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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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antwortete ich. (Das war eine Lüge.)
    Als sich das Boot in rasender Fahrt von der Insel der Toten entfernte, löste Madame d’Ortolan die Blume aus ihrem Kragen. »Es heißt, solche Dinge bringen außerhalb eines Friedhofs Unglück.« Damit ließ sie die kastrierte Blüte in das unruhige Wasser der Lagune fallen.

SIEBEN

PATIENT 8262
    Wir verändern die Dinge. Zum Besseren natürlich, wie wir hoffen. Was hätte es auch für einen Sinn, die Dinge zum Schlechteren ändern zu wollen? Wir tun, was wir können. Wir tun alles, was wir können. Wir tun unser Allerbestes. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da jemand widersprechen würde. Und dennoch treffen wir auf Widerspruch. Die Menschen erheben Protest gegen uns. Von manchen werden unsere Ansichten und Vorschriften nicht als endgültig, richtig und wünschenswert anerkannt.
    Dies muss als ihr Recht betrachtet werden, obgleich oft nicht mehr dahintersteckt als Arroganz oder gar Hemmungslosigkeit.
    Zweifellos müssen wir diese Tatsache und diese Menschen mit ihren Anschauungen berücksichtigen. Aber wir sind nicht verpflichtet, der Hemmungslosigkeit Tür und Tor zu öffnen.
    Wir setzen uns dafür ein, die vielen Welten zu verbessern.
    So. Das ist die offizielle Ausrichtung.
     
    Es heißt, Aspherje wäre selbst ohne die Universität für Praktische Talente eine große Stadt, aber das Gleiche gilt auch für die Universität für Praktische Talente. Auf mich mit meiner bescheidenen Herkunft wirkte sie wie ein dicht gedrängter Haufen von mehreren Dutzend Kathedralen: Gewölbe, Türme, lange Fenster und Strebebögen. Und auf dem höchsten Punkt mitten in diesem Gewirr aus Stein, Beton und Stahl die zentrale Kuppel - verschwenderisch
mit Blattgold beschichtet, so dass sie selbst bei schlechtem Wetter glänzte wie etwas, das nicht von dieser und auch von keiner anderen Welt war - gleich einem eigentlich belanglosen, aber erhaben triumphierenden nachträglichen Einfall.
    Dort erlernten wir unser Handwerk und wurden zu Adepten ausgebildet. Zuerst jedoch mussten wir uns selbst kennenlernen, um zu entdecken, wo unsere Hauptbegabung lag. Das Transitionsamt hatte seine Methoden zur Erkennung vielversprechender Kandidaten für eine Ausbildung an der UPT über Jahrhunderte hinweg verfeinert. Und ein für das Amt besonders wichtiges Talent bestand eben darin, zuverlässig und schnell Personen aufzuspüren, in denen potenziell nützliche Begabungen schlummerten.
    Daher reisten die Späher, wie sie allgemein genannt wurden, durch die vielen Welten, um Menschen für die gemeinsame Sache zu gewinnen. Einige konnten allein dorthin gelangen, die meisten nicht.
    Das am weitesten verbreitete oder zumindest am leichtesten zu findende Talent war die Gabe, zwischen den vielen Welten zu wechseln, vorzugsweise mit einem hohen Grad gewollter Präzision. Noch nie war man auf jemanden gestoßen, der dies ohne Zutun bereits vermochte. Entsprechend richtete sich das Augenmerk der Späher ausschließlich auf Anzeichen einer künftigen Befähigung und nicht etwa auf spontan auftretende Fälle einer praktischen Begabung. Soweit bekannt, entwickelte sich diese erst, wenn der Betreffende in den Techniken des Weltenwechsels und vor allem im Gebrauch der Droge Septus unterwiesen worden war.
    Abgesehen von diesem außerordentlichen und grundlegenden
Talent war die nützlichste Fähigkeit die, jemand anderen beim Wechsel mitzunehmen. Das war die Domäne der Tandemisten. Somit wurde die Gabe zum Sprung in eine andere Welt zur Voraussetzung dafür, dass andere Kräfte in eine bestimmte Welt gelangen konnten.
    Gerüchten zufolge war die Fähigkeit, jemand mitzunehmen, rein zufällig entdeckt worden, als ein Transitionsadept beim Koitus mit seiner Geliebten den standardmäßigen Wechselprozess vollzog. Adept und Geliebte fanden sich beide in den Körpern eines ebenfalls kopulierenden Paares und auf einer völlig anderen Welt wieder. Das war natürlich ein Schock für sie, aber offenbar doch nicht so schlimm, dass es sie davon abgehalten hätte, erfolgreich in ihre Heimatwelt zurückzukehren und den begonnenen Akt zu vollenden. Zudem ging dieser Pionier nicht einfach davon aus, dass eine einmalige Kombination von Umständen zu diesem Vorfall geführt hatte, und erforschte ohne Zögern die Möglichkeit, ihn zu wiederholen.
    Darüber hinaus wird gemunkelt, dass der virtuose Abenteurer nach einiger Zeit das Transitionsamt unterrichtete, um, wie er angab, sicherzugehen, dass diese neue Gabe nicht nur die Folge eines

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