WELTEN-NEBEL
einige Augenblicke, in denen die Krieger ihn ansahen, doch das war ausreichend. Die Flüchtenden entkamen aus der Hütte, und obgleich die Krieger ihnen sogleich nachsetzten, konnten sie ihnen nicht mehr habhaft werden. Kaum hatten die drei das Tor passiert, da gaben die Krieger die Verfolgung auf. Mit ihren schweren Waffen konnten sie einfach nicht so schnell laufen, als dass sie die unbewaffneten Männer hätten einholen können. Auch boten die Berge genug Möglichkeiten, sich zu verstecken, eine Suche wäre aussichtslos. Der Anführer tobte und ordnete wieder besseren Wissens eine Suche nach den Flüchtigen an.
Rihnall hoffte, seine Wut würde noch eine ganze Weile anhalten, denn dies würde verhindern, dass er einen klaren Gedanken fasste und sich seines Beitrag zu der Flucht bewusst wurde. Sobald dies geschähe, wären sie in großer Gefahr. Er schnappte sich Süylin. Sie mussten außer Sicht kommen. In ihre Hütte konnten sie nicht gehen, denn dort würde man sie wohl zuerst suchen. Also steuerten sie Bevans an.
Bevan hatte nicht an dem Treffen teilnehmen dürfen, hatte sich in ihrer Hütte aufhalten müssen. Glücklicherweise hatte man es nicht für nötig gehalten, dies zu überwachen. Daher konnten er und Süylin ungesehen ins Innere schlüpfen.
In knappen Worten schilderte er Bevan, was geschehen war. Er endete mit den Worten: „Wir müssen hier weg und du musst uns begleiten.“
„ Aber meine Flucht wird einen Krieg verursachen.“
„ Nein, der ist schon im Gange. Schnell, packen wir zusammen, was wir brauchen können.“
„ Sollten wir nicht bis zum Einbruch der Dunkelheit warten?“, gab Süylin zu bedenken.
„ Nein, ich glaube nicht, dass sie so lange brauchen werden, bis wir ihnen wieder in den Sinn kommen. Wir werden sofort gehen. Verhaltet euch so unauffällig wie möglich. Tut, als würdet ihr auf die Felder gehen. Bei einer der Jagden habe ich in südlicher Richtung eine Baumgruppe gesehen. Sie ist außerhalb der Sichtweite des Dorfes. Dort treffen wir uns.“
„ Kommst du nicht mit uns?“
„ Ich werde versuchen, noch etwas Nahrung und vielleicht Waffen aufzutreiben, dann komme ich nach.“
Seine Frau sah aus, als wollte sie Einwände äußern, doch für Diskussionen war keine Zeit. Ein kurzer Kuss, dann schob er sie zur Tür hinaus.
Vom Fenster aus überzeugte er sich, dass die beiden Frauen das Tor unbehelligt passieren konnten. Dann machte auch er sich auf den Weg.
Der Diebstahl der Lebensmittel war einfacher als gedacht. Alle Krieger waren unterwegs, um die Flüchtigen zu ergreifen. Der Rest der Bevölkerung stand in Gruppen beieinander und erging sich in Vermutungen über die Vorfälle.
Beim Durchqueren des Tors wurde er von einem Jungen angesprochen, wohin er ginge. Sein Herz setzte kurz aus, dann stammelte er etwas davon, dass er für die Sicherheit der Frauen auf dem Feld Sorge tragen sollte. Offenbar glaubte der Junge ihm und so konnte er seinen Weg fortsetzen. Er musste sich zusammenreißen, um nicht zu rennen, sondern seinem Weg den Anschein der Normalität zu geben. Er schlug einige Haken, um die Deckung großer Felsbrocken und natürlicher Erhebungen und Senken zu nutzen. Als das Dorf außer Sicht war, begann er zu laufen.
Endlich erreichte er die Baumgruppe, wo er schon ungeduldig erwartet wurde. Süylin fiel ihm sofort um den Hals. Er lehnte sich an einen der Bäume, um einen Moment zu verschnaufen und zu Atem zu kommen.
Die Baumgruppe war groß, fast schon ein Wäldchen, und die Bäume standen so dicht, dass ihre Kronen kaum Tageslicht hindurchließen. Diese Dunkelheit vermittelte ihm den Eindruck von Schutz und Sicherheit. Sie würden noch ein Stück tiefer hineingehen und dort bis zum Einbruch der Nacht rasten. Erst bei Dunkelheit würden sie weiterziehen.
DUNKLE WOLKEN
Mond 7 Jahr 3688
Sommer
In der Nähe des Großwaldes, Atress
Sie streckte sich auf dem weichen Waldboden aus. Weniger das Laufen als vielmehr die Aufregung der überstürzten Flucht hatte sie erschöpft. Nun, da sie vorerst in Sicherheit waren, begannen ihre Gedanken zu kreisen. War es wirklich nötig gewesen, die Siedlung zu verlassen? Schließlich hatte sie sich nichts zuschulden kommen lassen. Insgeheim aber wusste sie, dass dies nicht entscheidend war. Ihr Vater wurde verdächtigt, einen Anschlag auf den Anführer geplant zu haben und war nun auf der Flucht. Da hätte sie kaum auf Gnade hoffen können. Sie musste Rihnall dankbar sein, dass er daran gedacht hatte, sie
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