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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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bizarre Brüste hingen schlaff über dem gewaltigen Brustkorb, aus dem zwei muskulöse und grotesk lange Arme herauswuchsen.
    Die Hände waren dunkel gefärbt und Tyark sah, dass sie keine Finger, sondern vielmehr dürre Klauen mit schwarzen, spitzen Nägeln hatten. Er blickte der Kreatur ins Gesicht – und vermied es dabei instinktiv weiter, ihr in die leeren Augenhöhlen zu blicken. Dennoch spürte er ihren brennenden Blick auf seinem Gesicht und er spürte ihr Toben in seinem Geist.
    Die bis zum Boden reichenden, dunklen Haare der Gestalt schienen ein unheimliches Eigenleben zu besitzen. Wie von unsichtbaren Händen geführt waberten sie um den Kopf herum, bewegten sich langsam und geräuschlos in alle Richtungen. Manche von ihnen schienen sich dabei zu dicken Strähnen zu bündeln und wirkten dadurch schon bald wie groteske Schlangen.
    Tyark spürte, wie ihre Präsenz an seinem Verstand zerrte. Doch seine innere Stärke war wie ein Bollwerk, welches die dämonische Kraft der Frau, des Wesens, nicht durchdringen konnte.
    Er musste jetzt handeln. Entschlossen und doch voller Angst hob er die Schwarze Klinge und lief auf das Wesen zu, bereit, diesem die Klinge in den grotesken Leib zu stoßen. Doch bevor er sein Ziel erreichen konnte, wurde seine Klinge mit einem lauten Klirren beiseite gestoßen.
    Pereo hatte Tyarks Angriff mit seinem Anderthalbhänder abgelenkt. Verzweifelt blickte Tyark seinem Gefährten in das verbliebene Auge – und sah Trauer darin. Tyark japste, als er begriff, was das zu bedeuten hatte: Pereo stand nicht in ihrem Bann, er war vollkommen klar!
    Tyark wich einige Schritte zurück. Trotz seiner grotesken Gestalt schritt das Wesen vor ihm geradezu anmutig von dem Steinquader herunter und berührte dabei sanft die Schulter Pereos, der keine Regung zeigte. Mit rasendem Herzen blickte er die Kreatur an, wie sie langsam in Richtung der beiden Throne schritt.
    Immer wieder sah er die wunderbare Gestalt der Frau inmitten dieser schrecklichen Masse aus Fleisch, Menschenhäuten und Knochen aufblitzen und Tyark spürte, wie sie immer weiter versuchte, in seinen Verstand einzudringen. Und je mehr ihr das gelang, desto schwächer wurde das Abbild ihrer wahren Gestalt vor ihm.
    Dann hörte er die sanfte, bekannte Stimme in seinem Kopf: »Verurteile ihn nicht, Liebster... es war doch sein Auftrag, euch zu mir zu führen. Und er hat diese Aufgabe gut erfüllt, ich bin zufrieden.«
    Tyark kniff kurz die Augen zusammen und biss die Zähne zusammen.
    Die Stimme fuhr süffisant fort: »Frage dich selbst...was würdest du tun? Eingeschlossen in einen Kerker, die süßen Qualen der Folter seit Wochen ertragend? Nur, um dann einem Urgukhal zum Fraß vorgeworfen zu werden?«
    Die Stimme lachte klar und es fühlte sich an die flüssiges Eis, als sie fortfuhr. »Wärest du selbst standhaft geblieben, wenn sich um dich Tentakel mit zahllosen messerscharfen Zähnen legten und dich dann langsam, Stück für Stück zerrissen?«, die Stimme lachte boshaft, »Nein...auch du hättest dich retten lassen! Denn wem nutzt schon der einsame Sklaventod in den Klauen des Feindes? Wenn doch hier so viele großartige Dinge warten... wenn man hier ein Feldherr des kommendes Krieges sein kann...«
    Die Kreatur stand vor den Thronen und die Klauenhand strich zärtlich über den vertrockneten Arm des toten Bruders. Die Leiche bewegte sich dabei sanft, als würde Rynn noch im Tode über diese Geste erschaudern.
    Tyarks Mund war vollkommen trocken, als er die Kreatur anschrie: »Du hast ihn verzaubert! Du hast ihn in Todesnot gezwungen, dir zu dienen, du verdammte Kreatur der 99 Höllen!«
    Die Frau, die Kreatur , zeigte keine Regung, doch ein klares Lachen erklang in Tyarks Geist: »Ach, mein lieber Schatz. Wie wenig du doch von den Dingen verstanden hast! Nein, dein stolzer Krieger steht nicht unter meinem...Bann, wie du meine unendliche Liebe zu nennst beliebst! Er ist nur ein... Werkzeug, das zu mir geschickt wurde. Warum siehst du denn nicht, dass ich so viel mehr zu bieten habe? Unendliches Glück, Tyark!«, die Stimme war süß wie Honig, »Rynn hat es gespürt. Er hat die Liebe gespürt, die ich zu geben habe... und er hat sie angenommen... die Liebe, die du so hartnäckig wie dumm immer wieder verschmähst...«
    Tyark schloss die Augen, als er spürte, wie erneut eine Flut aus wärmsten Gefühlen an seinen Geist brandete. Doch sein Verstand wurde gleichsam immer stärker und schon bald konnte er deutlich fühlen, welch tödliche

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