Weltenende (German Edition)
her.“
„ Warum wechseln wir nicht hier in meine Welt?“
„Wenn du nicht von der Stelle wechselst, an der du in die Welt eingetreten bist, kan n es dich umbringen. Der Übergang wird unkontrollierbar. Du kannst zerrissen werden oder du kommst an ganz anderer Stelle heraus, womöglich kilometerweit entfernt, vielleicht sogar in einem Baum oder auf dem Grund des Meeres. Du musst so dicht wie möglich an der Stelle sein, an der du gesprungen bist. Hat Ludwig dir nichts gesagt?“
„Nein.“
„Er wird offenbar alt.“ Lennarts Missfallen war offenkundig.
Der schmale Pfad war voller Pferdespuren, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Es ging einen Hügel bergab, dicht an einem Weiher vorbei. Schnee lag zwischen den Bäumen. Zwischen den Ästen hingen Geweihe wie Totems und jagten Jonas mehr als einen Schrecken ein, wenn sie unvermittelt direkt vor seinen Augen auftauchten. Im Unterholz raschelte es. Er nahm Schatten wahr, die schnell verschwanden, sobald sie das Licht erreichte. Tiere, mehr nicht, dachte Jonas, und versuchte sich zu beruhigen. „Dieser Förster tickt nicht ganz richtig“, sagte er leise.
„Er ist ein Centurio der Ombrage.“
„Ist er hier?“
„Nein, sicher nicht. Er wird bei den Kämpfen sein oder sogar auf Rabensruh.“
Jonas Pferd tänzelte zur Seite und Jonas wagte die Finger gänzlich vom Wachs zu nehmen. Drei Wildschweine stieben in panischer Hast davon.
„Mach das aus!“, zischte Lennart.
Jonas gehorchte. Links von ihm, im Augenwinkel, hatte er das Forstha us gesehen. Ein abstoßendes Gebäude, dunkel mit niedrigem Dach und vernagelten Fenstern, voller Skeletten an den Wänden.
Lennart ritt an ihm vorbei. „Schneller! Komm, schneller!“
„Ich denke, es ist niemand hier.“
„Ich will nicht feststellen, dass ich mich irre“, zischte Lennart scharf.
Der Weg endete hier oder sie fanden keinen anschließenden Weg. Sie ritten für eine ganze Weile querfeldein durch einen nahezu unpassierbaren Wald. Immer wieder mussten sie umgestürzten Bäumen ausweichen, mussten Senken und Steine umlaufen, manchmal blieb ihnen nichts anderes, als die Pferde an den Zügeln zu führen. Jonas hatte längst die Orientierung verloren, als er das Rauschen des Meeres hörte.
„Warte hier! Ich will an den Strand gehen und die Lage auskundschaften“, raunte Lennart und gab ihm die Zügel des Grauen.
Kurz darauf rief er, dass Jonas kommen sollte.
Es war eine Erleichterung freien Himmel über sich zu haben und in gewisser Weise fühlte Jonas sich, als wäre er aus einem stickigen Zimmer an die frische Luft getreten. Das Meer glänzte silbern im Licht des Vollmonds, nur die Insel konnte er nicht entdecken.
„W o ist Rabensruh?“
„Siehst du die Lichter?“ Lennart zeigte nach Südosten.
„ Sieht aus, als seien sie auf dem Wasser.“
„Sie versuchen uns abzufangen. Steck das Wachs ein! Schnell!“
„ Werden sie uns auf dem Wasser erwarten? Auf Booten?“
„ Nun, schwimmen werden sie nicht, aber ich denke, sie werden uns auf der Insel erwarten, denn auf dem Wasser sind sie langsam.“
„ Aber wir müssen auf die Insel.“
„Wir müssen es riskieren .“
„Was ist, wenn sie unser Boot entdeckt haben?“
„Wir werden sehen, Jonas!“, fauchte Lennart ungeduldig. Er schwang sich wieder auf das Pferd.
Am Strand kamen sie schneller voran, fielen in einen Galopp, blieben aber ganz oben am W aldrand im Schatten der Bäume.
Sie ritten lange nach Süden. Irgendwann stieg die Insel deutlicher aus dem Meer, aber die seltsamen Lichter, die sie vorhin schon gesehen hatten, wurden kaum deutlicher. Jonas vermochte nicht zu sagen, ob sie auch auf dem Wasser waren oder schon an Land, nur dass sie sich bewegten, das war zu erkennen.
Kurz vor dem Steg stoppte Lennart und sie stiegen von den Pferden. Jonas Glieder waren so steif, dass er kaum noch laufen konnte und er zitterte am ganzen Körper. „Ich werde mich später um die Pferde kümmern“, sagte Lennart leise. Er band sie notdürftig an einen Baum.
Auf dem Steg war niema nd zu sehen. Ihr Boot lag unverändert auf dem Platz, an dem sie es verlassen hatten, und doch glaubte Jonas, dass sie beobachtet würden. Vielleicht war es eine Falle. Die Lampen der Häuser rechts von ihnen waren wie vorhin am Ufer nicht zu sehen. Es war sicher kein Zufall, dass man erst ein Stück in den Wald musste, um sie zu sehen.
„Spürst du etwas?“ Lennart stand hinter ihm und sprach ihm ins Ohr.
„Ich bin nicht sicher “, antwortete
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