Weltenende (German Edition)
am Zeltplatz vorbei und zum Strand.“
„Das ist ein Umweg“, wandte Carl ein.
„Sie werden damit rechnen, dass wir auf den Weg zum Ort oder zum Hof sind.“
„Hoffentlich hast du recht“, entgegnete Carl unsicher.
Ganz vorsichtig öffneten sie die Tür weit genug, damit sie hinaus konnten. Rechts die Straße hinunter sahen sie einige Leute, aber es waren Kinder dabei, links war keine Menschenseele.
Sie nahmen den Fußweg kurz hinter dem Wohnmobil, hörten wieder die Hunde und es klang tatsächlich, als kämen die Laute aus Richtung der Ortschaft. Zwischen den Bäumen rannten sie im Blindflug weiter.
Kurz vor dem Zeltplatz hinter dem Bolzplatz ließ Jonas Carls Hand los. Sie fielen als Fremde zwischen den Zelten schon genug auf, auch wenn sie nicht Händchen hielten. Am Strand machten sie wieder schneller und die eineinhalb Kilometer bis zum Hof rannten sie. Die Hunde waren nicht mehr zu hören, aber wirklich aufatmen konnte Jonas erst, als sie den Schutzwall erreichten.
KAPITEL XXIII
„Werdet ihr auch kommen?“
„Sicher, Fanny liebt Theater; sie würde nie eine Aufführung verpassen.“
„Schade, dass eure Ferien so spät liegen, sonst hätte ich euch auch Rollen gegeben.“
Jonas setzte sich an den Küchentisch und häufte einen knackenden Löffel Kandis in den Tee.
„Zeig mal deinen Finger.“ Ludwig schaute sich die Verbrennung an. „Tut es weh?“
„Es brennt .“
„Ich wusste nicht, dass er heiß würde.“
„Du sagtest doch, der Ring habe Nebenwirkungen.“
„Ja, aber in den Aufzeichnungen steht nicht, von welcher Art sie sind. Man sollte diese Ringe am besten gar nicht verwenden.“
Jonas klappte den Inselplan auseinander. Sie hatten Ludwig detailliert erzählt, was sie gestern Abend in der Nähe des Zeltplatzes erlebt hatten. Ludwig tippte mit dem Finger auf den Plan. „Wenn Georg aus dieser Straße das Totenhorn geholt hat und dafür kaum mehr als ein paar Minuten gebraucht hat, dann muss es eines dieser Häuser sein“, sein Finger tippte auf die vier Häuser am Ende der Straße.
„Wir haben sie ein ganzes Stück reinlaufen sehen, obwohl sie vielleicht zur Tarnung am Haus vorbeigelaufen sein könn ten“, wandte Carl ein.
„Nein , Georg hat sich beeilt, als er das Horn geholt hat, und zeitlich würde das passen. Es bleiben nur die vier Häuser am Ende der Straße“, meinte Jonas.
„ Das ist erst einmal genau genug“, sagte Ludwig. „Ich weiß ohnehin nicht, ob wir mit der Information etwas anfangen können. Ich mein, es ist gut zu wissen, wo der Feind seine Stellung hält, aber ich zweifle mittlerweile daran, dass das Buch direkt bei ihnen ist. Sie zu finden war zu einfach. Es ist jedenfalls wenig ratsam in ein Ombragenest hinein zu marschieren und nachzusehen.
Ich wundere mich , dass sie sich an dieser Stelle einquartieren, so mitten im Trubel. Touristen über Touristen, Pfadfinder ...“
„Das ist ein hervorragender Platz; niemand kennt seinen Nachbarn“, antwortete Jonas. Er fragte sich, warum Ludwig unbedingt hatte wissen wollen, wo sich die Ombrage aufhält, wenn er jetzt mit der Information gar nichts anfangen wollte. Immerhin hatten sie ein beträchtliches Risiko auf sich genommen.
Lud wig starrte weiter auf den Plan und schlürfte an seinem Tee. Jonas wechselte das Thema, kam wieder auf die Aufführung zu sprechen. „Ist das Stück gut?“
„ Ach, wir hatten große Schwierigkeiten; Sieglinde, sie sollte die Hauptrolle spielen, hat eine Nierenkolik bekommen. Wir haben Marots Frau als Ersatz verpflichtet, aber sie hatte nur wenig Zeit zum Proben. Bei dem Unwetter vor einigen Tagen hat es Teile des Bühnenbilds ruiniert und irgendjemand hat uns die Kostüme geklaut.“
„Was zum Henker will der mit den Kostümen anfangen?“, fragte Carl.
„ Ich habe keine Ahnung, aber ich bin jedes Mal total fertig, wenn auf der Insel geklaut wird“, sagte Ludwig.
„Im Internet kann man alles verkaufen“, vermutete Jonas.
„Ich bezweifle, dass jemand dafür nur einen Euro bezahlt.“
„Wo waren die Kostüme?“, fragte Jonas.
„ Im Schuppen, wo auch das Bühnenbild lagert. Ach ja, und nicht zuletzt weigert sich der neue Kapitän die letzte Fähre eine halbe Stunde später fahren zu lassen, damit die Leute zurück zum Festland kommen. Angeblich darf er das aus versicherungstechnischen Gründen nicht.“
Jonas setzte sich bequemer und nahm die Tasse mit Untertasse auf seinen Schoß. „Aber das war doch immer so.“
„Der Mann ist
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