Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Caspari
Vom Netzwerk:
Chance “, bluffte Jonas.
    „Warum nehmen wir immer Rücksicht auf Marie?“
    „Sie versteht solche Männersachen noch nicht. Außerdem dürfte es kein Problem sein, es zu machen, wenn sie nicht dabei ist.“
    Das Wasser war kä lter heute. Sie schwammen zurück an den Strand und gingen zwischen die Düne, wo Marie die Decke saubergemacht und das Picknick vorbereitet hatte. Carl machte sich daran die Kohlen anzuzünden. „Soll ich die Tomaten auf den Grill legen?“ Er zählte die Kirschtomaten ab.
    „ Willst du nicht ins Wasser gehen?“, fragte Jonas an Marie gewandt. Sie schüttelte den Kopf. „Du hast doch keine Angst vor dem Wasser?“
    „ Nein, es ist mir zu kalt.“
    Früher war Marie immer die erste gewesen, die im Wasser gewesen war, doch Carl ließ sie in Ruhe. Marie zu irgendetwas zu drängen, führte nur zum Gegenteil. Sie war ein Dickkopf wie ihre Oma.
    „Fanny will, dass ihr später bei Ludwig vorbeigeht . Sie brauchen noch Hilfe beim Stühle stellen und bei der Bühne“, sagte Marie.
    „ Holzhacken, Stühle stellen, Welt retten, ich stelle mir Urlaub entspannender vor. Ich glaube, nächstes Jahr fahr ich woanders hin“, sagte Carl.
    „Wohin willst du denn ?“ Eine gehörige Portion Skepsis schwang in Maries Stimme mit.
    Carl grinste. „Ich weiß nicht. Amerika, Teneriffa, die Osterinseln.“
    „Letztens noch hast du gesagt, du willst nirgends anders hin.“
    „Keine Sorge, Marie, um zu den Osterinseln zu fliegen bräuchte Carl deutlich mehr Taschengeld . Ich fürchte, da hilft nicht einmal ein Ferienjob.“
    „Spielverderber“ , maulte Carl. „Da ihr nicht antwortet, lege ich die Tomaten auf den Grill.“
     
    Sie hatten sich umgezogen, trugen Jeans und saubere Hemden, womit sich Jonas nach den Tagen in T-Shirt und kurzen Hosen viel erwachsener fühlte. Sie waren zum Theaterplatz gelaufen. Ludwig lief nervös hin und her und telefonierte ununterbrochen, weil die Stühle noch nicht eingetroffen waren. Sie hätten längst auf der Insel sein sollen, aber die Fähre war spät dran und er konnte nicht einmal herausfinden, ob sie sich an Bord befanden.
    Carl und Jonas hievten Stellwände neben die Bühne, wohinter sich die Schauspieler würden aufhalten und umziehen können. Wenigstens die Hälfte war schon in Kostümen, die andere lief noch in Straßenkleidung umher, aber allen war eine gehörige Portion Nervosität anzumerken. Noch am Mittag hatte es eine Probe gegeben, weil die Bühne kleiner ausfiel als ursprünglich geplant und es war nicht gut gelaufen, wie Ludwig meinte. „Umso schlechter die Generalprobe, umso besser die Aufführung“, hatte Carl geantwortet, aber beruhigt hatte es ihn nicht. Jonas hatte den Tag vor der Aufführung immer gehasst. Er war nervös gewesen, hatte nur die Zeit totschlagen wollen, damit die Aufführung endlich begann. Die Gedanken kreisten unentwegt um den Text. Man rezitierte, vergas dauernd irgendetwas oder versuchte an was anderes zu denken, was einem nicht gelang.
    Vorne am Eingang - einem Tisch und einer Reihe Bänke als Absperrung - wurden die letzten Karten verkauft. Fanny hatte für alle gekauft, obwohl Carl und Jonas nicht hätten bezahlen müssen.
    „Jonas“, rief Elisabeth Wiegant und winkte ihn zu sich. „Kannst du bitte die Blumenarrangements aus der Kirche holen. Sie stehen gleich neben der Tür.“
    Sie war die gute Seele der Insel, Anfang siebzig, topfit und jedes Jahr ging sie als alte Jungfer, Königin oder auch als Giftmörderin in den Sommerspielen auf - in letzter Rolle machte sie sich besonders gut.
    „Mach ich.“ Jonas wollte in Richtung Kirche gehen.
    „Noch was!“, rief Frau Wiegant und trat näher. „Sieh zu, dass Ludwig es erst sieht, wenn die Blumen an ihrem Platz stehen.“
    „Warum?“
    „Ach, die sind für die morgige Hochzeit bestimmt, aber Blumen sollte man ansehen, findest du nicht auch?“
    Jonas lächelte. „Ich sage auf jeden Fall, sie haben mich geschickt, bevor ich den Ärger kriege.“
    Sie winkte gespielt pikiert ab . „Beeil dich! Ludwig geht sicher gleich wegen der Stühle in den Hafen. Ist dein Onkel schon hier?“
    „D er wartet mit dem Traktor am Kai. Mit den Stühlen pressiert es allmählich.“
    Von der Kirche bis zum Dorfplatz war es n ur ein Katzensprung. Jonas schleppte die Kübel und Sträuße vor die Bühne. Er verteilte sie nach seiner Meinung in einem akkuraten Muster, aber es war schon klar, dass die alte Wiegant sie umstellen würde.
    Als Barney knatternd den Hänger mit den Stühlen

Weitere Kostenlose Bücher