Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
seine Füße richtete. Adaque legte das Tablett zur Seite und setzte sich wieder auf den Stuhl. Nach einem kurzen Moment nickte sie leise sagte: »Nun, lasst uns einen Schluck auf Ihre Wiederkehr in diese Welt trinken. Auf dass Ihre gütigen Blicke auch in Zukunft auf uns ruhen.«
Goswin nickte und murmelte ein kurzes Gebet.
Das Getränk schmeckte sehr würzig und eine gewisse Schärfe lag darin. Schon kurz nach den ersten Schlucken spürte Tyark überrascht, wie sein Geist klarer zu werden schien und eine angenehme Wärme breitete sich in seiner Brust aus. Auch das Licht der Kristalle um sie herum schien unmerklich heller geworden zu sein.
Eine unüberhörbare Bedrückung lag in Adaques Stimme, als sie sagte: »Ja, Goswin mein Freund. Diese Angelegenheit ist in der Tat von äußerster Dringlichkeit. Es sind traurige und grauenhafte Zeiten, welche dich heute zu mir führen. Und es tut mir unsagbar leid, dass ich dich solange nicht empfangen konnte! Mache dir jetzt keine Sorgen mehr. Auch wenn dein Brief verständlicherweise nur knapp gehalten sein konnte, so haben mir die Steine doch viel erzählt. Sehr viel.«
Sie schwieg einige Momente. Dann ruhten ihre dunklen Augen lange auf Tyark, welcher sich bald seltsam unwohl fühlte und spürte, wie er rot anlief, während er sich rasch abwandte.
Adaque fuhr leise fort: »Ich ahne wohl, was ihr mir erzählen werdet. Doch bevor ich euch berichten werde, was mir diese...Steine erzählt haben, möchte ich, dass ihr mir genau darlegt, was sich in den Graten Schreckliches zugetragen habt. Bitte – und berichtet mir jede Einzelheit. Alles kann wichtig sein.«
***
Es dauerte lange, bis Goswin seine düstere Erzählung beendet hatte. Tyark hatte nur hier und da einige Stellen ergänzen müssen, insgesamt hatte Goswin ein erstaunlich gutes Gedächtnis bewiesen. Viele Begebenheiten hatte er sogar so gut zusammengefasst, dass sie selbst Tyark nun klarer vor Augen lagen.
Allerdings hatte der Bruder alles ausgespart, was mit Tyarks angeblicher Berufung zu einem Dämonenjäger zu tun hatte - und selbst die grauenhafte Begegnung mit der körperlosen Stimme auf dem Berg aus Schädeln hatte Goswin nicht erwähnt.
Währenddessen war das Feuer im Kamin keinen Fingerbreit heruntergebrannt, obwohl die Flammen das Holz stetig zu verzehren schienen und dabei wohlige Wärme verbreiteten.
Adaque stand schließlich auf und blieb dem Kamin zugewandt stehen, ihre Hände hielt sie zusammengefaltet vor sich. Als sie sprach, spürte Tyark eine tiefe Traurigkeit in ihrer Stimme liegen und nur mühsam konnte er das Gefühl von Tränen unterdrücken, die sich in seine Augen drängten.
»Es ist in der Tat eine entsetzliche Geschichte, die sich dort zugetragen hat. Es erfüllt mein Herz mit tiefster Trauer, was den armen Kindern zugestoßen ist. Und natürlich auch Bruder Rynn und den armen Seelen von Bergleuten, die wahrscheinlich nicht einmal ahnten, welches Grauen sich ihrer bemächtigte.«
Sie drehte sich um und sprach sie direkt an: »Und ich gebe dir vollkommen Recht, Goswin. Die Sache bedarf keines weiteren Aufschubes! Ein mächtiger Dämon wandelt frei umher, nur die Alten wissen, wie viele Opfer sein Hunger bereits gefordert hat...«, sie seufzte leise, »Ich weiß allerdings auch, dass die Zeiten unter dunklen Vorzeichen stehen. Ihr habt es bereits gehört - es droht Krieg. Der Fürst verdächtigt die Markgräfin, Mordanschläge auf ihn und seine Familie verübt zu haben. Und dabei soll sie sogar schwarze Magie eingesetzt haben. Die Gemahlin des Fürsten, sie...«
Adaque zögerte kurz und überlegte einige Momente, bevor sie fortfuhr: »Nun, der Gemahlin des Fürsten ist etwas zugestoßen, das selbst ich nicht mehr rückgängig machen kann. Selbst meine Macht reicht dazu nicht aus - und darüber bin ich untröstlich! Dieses... Unglück ist auch einer der Gründe, weshalb ich solange in der Kaiserstadt war. Aber dieser Vorfall zeigt mir wiederrum, dass der Fürst mit seiner Einschätzung...vielleicht sogar Recht haben könnte.«
Sie blickte mit glasigen Augen ins Kaminfeuer und fuhr dann fort: »So gerne ich in dieser Sache auch einschreiten möchte, ich achte das Gebot der Neutralität, dem alle Magierzirkel unterliegen. Kein Magier darf in politische Angelegenheiten verwickelt werden und muss ihnen jederzeit mit strikter Neutralität entgegnen - das gilt erst Recht für eine Magistra des Zirkels! Besonders, wenn diese kurz davor ist, zur Spektabilität des Westens erklärt zu
Weitere Kostenlose Bücher