Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
sie hinzu: »Und wahrscheinlich hat sie das auch. Leider konnte ich das arme Mädchen nicht mehr selbst befragen, da sie vor meiner Rückkehr aus der Kaiserstadt... gestorben ist.«
Bedrückt fügte sie hinzu: »Schnell geriet das arme Mädchen selbst in den Verdacht, in diesen Anschlag verwickelt zu sein - und sie hat es schließlich nach langen Verhören im Kerker auch gestanden...«
Auf Goswins verständnislosen Blick fuhr sie seufzend fort: »Wie ich bereits vor einigen Tagen sagte – das Herz des Fürsten hing an seiner Frau. Er hat tagelang neben ihr gesessen, als sie schreiend und halb irrsinnig vor Schmerzen versteinerte. Ich denke, sein Herz ist gebrochen - und vielleicht hat das sein Urteilsvermögen beeinflusst. So manche seiner Entscheidungen danach waren, nun, zumindest fragwürdig .«
Tyark war etwas zurückgetreten. Ihm graute vor diesem steinernen Körper, in seinen Ohren rauschte es. Beklemmung griff nach ihm – fast schien es, als könne er die entsetzten Schreie der Gräfin hören, als ihr Leib Stück für Stück versteinerte.
Er blickte auf und sah, wie Adaques dunkle Augen ihn aufmerksam beobachteten. Er wich zurück und wie selbstverständlich öffnete sich die Tür hinter ihm und er trat erleichtert in den kühlen Gang.
***
Später saßen sie alle in einem gemütlich und kunstfertig eingerichteten Kaminzimmer. Ein kräftiges Feuer kämpfte gegen die Kälte der dicken Festungsmauern, zahlreiche Felle lagen auf dem Boden und hingen an der Wand. Raphael stand mit verschränkten Armen vor einigen Gemälden mit schweren Rahmen und betrachtete nachdenklich die dargestellten Vorfahren des Fürstengeschlechts.
Adaque hatte sich auf einem schweren Eichenstuhl niedergelassen und ihre zarten Hände auf die Armstützen gelegt. Sie hatten sich einige Zeit über das Schicksal der Fürstin unterhalten und Raphael hatte angemerkt, dass auch er das Verhalten des Fürsten bedenklich fand. Doch da die Markgräfin ihre Truppen mobilisiert hatte, war die Zeit des Verhandelns fast schon vorbei. »Es wird Krieg geben. Er liegt wie ein Flüstern im Wind.«, erklärte er knapp.
Tyark hatte lange geschwiegen, zu sehr hatte ihn das steinerne Antlitz der Gräfin getroffen. Doch dann wandte er sich an Adaque, welche in bereits anblickte, als ob sie nur darauf gewartet habe, dass er anfing zu sprechen.
Er sagte: »Magistra – wie sollen wir vorgehen? Wie werden wir gegen dieses Monster kämpfen? Wie sollen wir es überhaupt finden – müssen wir zurück in diese verfluchte Festung in den Graten?«
Raphael trat hinzu und hörte aufmerksam den erklärenden Schilderungen Adaques zu. Schließlich sagte sie: »Nein, ich denke nicht, dass es viel Sinn macht, in die alte Nihilim-Festung zurückzukehren. Der Dämon wird nach eurem Zusammentreffen kaum dahin zurückkehren, zumal die Pforte wahrscheinlich zunächst einmal verschlossen bleibt. Vielmehr wird er die Vergessenen Pforten genutzt haben, um sich an anderen Orten zu verstecken. Tatsächlich glaube ich, dass diese Steine, die du dort gefunden hast, Teil eines Rituals waren, welches die Medusa herbeibeschworen haben. Vielleicht haben sie sogar Geburtsort des Dämon selbst markiert! Allerdings wage selbst ich mir kaum auszumalen, welch finstere, grausame Magie dazu notwendig gewesen ist! Unklar ist mir auch, wie lange diese Kreatur bereits in unserer Sphäre wandelt. Es mögen Jahre – aber auch Jahrzehnte sein. Wahrscheinlich ist ihr Hunger über die Zeit immer größer geworden, sodass sie irgendwann den willigen Geist eines Paktgängers suchte, um die Kinder der Dorfbewohner zu entführen. Das zeigt mir, dass diese Kreatur immer größer, hungriger, aber auch mächtiger wird. Es wird Zeit, dass wir handeln.«
Sie seufzte, stand auf und trat an eines der kleinen Fenster, in welches buntes Glas eingelassen worden war. Nachdenklich sagte sie: »Leider stehen wir unmittelbar vor einem Krieg, wie ich fürchte. Für den Fürsten steht fest, dass die Markgräfin schwarze Magie angewendet hat, um diesen Dämon zu beschwören. Für ihn hat daher die Ergreifung der Gräfin und die Aufklärung des Ganzen Priorität. Die Hatz auf diesen Dämon erscheint ihm zu vage und zu wenig vielversprechend, auch wenn vielleicht die Hoffnung besteht, seine Frau wieder zum Leben zu erwecken!«
Sie blickte Goswin prüfend an und fügte hinzu: »Ich möchte anmerken, dass auch der Prälat Marius die Meinung des Fürsten teilt. Er bestärkt den Fürsten darin, die Ursache, den
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