Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Süße hier das Zeichen ja... woanders versteckt.«, er kicherte, während er erneut nach der geschickt ausweichenden Zaja grabschte, »Vielleich ja gleich neben ihrer Botschaft an’n Kaiser!«
Er lachte erneut, jedoch diesmal als einziger. Tyark konnte sehen, wie die anderen beiden Gardisten sich zweifelnde Blickte zuwarfen. Die tosende Wut in ihm wuchs und sie wurde weiter angeheizt, als Gregor mit gierigem Blick zu den anderen Gardisten sagte: »Ich bin dafür, dass wir beide erst mal einsperren. Und dann mit ‘nem gründlichen Verhör beginnen, wie es bei Dirnen üblich ist...«
Die dunkle Wut in Tyark schien nun seinen ganzen Körper zu erfüllen. Er würde nicht zulassen, dass diese drei Hunde ihnen schaden würden! Plötzlich verschwamm die Welt vor Tyark. Alles schien dunkler zu werden, bis von dem Gardisten vor ihm nur noch die schemenhaften Konturen zu sehen waren. Tyark begriff verblüfft, dass es ihm irgendwie gelungen war, in das geheimnisvolle Zwielicht einzutauchen – so wie zuletzt im Dorf. Ein mächtiges Glücksgefühl durchströmte Tyark und so kurz dieser Moment auch war – er schien eine Ewigkeit anzudauern. Und als habe sich ein weiteres Auge in Tyark geöffnet, von dem er bislang nichts geahnt hatte, sah er nicht nur die Silhouette des Gardisten. Auch der dürre, goldene Faden, der sich über dem Gardisten in die Höhe schwang. Dieser Faden schien in seinem Innersten förmlich zu glühen und Tyark konnte seinen Schwingungen nicht nur sehen – er spürte sie tief in sich.
Ein Lächeln legte sich auf Tyarks Gesicht, obwohl er in diesem Moment von seiner Wut beherrscht wurde. Wie in Trance wusste er, was er zu tun hatte. Er griff nach dem Faden, ohne sich zu bewegen – und für einen Augenblick dürstete es ihm geradezu danach, auf diesen Faden einzuschlagen, ihn zu zerreißen und für alles büßen zu lassen, das er hatte erleiden müssen!
Doch Tyarks Griff schien ins Leere zu gehen – und schon wollte etwas in ihm in maßloser, rasender Wut brüllen - da spürte er deutlich, wie er den goldenen Faden doch noch leicht berührte und einer Zittersaite gleich an ihm zupfte. Einen Wimpernschlag später war er plötzlich wieder auf der Zugbrücke vor dem Stadttor. Tyark strauchelte und blinzelte irritiert, als er vom Sonnenlicht geblendet wurde.
Die drei Gardisten vor ihm starrten Zaja an, nichts schien sich verändert zu haben – da schwankte der erste Gardist leicht und trat unsicher einen Schritt zurück.
Bleich und ungläubig begann er, mit der behandschuhten Hand seine Nase zu reiben. Erst jetzt sah Tyark den hellroten Blutstrom, der aus der Nase seines Gegenübers quoll als habe er einen gewaltigen Schlag ins Gesicht erhalten.
Eine tiefe Genugtuung wallte in Tyark auf – und das dringende Bedürfnis, es nicht dabei zu belassen. Dieser nichtsnutzige, wertlose Faden dieses Dreckskerls vor ihm musste zerrissen werden! Wer wusste schon, welches Leid er Schwächeren angetan hatte!
Tyark versuchte voller Wut, erneut in dieses Zwielicht einzutreten – doch es gelang ihm nicht. Während der Gardist ungläubig auf das viele Blut starrte und zu lamentieren begann, atmete Tyark tief ein und wurde etwas klarer. Da begriff er auf einmal, was für furchtbare Gefühle in ihm aufgewallt waren – er schämte sich plötzlich für das, was er getan hatte.
Er kostete ihn unendliche Mühen, nach außen nicht anmerken zu lassen, was in ihm vorging. War dies etwa ein kurzer Augenblick der Gabe gewesen, von welcher der Dämon geredet hatte? Erst jetzt bemerkte er befremdet das leichte Lächeln, das sich in sein Gesicht gelegt hatte - Tyark spürte, wie Angst sein Herz auszufüllen begann. Welche teuflische Macht schlummerte in ihm? Was hatte er dem Mann vor sich angetan? Während er verwirrt die hellen Blutstropfen betrachtete, die dem verwirrten Gardisten zwischen den Fingern hervorquollen, schwor er sich, diese Macht niemals wieder zu erforschen – egal aus welchen Gründen!
Tyark war einen raschen Blick auf Zaja neben sich. Diese war einen Schritt zurückgewichen und beobachtete angewidert den Mann vor sich.
Der bleiche Gardist murmelte verwirrt einige Wort, und stolperte weiter zurück - besorgt und verwirrt traten die beiden anderen Gardisten hinzu und redeten auf ihren Freund ein, der aber keine Antwort wusste und immer wieder nur sagen konnte: »Weiß ich nich! Ganz komisches Gefühl! Bei den Alten!«
Schnell sprach Zaja: »Bei den Alten, richtig! Anscheinend hat Ihnen Euer Betragen nicht
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