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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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war gezwungen, an sein eigenes, düsteres Schicksal zu denken.
    Er schob den Gedanken rasch beiseite und fragte: »Muras, über welche Macht verfügt die Magistra? Ich kann mir vorstellen, dass sie über unvorstellbare Zauber verfügen muss...«
    Muras verzog anerkennend das Gesicht und nickte. Tyark kam nicht umhin zu bemerken, wie selig verträumt Muras‘ Augen kurz wurden. Der junge Magier antwortete rasch: »Nun, tatsächlich habe ich viel von der Magistra und ihren Fähigkeiten gehört. Sie unterrichtet uns, die vor ihrer Initiation stehen, aber nur selten. Dennoch - ihre Macht muss enorm sein! Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sie das Sechste Element, Geist, zumindest berühren kann, wenn sie will.«
    Tyark hob die Augenbrauchen und sagte: »Ja, das kann ich mir vorstellen! Ich habe gehört, sie würde vielleicht zur Spektabilität des Westens ernannt...«
    Muras wandte ihm abrupt und Kopf zu und schwieg verblüfft. Schließlich sagte er: »Ja, wenn irgendjemand diesen Titel verdient hat, dann die Magistra. Sie ist eine wahre Lichtgestalt und hat schon so viel Gutes bewirkt! Sie ist eine unserer größten Hoffnungen im Kampf gegen die Horde. Durch sie wird es sicherlich gelingen, diesen Krieg zu gewinnen. Solange Adaque da ist, wird Lindburg in Sicherheit sein, das weiß ich. Und wenn das Sechste Element bei irgendjemanden sicher aufgehoben ist, dann bei Adaque.«
    Muras blickte in die Werne und biss sich auf die Lippen, als müsse er über etwas Unangenehmes nachdenken. Als Tyark ihn auffordernd ansah, schüttelte der Magier nur den Kopf und als sei alles über Adaque gesagt, sagte er schlicht: »Weißt du, vor undenklich langer Zeit soll es das Zeitalter des Chaos gegeben haben. In diesem soll die Beherrschung aller Elemente nichts Besonderes gewesen sein, sondern etwas vollkommen Alltägliches, Unkontrolliertes, soweit dieses Wort dann überhaupt noch zutrifft. Auch die Wilde Magie war längst nicht so tief in der Welt versunken, wie sie es heute ist. Es soll manchmal möglich gewesen sein, selbst diese Magie ohne großen Aufwand zu wirken! Und darüber hinaus kann ich mir gut vorstellen, dass, wenn mehrere Menschen das Letzte Element beherrschen, es unweigerlich zu fürchterlichen Kriegen kommen muss.«
    Er blickte verdrießlich auf den Boden und sagte: »Die Großen Alten haben uns den Stahl gegeben – und was haben wir daraus gemacht? Schwerter!«
    Nachdem sie eine Weile schweigend zusammen auf der Lichtung gesessen hatte, sagte Tyark unvermittelt: »Kannst du mir noch andere Zauber zeigen? Vielleicht etwas...Größeres?«
    Muras wehrte ab und sagte lachend: »Nein, mit so etwas soll man doch nicht spielen...ich habe doch nicht umsonst vier- oder fünfmal das verdammte Interdictum der Magie des Ordens abgeschrieben! Weiß du, wie dick dieser Foliant ist?!«
    Tyark grinste und schüttelt den Kopf. Listig sagte er: »Nun, wenn diese Demonstration über die Fähigkeiten des Mächtigen Muras gehen, so will ich ihn natürlich nicht bedrängen...«
    Muras lächelte breit und drohte spielerisch mit dem Zeigefinger. Er stand auf und blickte sich um. Er raunte: »Na gut. Die Luft ist rein, warte kurz...«
    Seine Augen wurden wie zuvor glasig – und nach kurzer Zeit erschien ein knisterndes, etwa einen Fußbreit großes Feuerrad aus dem Nichts. Es schwebte vielleicht zwei Meter über Muras in der Luft, welcher nun mit geschlossenen Augen und traumwandlerischen Gesten des Rad zu kontrollieren schien. Das Rad wurde schnell größer und schon bald maß es etwa einen Meter im Durchmesser.
    Tyark war zunächst begeistert. Er spürte die Hitze des Rades und sah die Luft herum flimmern. Dann fiel sein Blick auf Muras – und er erstarrte. Hinter Muras‘ Kopf schien es, als ob die Luft wie von Hitze flimmerte, obwohl das Feuerrad nicht dafür verantwortlich sein konnte. Doch dann begriff Tyark, dass dies kein Flimmern war, wie es Hitze erzeugt. Es sah vielmehr so aus, als würde das Bild des Waldes auf einer kleinen Fläche verzerrt, wie Spiegelbilder auf unruhiger Wasseroberfläche. Jetzt hörte Tyark plötzlich ein Flüstern - sehr fern, aber es fühlte sich an wie flüssige Dunkelheit. Eine Dunkelheit, die bereit schien, durch der Mauer der Wirklichkeit hindurchzustoßen und sich in diese Welt zu ergießen.
    Die Stelle hinter Muras war sehr klein und Tyark spürte seltsamerweise, dass sie auch sehr dick war – und doch lauerte bereits etwas dahinter, tastete mit Klauenhänden die Mauern der Welt nach Spalten

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