Welten-Reise
er erst den Zusammenhang begreift.«
»Weil er selbst Schluß machen wird«, sagte sie.
»Ja. Er scheint ein Mann zu sein, der sowohl redlich ist, als auch ein Gewissen hat.«
»Das ist er!« rief sie überzeugt. »Deshalb liebe ich ihn ja so!«
»Ich verstehe, was du für ihn empfindest. Aber du weißt auch, daß es nicht ausreicht.«
Ivy nickte schluchzend. Sie wußte es wirklich.
König Dor ging wieder. Ivy hatte kaum noch genug Zeit, sich zu waschen und umzukleiden, als auch schon ihre Mutter auftauchte. Einmal mehr wurde sie umarmt. Dann setzten sie sich auf das Bett, um ein ernstes Gespräch unter Frauen zu führen.
»Wie konnte das geschehen?« fragte Irene.
»Mutter, du weißt wie! Zuerst sah ich nur, daß er nett war. Dann fiel mir auf, daß er mich um meiner selbst willen mochte. Du weißt, wie selten man das in Xanth findet!«
»Ich weiß, mein Kind. Ich reservierte mir deinen Vater als He i ratskandidaten, als ich noch ein Kind war, und das aufgrund seiner Stellung. Wäre er nicht der zukünftige Anwärter auf den König s thron gewesen, hätten weder ich noch deine Großmama Iris noch einen weiteren Gedanken an ihn verschwendet. Dann war es n a türlich eine große Herausforderung, ihn mir auch einzufangen, aber das war nicht viel mehr als eine ausgezeichnete sportliche Übung.«
»Ich schätze, es hat gut funktioniert«, sagte Ivy. »Aber ich wollte immer nur aus Liebe heiraten.«
»Oh, es war Liebe. Ich habe deinen Vater immer geliebt und er mich, auch wenn wir es uns manchmal auf eine etwas sonderbare Art und Weise zeigen. Aber es war immer seine Stellung, die das ermöglichte.«
»Aber für mich gab es nie einen Magier oder irgend jemanden sonst – ja, ich wünschte mir eine wirkliche Liebesgeschichte, und die habe ich nun gefunden.«
»Ich verstehe dich ja, mein Kind, aber du weißt ja, es kann nicht sein.«
»Es muß einen Weg geben!« widersprach Ivy, obwohl sie schon selber nicht mehr wirklich daran glaubte. »Es wird der Zeitpunkt kommen!«
Ihre Mutter lächelte nur traurig und verließ sie.
Ivy versuchte sich etwas auszuruhen, was ihr nicht gelang, und so ging sie zu Nadas Gemach. Nada begrüßte sie mit einer wilden, herzlichen Umarmung. Dann unterhielten sie sich.
»Es ist eine Ironie des Schicksals«, bemerkte Nada. »Ich liebe deinen Bruder nicht, aber will ihn heiraten. Du liebst Grey, kannst ihn aber nicht heiraten. Wenn wir doch einfach nur unsere Gefü h le austauschen könnten!«
»Das würde nicht gehen«, machte ihr Ivy klar. »Grey und Electra würden dann übrigbleiben.«
»Und Grey ist kein Prinz«, stimmte ihr Nada zu. »Electra muß nun einmal einen Prinzen heiraten, wenn sie nicht sterben will.«
»Wie konnten wir nur in eine solche Misere geraten?« fragte Ivy rhetorisch.
»Vielleicht ist das das Schicksal von Prinzessinnen.«
Ivy mußte lachen. Nada war wirklich das Beste, was ihr in den vergangenen Jahren begegnet war, denn sie war eine wirkliche Prinzessin und dazu in ihrem Alter, so daß sie Ivys Probleme wunderbar verstand.
»Wie ist es geschehen?« fragte Nada später neugierig.
»Ich saß da unten in Mundania fest, und es war so öde dort, und Grey war so reizend. Ich ermutigte ihn irgendwie ein bißchen, weil ich seine Hilfe brauchte, aber je näher ich ihn kennenlernte, um so mehr mochte ich ihn. Als er mir schließlich half, nach Xanth z u rückzukehren, und er überhaupt nicht an Magie glaubte oder daran dachte, daß ich eine Prinzessin war, und mich immer noch gern hatte, konnte ich nicht anders, als ihn weiterhin zu lieben. Ich weiß, daß es dumm war, aber ich wollte ihn nicht aufgeben. Eins führte zum andern…« Sie zuckte die Schultern. »Ich schätze, ich wurde irgendwie davon befallen. Eigentlich nicht sehr romantisch nach alledem.«
»Ich denke schon«, sagte Nada mit einem Seufzer.
»Meine Verlobung war kein bißchen romantisch.« Es war nä m lich eine politische Entscheidung.
»Aber ich liebe ihn doch«, sagte Ivy. »Und nun will unsere Fam i lie nicht, daß ich ihn heirate. Oh, Nada, was soll ich nur tun?«
»Durchbrennen?« fragte Nada.
Ivy starrte sie an. »Glaubst du denn, das wäre möglich?«
»Möglich schon. Die Frage ist nur, ist es das, was du dir e r sehnst.«
»Es würde bedeuten, daß ich mich von meiner Familie für immer trenne. Ich würde niemals Herrscherin werden.«
»Und wenn du nicht…«
»So würde ich Grey verlieren«, ergänzte Ivy nachdenklich. »O Nada, ich möchte niemanden verlieren, weder
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