Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
einkehren? Die Wirtin, Martha, serviert ausgezeichnete Hähnchenschenkel!«
Tyark blickte unsicher zu Zaja, die in der Kochecke herumhantierte, ihnen aber fraglos zuhörte. Goswin wandte sich zu ihr und sagte entschuldigend: »Bitte, Zaja – es tut mir leid. Ich möchte Tyark einige, nun, persönliche Dinge fragen. Bitte verzeih mir, dass ich so geheimniskrämerisch sein muss. Bitte akzeptiere es - vorerst ohne Widerworte.«
Zajas blickte sie beide an, Tyark sah auf ihrem Gesicht wieder die bekannte, skeptische Stirnfalte. Schließlich sagte sie seufzend: »Nun, Mentor Goswin, wenn Ihr es mir befehlt, so werde ich...hier den Tempel bewachen, solange Ihr fort seid.«
Goswin lächelte und es lag große Zuneigung in seiner Stimme als er sagte: »Zaja. Du bist für mich viel mehr als nur eine Schülerin - das weißt du. Seit ich dich damals im Winter in mein Heim geholt habe, bist du zu meiner Tochter geworden. Aber trotzdem - ich kann dich noch nicht in alles einweihen. Aber du wirst es erfahren und dann wirst du auch verstehen, weshalb ich dir heute nicht alles erzählen kann. Bitte habe Geduld.«
Der Volle Mond war ein deutlich besseres Gasthaus als das, in dem Tyark zuletzt eingekehrt war – oder von denen er zumindest verschwommene Erinnerungen hatte. Es war nicht sonderlich viel los – die vielleicht 20 Gäste wurden von einem Spielmann begleitet, der zumeist recht melancholische Waisen auf einem seltsamen Instrument spielte, dass Tyark an eine überlange Flöte erinnerte.
Tyark sah hauptsächlich Kaufleute und auch einige Offiziere der Stadtwache, die an Tischen saßen, deren Beine mit aufwändigen Schnitzereien verzierten worden waren, hauptsächlich irgendwelche Bäume oder andere Pflanzen. An den Wänden aus groben Eichenbohlen hingen zahlreiche prunkvolle Schilder mit den Wappen verschiedenster Fürstenhäuser. Unter der hohen Decke waren an langen Ketten Wagenräder angebracht, auf denen dicke Kerzen ein wohliges Licht verbreiteten. Gegenüber dem Tresen der Wirtin war ein großer Kamin, der aus groben Wackersteinen gemauert war und über dem ein gewaltiges Elchgeweih angebracht war.
Die hübsche rothaarige, Tyark etwas zu dürre, Wirtin begrüßte Goswin ausnehmend freundlich und schließlich auch Tyark, nachdem Goswin diesen als einen Freund vorgestellt hatte. Sie hatte überall im Gesicht Pockennarben und Tyark konnte sich vorstellen, dass sie diese Krankheit wohl einst nur knapp überlebt hatte.
Tyark und Goswin speisten ausführlich, sehr zur Freude Tyarks, dessen Erinnerungen immer noch von kargen Flüchtlingsrationen geprägt waren.
Schließlich tranken sie beide einen Becher eines schweren, dunklen Bieres und setzten sich vor den Kamin. Tyarks Gesicht glühte nicht nur vor Hitze und langsam wurde dieser schicksalhafte Tag von einer angenehmen Leichtigkeit in seinem Magen verdrängt.
Die anderen Gäste unterhielten sich angeregt, oft schallte lautes Lachen durch den Raum. Irgendwann sagte Goswin: »Zaja wird sich nicht mehr lange hinhalten lassen. Ich habe sie dazu erzogen, stets neugierig zu sein und alles zu hinterfragen – wenigstens einmal.«, er lächelte, »Es war mir natürlich bewusst, dass dies auch für die Lehren ihres Mentors gilt. Ich denke, sie ahnt etwas, auch wenn sie noch nicht so recht weiß, was. Wenn die Zeit kommt, wird es an dir sein zu entscheiden, was sie wissen darf und was nicht.«
Er blickte Tyark ernst an und senkte seine Stimme. »Bedenke, dass, je mehr sie von dir und deiner... Gabe weiß, das Risiko umso größer auch für sie ist! Nicht nur der Orden sieht ein solches Wissen ungern in der Hand solcher, die es eigentlich nicht besitzen sollten.«
Er atmete tief ein und schien eine Weile den Gesprächen der anderen Gäste zu lauschen.
Unvermittelt fuhr er fort: »Adaque wird wohl nicht mehr lange in Lindburg bleiben können. Wenn ihr der Titel der Spektabilität des Westens angeboten worden ist, wird sie kaum ablehnen können. Auch wenn sie jetzt noch zögert. Die Entscheidung darüber liegt mitnichten bei ihr... Du musst wissen, nur wenige sind geeignet, das Oberhaupt aller Magier zu sein. Nach dem Verschwinden Aurins haben wir nun schon viel zu lange keinen Nachfolger mehr finden können. Adaque ist in der Tat eine würdige Nachfolgerin für diesen anspruchsvollen Titel, fürwahr! Und es wird langsam Zeit...«
Tyark stocherte mit einem Stöcken in der Glut und fragte: »Warum ist Aurin verschwunden? War das nicht zusammen mit den anderen
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