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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Caspari
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hereinkommen?“
    Jonas schaute auf den Ring. Es kam ihm vor, als glühe er. „Sie werden die Hunde suchen lassen und wenn sie mich nicht sehen, dann werden sie schnell glauben, dass ich woanders bin.“ Das hoffte er zumindest.
    Sie schalteten die Lampe wieder aus und gingen zurück in die Küche. Auf der Straße waren drei Hunde aufgetaucht, saßen wie die Dobermänner von nebenan vor dem Mann der Ombrage auf dem Boden. Sogar durch die geschlossenen Fenster konnte Jonas die gutturalen Laute in der alten Sprache höre, mit denen er ihnen Befehle gab.
    „Was sagt er?“ , flüsterte Carl.
    „ Ich verstehe nicht alles. - Unglaublich, dass er ihnen einfach so Befehle geben kann.“
    „ Es wäre hilfreich, wenn wir wüssten, was er sagt.“
    „ Was denkst du denn? Sie sollen suchen, nach uns suchen. Sie haben uns gesehen.“
    Die Hunde schwärmten aus und einer von ihnen kam auf direkten Weg zu ihnen herüber, bellte zweimal und stieß das erschreckende Jaulen aus, das Jonas und Carl durch Mark und Bein ging. Der jüngere Mann und Georg folgten ihm zögerlich, während der ältere auf der Straße verblieb.
    „Scheiße!“ , fluchte Carl panisch. „Sie kommen her!“
    „Komm mit!“ Jonas ging i n den Flur, tastete an den Wänden nach dem Knauf der Schranktür. „Hier rein! Los!“, raunte er. Carl drückte sich in den Wandschrank und Jonas zwängte sich hinterher. Der Schrank war leer, aber durch die Regalböden blieb ihnen nur wenig Platz, sie mussten sich mehr oder minder übereinander, halb sitzend, halb stehend arrangieren. Das schwierigste dabei war, keinen einzigen Laut von sich zu geben.
    Nur Sekunden nach dem die Tür in die kleinen Magnetriegel gefallen war, hörten sie das Holz an der Eingangstür splittern. Wahrscheinlich hatte Georg die Tür eingetreten, ihm würde es noch Spaß machen. Jonas umschloss mit der Ringhand Carls Hand, in der Hoffnung, dass der Ring Carl gleichfalls verstecken würde. Dann wagten sie kaum noch zu atmen.
    „ Warum sollte er da drin sein?“, hörten sie Georgs Stimme.
    „ Er muss hier irgendwo sein, sonst wäre er Gutenberg in die Arme gelaufen. Ich habe ihn gespürt“, antwortete der Mann von der Ombrage. Er sprach mit einem Akzent, der mehr nach Krankheit klang als nach einer fremden Sprache.
    Jonas und Carl rechneten jeden Augenblick damit, dass die Türen aufgerissen wurden oder dass der Hund bellend und zähnefletschend auf sie hinwies oder viel mehr durch die Spanplatten brach und gleich über sie herfiel. Sie hörten den Atem des Tieres, schnell und keuchend, hörten seine Krallen, wie sie über den Laminatboden kratzten. Lampen wurden eingeschaltet und durch die Ritzen in der Schranktür fiel streifiges Licht zu ihnen.
    Carl begann herumzurutschen. Jonas hielt ihn fest. „Hör auf!“, zischte er tonlos. Ein Schweißtropfen fiel Jonas ins Gesicht, der juckend vom Auge über die Wange lief und vor allem spürte er den Ring, wie er sich in sein Fleisch brannte.
    Schwere S chritte, Schnüffeln, wieder die Krallen auf dem Boden, Stimmen, ohne etwas zu verstehen, dann ein Schnauben. Georg, der Mann und der Hund verließen das Haus. Sie hörten die Schritte auf dem Kiesweg und das Gartentor, das quietschend ins Schloss fiel.
    „Lass uns nachsehen!“ Carl wollte die Tür aufstoßen.
    „Nein, warte noch!“ Jonas hielt ihn fest.
    „Spürst du den Ring auch?“, fragte er Carl gepresst.
    „Du zerquetscht mir die Hand, sonst merke ich gar nichts.“
    „Er brennt mir in die Haut.“
    „Verdammt, komm jetzt!“ Carl stieß einfach die Tür auf. Ein Schwall kühler Luft wehte in ihre verschwitzten Gesichter. Die kaputte Eingangstür war bis auf einen Spalt zugefallen, das Schloss hing aus der Wand und im Wohnzimmer brannte noch immer Licht.
    Draußen jaulten die Höllenhunde.
    „Musst du meine Hand weiter halten ?“
    „ Ich bin nicht sicher, aber vorhin haben sie uns auch bemerkt. Wir sollten auf Nummer sicher gehen, findest du nicht?“ Jonas lockerte aber den Griff. Sie schlichen in die Küche zu den Jalousien. Auf der Straße war niemand mehr zu sehen.
    „Wir müssen zum Hof zurück. Du bist ganz weiß im Gesicht.“
    „Wenn ich den verdammten Ring ausziehe, geht es wieder.“
    „Wir könnten einfac h über die Straße rennen und über die Wiesen.“
    „ Nein, wir würden uns mit den Hunden anlegen. Hast du nicht gehört, dieser Gutenberg muss irgendwo hinter uns gewesen sein. Vielleicht lauern sie auf uns. Wir nehmen den Weg über den Sportplatz, dann vor

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