Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
sie einen Schritt zurück und schlug ihm danach ins Gesicht. Verblüfft trat er zurück und hielt sich seine brennende Wange. In Zajas wütendem Gesicht waren Tränen zu sehen. Sie rief: »Und das wollte mir keiner von euch beiden erzählen?! Bei den Großen Alten! Seid ihr verdammten Kerle noch bei Verstand ?!«
Im nächsten Moment drückte sie sich fest an ihn und küsste ihn stürmisch. Sie sanken aneinander gedrückt in den aufsteigenden Bodennebel und liebten sie sich erneut innig, begleitet nur von hungrigen Schnaken und dem abendlichen Gezwitscher der Vögel um sie herum.
***
Als beide aus dem Wald traten, hatten die anderen bereits ein Feuer angezündet. Raphael blickte kurz auf und sagte knapp: »Da seid ihr ja. Wir dachten schon, ihr hättet euch verlaufen. Wollte schon Rotbart schicken, um euch zu suchen.«
Rotbart brummte nur etwas und fuhr ungerührt fort, seine Axt zu schärfen. Arana verzog spöttisch das Gesicht und warf neues Holz ins Feuer.
Tyark war froh, dass es bereits recht dunkel war und niemand sehen konnte, wie rot er wurde.
Als er sich neben Muras setzte, knuffte dieser ihm mit dem Ellenbogen in die Seite und raunte nur grinsend: »Alle Achtung! Du scheinst es zu verstehen, dich aus Affären zu stehlen...! Du musst mir mal bei Gelegenheit ein paar Tipps geben, ich kann wohl noch einiges von dir lernen...!«
Tyark stupste ihn zurück und versuchte, sein Grinsen zu unterdrücken. Zaja murmelte nur, sie hätte keine gefunden und begann hastig damit, mit einigen Kerzen die Abendandacht einzuläuten.
Kurz nach der Andacht zogen sich alle bis auf Arana, welche Nachtwache hielt, in ihre Zelte zurück. Raphael schien Zaja noch einen abschätzigen Blick zuzuwerfen, doch Tyark war sich nicht sicher, ob er da etwas fehldeutete.
Er hatte sich zu Muras gesetzt und fragte ihn leise, nachdem sie bereits eine Weile schweigend nebeneinander gehockt hatten: »Dieses Feuerrad – hättest du es noch größer machen können?«
Muras zuckte mit den Achseln und antwortete ebenso leiste: »Ich übe regelmäßig, doch bisher ist es mir nicht gelungen, die Taubheit abzubauen.«
Auf Tyark fragenden Blick erklärte er: »Entschuldige. Mit Taubheit meinen Magier die natürlichen Grenzen der eigenen Macht. Manche Magier sind daher tauber als andere. Manchen gelingt es, im Laufe des Lebens die Taubheit abzubauen, anderen gelingt das nie und ihre Fähigkeiten verbleiben auf dem gleichen Stand.«
Muras blickte schweigend in die rauschenden Baumwipfel und sagte dann: »Meine Taubheit ist leider recht hartnäckig. Daher bin ich bereits einmal durch die Initiationsprüfung durchgefallen. Es hat mich auch ziemlich gewundert, dass Magistra Adaque mich euch mitgeschickt hat! Ich bin leider nicht gerade einer der begabtesten Magier, weißt du...«
Tyark boxte ihm in die Schulter und sagte grinsend: »Also ich fand dein Feuerrad schon beeindruckend...und selbst wenn – unsere Zündsteine werden geschont, solange du uns das Lagerfeuer entzünden kannst...!«
Muras lächelte etwas gequält und lachte dann leise. »Trotzdem. Manchmal denke ich, die Magistra wollte mich mit dieser Aufgabe hier bestrafen. Ich meine, der Kampf gegen einen Dämon! Ich weiß nicht, ob ich euch von großem Nutzen sein kann.«
Tyark fragte erstaunt: »Für was sollte Magistra Adaque dich bestrafen wollen?«
Muras verzog das Gesicht, zuckte mit den Schultern und sagte: »Ich weiß es nicht...und wahrscheinlich ist dieser Gedanke allein bereits kindisch und albern. Die Magistra ist eine weise Frau, die ich niemals ungerecht oder unbeherrscht erlebt habe. Manchmal scheint sie einen nur anblicken zu müssen und sofort zu wissen, was in einem vorgeht. Sie ist eine wunderbare Lehrerin und wenn sie zur Spektabilität ernannt wird, so würde das einen großen Verlust für den Zirkel in Lindburg bedeuten.«
Sein Blick huschte über die Raphael und die anderen und leise sagte er: »Aber dennoch. Diese Aufgabe, die wir erhalten haben, ist gefährlich. Sehr gefährlich sogar. Und ich kann nicht verstehen, dass ausgerechnet ich euch helfen soll...«
Tyark knuffte ihm erneut in die Schulter und lächelte ihn an. Er sagte: »Vielleicht ist ja das die Prüfung, die dir die Großen Alten auferlegt haben. Uns beizustehen.«
Er grinste und Muras grinste zaghaft zurück. Dann begann der Magier damit, in seinem abgewetzten Lederrucksack zu kramen und holte schließlich ein kleines Stoffbündel heraus. Sorgsam wickelte er es auf und hielt Tyark drei kleine,
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