Welten-Reise
Spitze einer breiten Feder mitten auf eine Papierrolle, die auf- und niede r rollte.
Ivy trat vor. »Clio, nehme ich an? Dürfen wir mit dir sprechen?«
Die Frau sah auf. Sie war in Weiß gekleidet, und ihr lockiges Haar ging an den Spitzen in dieselbe Farbe über, aber sie war u m geben von einer Aura von Zeitlosigkeit. Es gab keine Erzählungen darüber, wie lange sie schon lebte und wieviel länger sie noch l e ben würde, aber eine ungefähre Einschätzung mochte in jedem Fall Jahrhunderte ergeben. »Das bin ich, und du wirst Ivy sein. Ich wurde eures bevorstehenden Besuches gewahr; ich hatte nur nicht bemerkt, daß heute der Tag sein würde.«
»Dies ist Grey, mein Verlobter aus Mundania«, sagte Ivy und wies auf Grey. »Und das Nada, Prinzessin der Naga, und Electra, aus einer Zeit vor etwa neunhundert Jahren. Beide sind verlobt mit meinem kleinen Bruder.«
Clio lächelte. »Ah ja, ich erinnere mich. Das ist in… welcher Band ist es noch? Es gibt so viele, da verliere ich manchmal die Übersicht.«
Ivy rückte näher. »Sind dies die Bände? Darf ich vielleicht die T i tel sehen?« Sie blickte auf das Bücherbord. ›lnsel-Tränen, Fragen – Suche, Farben -‹ Sie kicherte schelmisch.
»Nein, meine Liebe, das sind die Bände der Zukunft«, sagte Clio. »Ich habe sie geschrieben, aber sie sind… in euren Begriffen g e sprochen… noch nicht geschehen. Sieh weiter nach links.«
Ivy sah links nach. »›Welten-Reise …‹ He, hat das irgend etwas zu tun mit…?«
»Natürlich, Liebes«, antwortete Clio. »Und ein schöner Band ist es dazu, wenn ich es doch selbst sage. Aber das ist nicht, wo…«
»Ach ja«, Ivy sah wieder hin. ›Himmels-Taler, Helden-Maus, Turm-Fräulein…‹
»Das ist es!« rief Clio aus. »Jetzt erinnere ich mich! Himmels-Taler, als Prinz Dolph auf die Suche nach dem Guten Magier Humfrey ging und verlobt wurde mit zwei außergewöhnlichen jungen Fra u en.« Sie lächelte den beiden Mädchen zu. »Es ist so schön, euch endlich zu treffen! Ich habe so viel über euch geschrieben!«
Grey war mittlerweile völlig erstaunt. Mehrere Bände der Z u kunft von Xanths Geschichte waren schon geschrieben worden? Und was war der Titel gewesen, der Ivy so in Aufregung versetzt hatte? Er rückte näher heran, so daß er die Titel auf den Buchrü c ken lesen konnte.
»Du meinst, du weißt schon, wie es mit uns ausgeht?« fragte Electra Clio. »Welche von uns heiratet Dolph?«
»Natürlich weiß ich das!« sagte Clio. »Es ist mein Geschäft, das zu wissen. Das ist sicher eine interessante Episode, und ich bene i de euch beide um das Erlebnis ihrer Lösung.«
Grey ließ seinen Blick über die Titel gleiten. Es war schwierig, weil er immer noch ein bißchen zu weit weg stand und aus einem ungünstigen Winkel schaute. Aber er war gerade noch fähig, sich die Worte herauszupicken. Wasser-Speier, Harpyr-Thymian… aber das waren nicht diejenigen, die Ivy gesehen hatte!
»Denkst du, du könntest… ich meine…«, sagte Electra.
»Natürlich nicht, Liebes«, sagte Clio in ihrer freundlichen Art. »Wenn ich dir die Lösung erzählte, würde dir das die Sache ve r derben, und das würde dir doch nicht gefallen, nicht wahr?«
Grey bemerkte, daß er zu weit rechts stand: er las Titel, die schon weiter in der Zukunft lagen. Aber er drehte seinen Kopf wieder nach links und sollte bald auf diejenigen treffen, die Ivy angesprochen hatte. Dämonen-Träume, Die Farbe ihres… Ah, da war es schon! »Schlüpfer!« rief er laut aus und lachte.
Plötzlich war es still und all die anderen sahen ihn an. Er fühlte, wie er errötete. »Äh, ich wollte nur…«
»Du solltest wirklich nicht auf zukünftige Titel schielen«, sagte Clio energisch. »Kannst du dir vorstellen, worauf die Verbreitung dieser Neuigkeiten hinausläuft? Das könnte ein Chaos geben!«
»Äh… ich bitte um Entschuldigung«, sagte Grey verlegen. »Ich werde nichts erzählen, wenn das helfen sollte.«
Sie starrte ihn einen ungemütlichen Moment lang an. »Es liegt eine beträchtliche Ironie in deiner Aussage, merkst du das?«
Grey breitete seine Hände aus. »Ich… äh… ich… äh… nein, nicht genau.«
Clio seufzte. »Vielleicht mein Fehler; ich hätte mit den Bänden nicht so unvorsichtig sein sollen.« Sie legte ihre Hand oben auf das Bücherbord, und die Luft vor den Bänden wurde langsam milchig, bis sie gänzlich undurchsichtig war. Das offene Bord wurde zum geschlossenen Bord, ein hölzernes Paneel verbarg die Bücher.
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