was über mich gekommen war. Es war wie ein Zwang, ein Zauber, der mich diesen Weg einschlagen ließ. Dass ich mich in Gefahr brachte, wurde mir erst klar, als ich schon tief in der Wüste war.“
    Von der Stimme in seinem Kopf, die ihm Warnung gewesen war, erzählte er seiner Mutter zunächst nichts. Zu seltsam war diese Erfahrung gewesen, die er noch nicht einzuordnen vermochte. Wahrscheinlich würde die Erwähnung dieses Details seine Mutter noch mehr sorgen. Er fuhr fort: „Erst als ich die Wüste verlassen hatte, konnte ich das ganze Ausmaß der Gefahr wahrnehmen. Erst dann war der Sog verschwunden, der mich immer tiefer in die Zentralwüste hat vordringen lassen. Den Göttern sei Dank, dass ich noch rechtzeitig umkehren konnte. Es tut mit leid, dir Kummer bereitet zu haben. Was immer du als Strafe ersinnst, ich werde sie auf mich nehmen.“
    Seine Mutter erwiderte nichts, blickte ihn mit traurigen Augen an und verließ sein Zimmer. Ihm blieb nur, hier auf ihre Entscheidung zu warten.
     

    Das Gespräch mit ihrem Sohn hatte Gefühle ausgelöst, die sie in den vergangenen Tagen so erfolgreich unterdrückt hatte. Als der Bote sie vom Verschwinden ihres Sohnes unterrichtet hatte, hatte sie sich ganz in die Planung einer Suche vertieft. Noch bevor diese jedoch hatte beginnen können, war ein weiterer Bote eingetroffen, der die Auffindung Btols verkündet hatte. Auch hatte sie durch jenen in groben Zügen erfahren, was geschehen war.
    Die dann folgenden zehn Tage bis zur

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