Welten-Reise
Er hat M a gie!«
»Nein, habe ich nicht«, sagte Grey bestimmt. »Ich weiß einfach, was was ist. Ich weiß, dieses Messer kann einen Huf beschneiden.«
»Aber dieses Messer wollte bei mir nicht schneiden!« protestierte Donkey.
»Weil du überzeugt warst, daß es nicht schneiden würde«, sagte Grey. »Das ist psychologisch. Du könntest damit schneiden, wenn du es nur wirklich wolltest.«
Donkey wurde grimmig. Grey hatte ihn beleidigt, aber Electra sprang dazwischen. Sie ergriff den Arm des Zentauren und lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich, indem sie sich nahe an sein Ohr heranzog. »Er ist ein Mundanier!« erinnerte sie ihn. »Die kennen keine Manieren.«
Grey sah auf. »Jetzt warte einmal…«
Nada lenkte ein, indem sie Grey auf gleiche Weise entgegenkam. »Sie meint, daß verschiedene Leute sich über unterschiedliche S a chen ärgern. Einige von uns mögen nicht Reptilien genannt we r den, andere wiederum können es nicht haben, wenn ihre Redlic h keit in Frage gestellt wird.«
»Reptilien?« fragte Grey befremdet. In der Tat war es Nada kaum anzusehen. Sie trug die gleiche Kleidung, die auch Ivy gestanden hätte und die ihre Formen zur Geltung brachte.
Ivy bemerkte einen Anflug von Eifersucht. Dann nahmen ihre Gedanken eine andere Richtung, und sie unterdrückte das Gefühl. Sicherlich war es das Beste, was passieren konnte, wenn Grey von jemandem wie Nada abgelenkt werden würde. Zumindest war das besser für ihn, als über das gegenwärtige Problem zu grübeln.
Donkey stieg wieder in die Unterhaltung ein. »Ich bin sicher, daß ich dich falsch verstanden habe. Ich möchte mich vielmals dafür entschuldigen, daß ich deine Meinung so unverschämt falsch i n terpretiert habe.«
Grey sah Ivy alarmiert an. Ivy erinnerte sich an den Scherz, den sie sich einmal mit ihm gemacht hatte, indem sie sich bei ihm in einer unverschämten Form entschuldigte. Sie platzte fast vor L a chen.
Die anderen guckten verwirrt. Nada griff dies auf. »Unve r schämtheiten…« sagte sie. Und dann voller Übermut: »Habe ich dich vielleicht in Verlegenheit gebracht, Grey?«
»O nein, du nicht!« kreischte Ivy.
Schließlich lachten sie alle. Offenbar wollte Grey nicht von dem Zentaur umarmt und geküßt werden, und Ivy wollte auch nicht, daß Nada dies tat.
»Was ich meinte«, sagte Grey mit Bestimmtheit, als sie sich wi e der beruhigt hatten, »war kein Zweifeln an deiner Redlichkeit, Donkey, sondern nur, daß wir alle von dem, was wir glauben, b e stimmt werden. Ich konnte die längste Zeit meines Lebens nicht an Magie glauben, weil es sie in Mundania nicht gibt. Ihr wiederum könnt nicht auf die Schärfe meines Messers vertrauen, weil ihr wahrscheinlich keinerlei Erfahrung mit mundanischem Stahl g e macht habt. Nun aber, da ihr gesehen habt, daß es funktioniert, könnt ihr das gleiche selber tun.«
»Gut, laß es mich noch einmal versuchen«, sagte Donkey ein w e nig kurz angebunden. Er nahm das Messer und schnitzte an dem gleichen Ende entlang, genau es es Grey zuvor gemacht hatte, i n dem er die Klinge noch etwas fester an den Huf hielt. Ein ähnl i cher Hufspankringel schälte sich heraus.
»Siehst du?« sagte Grey. »Keine Magie, einfach Schärfe und Ve r trauen. Du kannst jetzt genauso an mein Messer glauben, wie ich an Magie glauben kann: durch Versuch und Irrtum.«
»Ich verstehe, was du meinst«, sagte Donkey und entspannte sich allmählich. »Könnte ich mir vielleicht dieses Messer ausleihen? Dies ist eine gute Gelegenheit, um meine Hufe wieder in Form zu bringen.«
»Sicher«, sagte Grey. »Aber wir müssen vielleicht einen Schlei f stein finden, falls es stumpf werden sollte.«
»Es gibt einen, unten im Verlies!« sagte Electra eifrig.
Dolph runzelte die Stirn. »Siehst du nun, was du getan hast, Grey? Du hast gerade meinen Beweis, daß du doch Magie besitzt, vollkommen entkräftet!«
Grey zuckte die Schultern. »Doch nur, weil ich keine Magie b e sitze. Wir wissen das doch alle.«
»Nein, wissen wir nicht«, widersprach Dolph. »Laßt uns mit der Rückschau fortfahren.«
Der Wandteppich lebte wieder auf, was Ivy mit einer gewissen Verärgerung bemerkte, denn ihr kleiner Bruder wurde allmählich viel zu geschickt, das Ding zu kontrollieren. Er mußte sich wohl während ihrer Abwesenheit eingehend damit beschäftigt haben.
»Also, dein Messer ist scharf«, sagte Dolph. »Aber schaut doch mal, wie diese Fluchzecken herunterfallen! Sie würden sich norm a lerweise überhaupt nicht um die Schärfe
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