Welten-Reise
zugefügt hatte. Bald gab er den Ve r such auf, sich selbst zu befreien. Er konnte es nicht. Die Stricke waren magisch befestigt. Also schlief er die meiste Zeit und wurde langsam schwächer.
Nach einigen Tagen des Nachdenkens wurde ihm bewußt, daß er hier eigentlich nicht verbluten konnte, weil es ja nicht sein richtiger Körper war. Was hier geschah, war mehr Schein als Wirklichkeit. Aber er schien noch immer an Kraft zu verlieren, warum? Weitere Tage des Nachdenkens brachten die Antwort: Sein richtiger Kö r per lag draußen in Xanth ohne Nahrung. Das würde ihn mit der Zeit schwächen. Die Stricke hielten seinen Traumkörper, und sein richtiger Körper wurde von dem Guckloch festgehalten.
Eine Nymphe kam vorbei. »Es tut mir leid, dich in so einer mi ß lichen Lage vorzufinden, Riese«, sagte sie. »Ich würde dich befre i en, wenn ich könnte. Aber ich kann nicht, weil jeder hier weiß, daß du hier eingebrochen bist und verschiedene Einrichtungen zerstört hast.«
»Ich habe Gina gesucht«, erklärte er.
»Gina? Oh, ja, die Riesin, die eine Fiktion ist. Ich denke, wenn du sie einfach vergißt, würde der Hengst der Finsternis dich gehen lassen.«
»Ich kann sie nicht vergessen«, bestand Richard.
»O je, das ist zu dumm. Gut, ich muß weiter. Ich habe eine Traumfeier auf Schloß Roogna zu bestehen. Ich bin eine von den Extras, aber es ist hauptsächlich ein schlechter Traum.« Die Ny m phe entfernte sich. Nymphen waren nicht bekannt für die Tiefe oder die Langlebigkeit ihrer Gefühle.
In den nächsten Tagen dachte Richard viel über Gina nach. Das Pferd sagte, daß sie nicht existiert. Aber es mußte sie geben, weil er sie gesehen hatte. Je mehr er darüber nachdachte, desto wah r scheinlicher wurde es für ihn, daß eine Person dann existierte, wenn jemand an sie glaubt. Und er glaubte. Deshalb konnte er sich nicht dazu durchringen, sie zu vergessen. Wahrscheinlich würde sie dann wirklich verschwinden.
Ein Geist schwebte herauf. »Es muß schrecklich sein, sterblich zu sein«, sprach er. »Ich würde dich gerne befreien, aber ich habe keine Substanz. Zudem weiß jeder, daß du die Szenarien zerstört hast. Also, ich werde jetzt in die Schloß-Roogna-Szene gehen. Ich spiele dort einen Geist, der ein böses Kind erschrecken soll!« Er schwebte davon. Geister waren nicht für große Sympathien zu sterblichen Kreaturen bekannt.
Richard dachte über die Dinge nach, die der Geist gesagt hatte und die wie das Echo von dem klangen, was die Nymphe ihm g e sagt hatte. Jeder wußte um das, was Richard getan hatte. Er war verflucht, hier zu bleiben, bis jemand kam, der seine Situation nicht kannte. Wie lange würde das dauern, wenn doch jeder B e scheid wußte?
Vielleicht war es doch einfacher, Gina zu vergessen. Dann müßte das Pferd ihn freilassen. Aber Gina würde nicht mehr existieren. Er konnte diese Vorstellung nicht ertragen, also gab er auf.
Ein Kobold kam dahergewandert. »Sag, wer bist du, Spatze n hirn?« fragte der Kobold höflich, wie es so die Art der Kobolde war.
»Nur ein gefesselter Riese«, antwortete Richard.
»Gut, vielleicht sollte ich dich besser befreien, Plattfuß«, meinte der Kobold. »Ich denke, daß dein blödes Blut zum Störfaktor in der Navigation wird. Wie können wir nach Schloß Roogna finden, wenn der saubere Pfad von diesem Zeug überschwemmt wird?«
»Nenne deine Belohnung«, sagte Richard. Er erinnerte sich, daß er dreimal fragen mußte oder es würde nicht funktionieren.
»Eine Belohnung!« rief der Kobold aus. »Will mal sagen, daß das ’ne saubere Sache ist, Haarnase! Wie wäre es mit einer großen T a sche voll Goldobst?«
Nun kam es, daß Richard eine kleine Tasche voll Goldobst z u sammen mit seinem Schnitzmesser an seinen Gürtel gebunden hatte. Vielleicht hatte der Kobold das gesehen, denn Kobolde h a ben besonders scharfe Augen. Für den Kobold mußte das eine große Tasche sein.
»Ja, du kannst sie haben, wenn du mich befreist«, sagte er.
»Großartig!« Der Kobold versuchte, an einem der Stricke zu zi e hen, aber er konnte sie nicht bewegen. Er versuchte, es durchz u beißen, aber seine Zähne hinterließen nicht einmal einen Abdruck. Als nächstes verfluchte er es, und obwohl das Laub in der Nähe verwelkte – die Fessel blieb fest. »Tut mir leid, ich kann diese Fe s sel nicht lösen, James«, stellte der Kobold fest.
»Ich bin Richard«, sagte der Riese.
»Richard! Hey, ich kenne den Namen. Bist du nicht derjenige, der…?«
»Genau der«,
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