Weltenende (German Edition)
Frau, zu Hedwig, verstanden? Der Hieb eines Höllenhunds und mag er noch so klein sein, reißt dich in die Hölle hinunter, langsam und unaufhaltsam.“
Jonas schluckte. „Das heißt, ich werde ...?“
„ Du bist so gut wie tot. Aber wenn ihr euch beeilt, dann besteht noch Hoffnung. Ihr müsst in die andere Welt. Weißt du noch, wo der Turm ist?“
„Ungefähr, wir sind nach Fermten gefahren und dort von ...“ Ludwig winkte ab. „Nein, du musst von der Insel aus aufbrechen. Ich hoffe, dass die Vergiftung in der anderen Welt langsamer voranschreitet. Mein Gott, wenn du sofort zu mir gekommen wärst, hätte ich noch etwas tun können. Es kommt jetzt auf jede Minute an, Jonas. Ich werde euch eine Karte zeichnen.“
Carl blickte verwirrt drein. „ Seid ihr jetzt total übergeschnappt?“
„Vertrau mir, vertrau Jonas!“
„Warum kommst du nicht mit?“, fragte Jonas.
„ Das geht nicht; einer von uns muss auf Rabensruh bleiben, sonst können wir vielleicht nicht mehr zurück.“
„ Und was ist mit Lennart? Kann ich ihn irgendwo finden?“
„Ich weiß nicht, wo er steckt. Ich kann ihm eine Nachricht zukommen lassen, aber das dauert vielleicht Tage, bis er sie erhält, auf jeden Fall zu lange.“
„Wird die Insel noch überwacht?“
„Das denke ich nicht. Soweit wir wissen, haben sie mitbekommen, dass du das Wachs und das Siegel herübergeholt hast. Du hast keinen Grund mehr in die Anderswelt zu kommen. Wie dem auch sei, ihr solltet dennoch darauf achten von niemandem gesehen zu werden. Du weißt nie, wer auf welcher Seite steht, und wenn sie mitbekommen, dass du dich dort aufhältst, dann werden sie wie der Teufel hinter dir her sein. Sie sind dort zahlreicher als hier und unter einem gewissen Schutz stehst du nur hier auf der Insel. Hast du Wachs und Siegel an einem sicheren Platz?“
Jonas zuckte mit den Schultern. „ Sie sind auf meinem Zimmer.“
„ Auch das müssen wir ändern. Du gehst jetzt in die andere Welt und wenn du wieder da bist – Gott bewahre, dass du es nicht schaffst – musst du die Sachen verstecken, wie du noch nie irgendetwas versteckt hast, verstanden?“
Jonas nickte.
Ludwig holte Papier und Bleistift und zeichnete eine Karte, die so rudimentär war, dass Jonas erhebliche Zweifel bekam, den Turm damit finden zu können. Er hoffte, dass er die Gegend irgendwie wiedererkennen würde, schließlich war er schon einmal dort gewesen.
„Wir brauchen was anzuziehen. Ich friere schon hier“, meinte Jonas.
Ludwig holte zwei Anoraks und gab Carl eine lange Hose, die ihm nur leidlich passte.
„Wir müssen Fanny anrufen. Ich weiß zwar nicht, was wir ihr sagen sollen, aber ...“
Jonas schüttelte den Kopf. „Wir werden zeitlich gesehen gleich wieder hier sein. Wir verankern uns im Jetzt und wenn wir zurückkommen, werden für uns Stunden vergangen sein, aber für Fanny oder Ludwig nur Minuten. Sie werden kaum bemerken, dass wir weg waren.“
Carl zuckte nur mit den Schultern. Das war viel mehr, als er auf die Schnelle verkraften konnte, was Jonas ihm nicht verdenken konnte.
Ludwig brachte noch mehr Tabletten. „Hör zu, nimm alle zwei Stunden eine von diesen. Wenn du merkst, dass das Fieber steigt nimm sie öfter. “
„Was ist das für ein Zeug? Dosiert man das so hoch?“ , fragte Jonas.
„ Wenn dich die Tabletten nicht umbringen, dann tut es das Gift und das Fieber noch viel schneller, verstanden?“ Zu deutlich war Ludwig anzusehen, für wie schlecht er die Chancen hielt.
Sie gingen in die Sakristei hinüber. Ludwig verabschiedete sich von ihnen, vor allem von Jonas, und es war klar, dass das keine normale Verabschiedung war, sondern ein Lebewohl. Als Jonas mit der einen Hand nach dem Kreuz griff und mit der anderen Carls Hand umschloss, zitterte Jonas am ganzen Körper und dieses Mal mehr aus Angst und Panik. „Falls es soweit kommt, wird er dir sagen, wie du zurückkommst“, meinte Ludwig zu Carl und sprach ohne Zögern die Worte aus, die sie hinüberbrachten. Sanft und ohne Gewalt standen sie im Wald. Sonnenlicht flutete durch die Zweige der Kiefern und auch dieses Mal war es kalt. Carls Blick war ungläubig, irritiert und fassungslos zugleich.
KAPITEL XV
Jonas blickte sich um, versuchte sich di e Stelle einzuprägen, damit er sie wiederfinden würde, wenn sie zurückspringen wollten. „Wir gehen da lang!“, sagte er und bald tauchte die Hütte auf, bei der Jonas beim letzten Mal herausgekommen war, als er vom Hof aus gesprungen war.
„Wohnt hier
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