WELTEN-NEBEL
Tempels, aber das war bei Weitem zu aufwendig. Sie würde also alles auswendig lernen müssen. Vielleicht gelang es ihr, aus Blättern eine Art Besen zu basteln, der es ihr erlaubte, einmal freigeräumte Bereiche des Bodens dauerhaft von Sand freizuhalten. Dann konnte sie den Text, so es denn einer war, in Gänze betrachten. Tatsächlich glückte ihr der Bau. Am nächsten Tag würde sie beginnen, den Sand aus dem Tempel zu schaffen.
Jahr 3620 Mond 4 Tag 29
Heet
Elec bahnte sich seinen Weg durch die Straßen Heets. Die Stadt machte einen lebhafteren Eindruck, als er es in Erinnerung hatte. Kahal hatte sich noch vor den Toren der Stadt von ihm verabschiedet. Nun war er auf sich allein gestellt. Obgleich er auf seinem Weg genug Zeit gehabt hätte, hatte er sich keinen Plan zurechtgelegt. Er wusste nicht, wie er seinem Vater gleich gegenübertreten sollte. Falls man ihn überhaupt in den Palast lassen würde. Er schaut an sich hinab. Die Reise der vergangenen Monde hatte ihre Spuren hinterlassen. Seine Kleidung war zerschlissen, seine Haut braun gebrannt, seine Haare lang und ungepflegt. Würden die Torwachen ihn überhaupt als Prinz Elec erkennen? Und was sollte er seinem Vater sagen, wenn er nun alleine zurückkehrte? Als er sich dem Palast näherte, sah er schwarze Fahnen auf jedem Turm wehen. Wessen Tod wurde hier betrauert? Vielleicht hatte sein Vater im Zorn mal wieder eine seiner Konkubinen getötet, nur um nachher bitterlich um sie zu trauern? So etwas war schon einmal vorgekommen.
Er erreichte das äußere Tor und zu seinem Erstaunen erkannte die Wache ihn sofort. „Prinz Elec, welch Freude Euch wiederzusehen.“
„ Was haben die schwarzen Flaggen zu bedeuten?“
Der Soldat wand sich vor Unbehagen, konnte dem Prinzen die Antwort jedoch nicht verweigern: „Ihr habt es noch nicht vernommen? Spricht man in der Stadt nicht davon? Der König liegt seit gestern schwer krank danieder.“
Jahr 3620 Mond 4 Tag 29
Jal
Kurz vor Sonnenuntergang steuerte Darija das Schiff in den Hafen von Jal. Felkan konnte deutlich ihre Ungeduld spüren. Als sie das Schiff in einen Liegeplatz festgemacht hatte, sagte er: „Lauft ruhig schon mal zu Euren Eltern, ich kümmere mich um das Ausladen. Ihr müsstet nur jemanden schicken, der mir den Weg zum Haus Eurer Eltern zeigt.“
„ Danke. Ich werden meinen Vater und meine Brüder schicken, damit sie Euch helfen.“
Kaum hatte ihre Mutter die Tür geöffnet, fiel sie Darija um den Hals. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Darija losmachen konnte. „Willst du uns nicht hineinbitten?“
„ Aber natürlich. Ich bin nur so froh, dich wiederzusehen. Und natürlich auch Euch, Zada. Wo ist Mawen? Und wer ist dieses entzückende junge Mädchen?“
„Mutter, du musst mir schon Zeit lassen, deine Fragen zu beantworten.“
Inzwischen waren sie in der Küche des Hauses angelangt und Darija ließ sich auf einen der Stühle fallen. „Darf ich dir Tira vorstellen, Zadas Schwester.“ Sie fuhr auf Helwarisch fort: „Tira, das ist meine Mutter Carlynn.“ Dann wechselte sie wieder in ihre Muttersprache, um Carlynn nach dem Aufenthaltsort ihres Vaters und ihrer Brüder zu fragen, doch kaum hatte sie dies getan, da standen alle drei, angelockt von dem Tumult im Haus, auch schon vor ihr. Sie konnte sich kaum vor Umarmungen retten. Auch Zada und selbst Tira wurden gedrückt. Endlich gelang es ihr, sich trotz der allgemeinen Aufregung Gehör zu verschaffen. Sie wollte Felkan nicht zu lange am Hafen warten lassen. Für ausführliche Erzählungen wäre später noch genug Zeit. Ohnehin brauchte sie noch etwas, um wirklich richtig zu begreifen, dass sie nun wieder zu Hause war. Daher war sie ganz froh, als sich die Männer unverzüglich auf den Weg zum Hafen machten.
Er begann, die Sachen aus dem Laderaum zu räumen. Viel gab es nicht, den ein Großteil der Vorräte hatten sie auf der Überfahrt verbraucht. Neben diesen Resten gab es nur noch etwas Kleidung, ein paar Decken, ein paar nautische Gerätschaften und die Aufzeichnungen Mawens. Als er alles an Deck gebracht hatte, stand er drei Männern gegenüber. Sie stellten sich als Aden, Roji und Jaren vor und mussten wohl Darijas Vater und Brüder sein. Gemeinsam trugen sie das Gepäck durch die Straßen Jals. Unterwegs wurden ihm allerlei Fragen gestellt, aber er konnte kaum eine beantworten, da er sie zumeist nicht verstand. Auch seine wenigen Antworten waren wahrscheinlich wenig aufschlussreich, da ihm die
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