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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Caspari
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dem Licht ... Wie treffend, dachte Jonas.
    Die Männer senkten die Waffen.
    „Ihr könnt passieren!“ , rief der Vorderste, ein älterer Mann mit Bart und Lodenmantel. Er grüßte Lennart, aber sein Blick verharrte steinern auf Jonas, der seinen Blick erwiderte. Als Jonas ihm nicht mehr standhielt und er zu den anderen sehen wollte, waren sie verschwunden.
    „Ich habe nicht erwartet, dass du hier bist“, sagte Lennart.
    „Ach, ich bi n mal hier und ich bin mal dort“, antwortete der Mann.
    „ Wie läuft die Schlacht?“
    „ Schlecht, sehr schlecht, wir können sie nicht aufhalten; wir werden dahingerafft, abgeschlachtet wie seit ewigen Zeiten nicht mehr. Es ist ein Massaker, Lennart. Die Dunkelheit ist entschlossener denn je. Ich habe Engel gesehen, Dutzende und Aberdutzende, die zusehen als wären es Spiele der Römer. Ich glaube, dieses Mal hat ER sie geschickt.“
    „ ER ...“ Lennarts Stimme klang skeptisch.
    „Wie dem auch sei, Ihr müsst euch beeilen. Die Zeit drängt, auch sie wollen das Siegel.“
    „Wie weit sind sie noch weg?“ , fragte Lennart.
    „Hörst du sie nicht?“
    Sie schwiegen für einen Augenblick. Mit einem Windhauch vernahm Jonas leise und fern die Laute aufeinander schlagender Schwerter, Pferde, Musketen und Schreie voller Angst und Panik. Die Watte um seine Sinne hatte sich gelöst, nur für einen Moment und sie schloss sich wieder um ihn wie eine Decke.
    „ Wir müssen jetzt weiter“, sagte Lennart.
    „Ich hoffe, du machst deine Sache gut, Jonas, Letzter des Lichts!“, rief der alte Mann.
    Sie setzten sich in Bewegung , ritten an ihm vorbei und Jonas war sicher, wenn er sich umgedreht hätte, wäre auch er verschwunden gewesen wie die anderen Männer zuvor. Er versuchte den Schlachtlärm wahrzunehmen, aber alles was er nunmehr hören konnte, waren die dumpf aufschlagenden Hufe auf dem Gras und ein gelegentliches Schmatzen, wenn der nur teilweise gefrorene Boden feuchter war. Sie ritten zweifelsohne in Richtung des Lichts, doch Jonas war dennoch verwirrt. Es schien, als entfernten sie sich von ihm, denn je näher sie kamen, desto dunkler wurde es. „Wenn das so weitergeht, kommen wir nie an!“, sagte er laut.
    „Das ist ein Seelenfeuer “, entgegnete Lennart. „Es leuchtet heller je weiter man entfernt ist und wird dunkler, wenn man sich ihm nähert. Es soll Gäste anlocken, wie eine Kerze die Fliegen.“
    Just in diesem Moment zeichnete sich die Silhouette des Hauses vor ihnen ab. Es lag in einer Senke, das Seelenfeuer hoch oben am Giebel. Die Fenster waren so finster wie die Nacht, nur das Schild über der Tür reflektierte auf gespenstische Weise das Mondlicht. Zum grauen Jäger war in Großbuchstaben darauf zu lesen.
    „Ich werde hier warten. Geh hinein!“, befahl Lennart.
    Jonas stieg mit steifen Gliedern und sch merzendem Hinterteil aus dem Sattel.
    Für einen Augenblick lichtete sich die Watte um ihn und ließ ihn erneut die barbarischen Laute des Kampfes hören. Schwerter, die mit brutaler Entschlossenheit gegeneinander geführt wurden, Schüsse, dumpfe Explosionen, die den Boden erbebten, alles viel zu nah.
    „ Geh endlich!“ Lennart machte keine Anstalten vom Grauen abzusteigen, sondern starrte angespannt in die Richtung, aus der der Kampflärm kam. Jonas klopfte an die Tür, wartete aber nicht, bis er etwas hörte, sondern trat ein. Es war sicher auch in der Orbis Alio nicht üblich an einer Gaststätte anzuklopfen.
    Ein Feuer br annte hell und behaglich zur Rechten in einem Kamin so groß, dass ein Kleinwagen darin Platz gefunden hätte. Die Bänke und Stühle waren zum Fegen auf die Tische geräumt, Öllampen erhellten die Theke und die Regale mit Bechern und Karaffen. Es roch nach kalten Tabakqualm, schalem Alkohol und vor allem nach Rauch. Der Abzug des Kamins war nicht in Ordnung. Eine Frau schlürfte ein Getränk aus einem Tonkrug und beachtete ihn nicht. Ihre Schürze aus Wolle war fleckig, die Haare fettig und ungepflegt, das Halstuch von Motten zerfressen.
    In der W ärme des Feuer merkte Jonas, wie erbärmlich er fror.
    „Ich bin Jonas Markwarth“, sagte er. „Ich bin hier um Siegel und Wachs zu holen.“
    Sie stellte den Becher zur Seite, musterte ihn jetzt und rümpfte abfällig die Nase. „Ich hätt‘ keinen Jungen erwartet.“
    Jonas zuckte mit den Schultern. Die Frau stellte eine Schale vor Jonas auf den Tresen. „Gib mir deine Hand!“, befahl sie barsch.
    Jonas hob die Hand hielt sie aber nicht weit genug in ihre Richtung, dass sie

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