Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
nun berichtet ihr mir von einem weiteren, rätselhaften Mosaiksteinchen – einem zweifellos bösartigen und dunklen dazu!«
Die blassen, blauen Augen des Alten richteten sich auf Tyark, der sogleich begann, sich merkwürdig unwohl zu fühlen. »Wir müssen diese Sache unbedingt vor den Fürsten bringen, und zwar so schnell wie möglich! Auch wenn ich fürchte, dass dem Fürsten das Geschick einiger armer Bauern in den Graten im Moment nicht... wichtig genug sein dürfte. Nicht nur der Krieg verdunkelt sein Gemüt: Seit dem letzten Anschlag scheint seine Gattin unter einer mysteriösen Krankheit zu leiden, wie ich vernehmen konnte. Niemand hat sie gesehen, bereits seit einigen Wochen nicht mehr. Und wie gesagt behauptet der Fürst, ein Attentäter der Markgräfin wäre dafür verantwortlich.«
Goswin seufzte tief und fuhr dann fort: »Wir sollten auch unbedingt der Magistra des örtlichen Magierzirkels Bericht erstatten. Adaque ist auch gleichzeitig die Hofmagierin des Fürsten und eine sehr besonnene Frau - ich habe ihre Weisheit und ihren klaren Verstand in den letzten Jahren zu schätzen gelernt.«
Obwohl Goswin sich bemühte, sich nichts anmerken zu lassen, spürte Tyark überrascht eine tiefe Zuneigung in Goswins Stimme als er die Magistra erwähnte – und zugleich einen tiefen Schmerz. Tyark schluckte, als ihm diese unheimliche Intuition bewusst wurde.
Goswin fuhr derweil fort: »Sie muss uns anhören. Ich zweifle nicht daran, dass sie uns mehr über diesen merkwürdigen Dämon erzählen kann. Und mit etwas Glück wird sie die Agonie und den Hass des Fürsten durchbrechen können. Sein Auge muss auf die Grate gelenkt werden, nicht auf die Bedrohung durch die Markgräfin!«
Goswin machte eine bedeutungsvolle Pause und eine Weile verließen nur Rauchwölkchen seinen Mund. Dann setzt sich auf einen Hocker vor Tyark und sagte eindringlich: »Viel dringender ist aber, dass ich jetzt dir, Tyark, zuhöre. Ich muss alles erfahren, was dir beim Zusammentreffen mit dem Dämon widerfahren ist. Zaja machte ja bereits Andeutungen - was ist mir dir geschehen, mein Junge? Warum bist du dem Einfluss des Dämons entkommen? Was hat es mit diesen merkwürdigen Träumen auf sich, von denen Zaja erzählte? Du musst mir alles berichten, jedes Detail kann wichtig sein!«
Alles er Tyarks verwirrtes Gesicht sah, lachte Goswin gutmütig. »Verzeih, mein junger Freund! Ihr seid erst gerade hier angekommen und schon überhäufe ich dich mit weiteren Fragen! Ruht euch etwas aus und nachher kannst du mir immer noch berichten, was dir widerfahren ist.«
***
Es dauerte lange, bis Tyark von seine Erfahrungen und Empfindungen erzählt hatte.
Zaja war irgendwann völlig erschöpft auf eine unter der Decke angebrachte Plattform geklettert und war dort im Stroh augenscheinlich sofort in tiefen Schlaf gefallen. Nur manchmal hörte Tyark ihren regelmäßigen Atem.
Bruder Goswin hatte Tyark aufmerksam zugehört und manchmal kurze Zwischenfragen gestellt oder das Gehörte zusammengefasst. Nun, da Tyark seine Erzählung beendet hatte, stand Bruder Goswin ächzend auf und begann, gedankenverloren das Feuer zu schüren. Dann schritt er zu der winzigen Vorratskammer und holte ein großes Stück Wurst heraus, welches er sogleich auf dem Tisch in mundgerechte Stücke zerteile. Während Tyark jedes Stück gierig verschlang, sagte Goswin: »Nun, wie du bereits erwähntest, hat Zaja dich bereits auf gewisse Eigenheiten der Dämonen hingewiesen – zumindest soweit sie von diesen erfahren hat. Aber um unsere Welt wirklich zu verstehen, musst du wissen, wie die Großen Alten sie in Ihrer Weisheit geschaffen haben. Zaja ist eine sehr gelehrige Schülerin, aber gewisses... Wissen ist ihr noch vorenthalten worden und Vieles wird sie niemals erfahren.«.
Er warf einen raschen Blick auf die Plattform, von der sie den ruhigen Atem Zajas hörten. »Das Wissen, von welchem du nun erfahren wirst, ist gefährlich. Und es hat eigentlich in den Köpfen von Menschen außerhalb des Ordens nichts verloren. Aber ich denke, es ist notwendig, dich einzuweihen – so gut ich das in der uns gegebenen Zeit kann.«
Er blickte Tyark mit seinen wachen Augen an und forderte ihn leise auf, vor die Tür zu treten. Tyark fröstelte, als sie in der dunklen Gasse standen, in der sich aber immer noch bemerkenswert viele Menschen tummelten. Tyark beobachtete eine kleine Gruppe von Stadtgardisten, die ihrem nächtlichen Dienst nachgingen.
Während sie so durch die Gassen gingen,
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