Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Caspari
Vom Netzwerk:
Jonas leise. „Es könnte nur von den Lichtern da draußen sein.“
    „ Los!“ Lennart lief auf den Steg hinaus. Ohne Zögern sprang er in das Boot, riss die Leine von der Klampe und wartete bis Jonas mit seinen Steifen Gliedern nachgekommen war.
    Ein halbes Dutzend Schläge brachte ein paar Meter zwischen das Boot und den Steg. Dann begann Lennart zu flüstern. Ein leises Zischen, gutturale Laute. Nebel stieg aus dem Meer, breitete sich vom Land aus und nur eine Minute später konnte Jonas die Insel und kurz darauf nicht einmal mehr das Festland erkennen. „Nicht so viel, sonst bemerken sie gleich, dass es nicht natürlich ist.“
    Lennart verstummte.
    Das Meer war aufgewühlter als vor Stunden, eine kabbelige See mit kleinen Wellen aus allen Richtungen.
    „Achte auf das Wasser vor uns! Im äußersten Notfall springst du sofort, wenn wir festen Boden unter den Füßen haben. Du wirst dir vielleicht ein paar Knochen brechen, aber da drüben bist du nah genug am Sprungpunkt, so dass du wahrscheinlich überleben wirst.“
    „Ein paar Knochen ...“ Jonas zog scharf die Luft ein.
    Er starrte mit tränenden Augen in die kalte Briese, die den Nebel allmählich wieder vertrieb. Lennart beschwor aber keinen neuen herauf. Je weiter sie rausfuhren, desto höher wurden die Wellen und mehr als einmal schwappte Wasser über das Dollbord, das Jonas aus Ermangelung eines geeigneten Gefäßes nur mit den bloßen Händen wieder hinausschöpfen konnte. Er wagte nicht daran zu denken, dass sie in dem kalten Wasser nur Minuten überleben würden, falls sie kentern sollten.
    Aus dem undefinierbaren schwarzen Balken am Horizont wurde eine breite und vor allem dunkle Küste, die scheinbar jedes Mondlicht zu schlucken schien.
    „ Soll ich dich ablösen?“, fragte Jonas. Er hätte zwar sicher nicht schneller rudern können, aber wenn er die Riemen in den Händen hatte, dann tat er wenigstens alles, was er konnte, und vielleicht würde ihm auch wärmer werden, dachte Jonas.
    „Nein, behalt du das Wasser und die Insel im Auge!“ Lennart legte sich noch mehr ins Zeug.
    „ Ich sehe ein Licht“, raunte Jonas. Lennart fuhr herum. „Da rechts, im Süden. Das ist sicher die Ombrage.“ Das Licht bewegte sich langsam.
    „Die Frage ist, wie viele von denen auf der Insel sind.“
    „Da!“ Jonas hatte sich gedreht und zeigte wieder in Richtung Festland, wo ein ganze Reihe kleiner Lichter aufgetaucht waren.
    „ Wir waren schneller, als sie dachten. Das ist unsere Chance. Ich halt mich nördlicher. Duck dich! Je niedriger wir sind, desto schlechter können sie uns ausmachen.“ Lennart änderte den Kurs, hielt die Insel im gleichen Abstand zum Boot. Das Licht am Strand verschwand wieder, um bald darauf ein Stück weiter wieder aufzutauchen. Unwillkürlich fasste Jonas an seine Hand. Das Emblem vibrierte leicht, verriet eine Präsenz, wenn auch nicht in unmittelbarer Nähe.
    Nörd lich der Insel wurde die See schwerer. Das kabbelige Wasser zwang sie näher ans Ufer. Immer mehr Wasser schwappte über das Dollbord und Jonas konnte allein mit den Händen nichts mehr dagegen ausrichten. Seine Füße standen bis über die Knöchel im eiskalten Meerwasser. Er zitterte am ganzen Körper und Lennart änderte den Kurs direkt aufs Ufer zu.
    Soweit Jonas im Dunkeln ihre Position erkannte, würden sie ungefähr dort an Land gehen, wo auf Rabensruh der Hafen lag, aber es gab deutliche Unterschiede zwischen dieser Insel und dem ihm bekannten Rabensruh. Auf jeden Fall waren sie hier recht weit vom Sprungplatz entfernt.
    Sie näherten sich der Brandung. Lennart wendete das Boot, ruderte mit dem Heck voraus, damit er besser sehen konnte. „Halt dich fest!“, rief er leise.
    Kurz darauf schlug en die Wellen vor dem Heck über und fluteten das kleine Boot gänzlich. Die nassen Füße wurden zu nassen Beinen und als der Rumpf auf den Grund schlug und es galt aufzustehen, kam Jonas kaum hoch. Er hatte kein Gefühl mehr in den Füßen. Seine Finger krallten sich ins Dollbord und schmerzten bei jeder Bewegung. „Schnell!“, rief Lennart, riss ihn hoch und schleifte ihn mit sich ans Ufer. Jonas fiel in den Sand. „Hilf mir!“, forderte Lennart ihn auf und packte mit Gewalt das Boot. Noch in der Brandung stemmte er es auf die Seite, damit das Wasser herauslief. Jonas kam hoch, aber viel Kraft hatte er nicht. Gemeinsam zogen sie es auf den Strand bis an den Waldrand, wo es nicht weggespült werden konnte.
    A n der Strickweste zog Lennart Jonas in den Wald.

Weitere Kostenlose Bücher