Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
hinauf, als ihm die Erkenntnis wie eine eiskalte Faust in den Magen schlug. Zaja war nicht einfach nur vergiftet worden. Und sie starb auch nicht einfach nur. Sie wurde selbst zu einer Medusa. Hier, in seinen Armen!
Entsetzt ließ er die Steine fallen. Ohne vom harten Boden abzuprallen, blieben sie wie angenagelt neben Zajas Körper liegen.
Er stammelte schluchzend: »Nein! Zaja! Bitte, kämpfe dagegen an! Zaja!«
Zaja hatte die Augen geschlossen und stöhnte nur noch leise. Ein leises Lächeln legte sich auf ihre blassen und rissigen Lippen. Schwach sagte sie: »Bitte, Tyark. Die...Großen Alten warten auf mich. Ich...ich bin froh, dich gekannt...haben zu dürfen. Bitte erlöse mich. Lass nicht zu, dass auch ich zu...so einem Monster werde. Bitte!«
Ihre Hand krallte sich noch einmal in seine Schulter, bevor sie zitternd erschlaffte.
Die Welt schien sich um ihn herum zu drehen und Tyark konnte nicht begreifen, dass dies alles gerade wirklich geschah.
Vollkommen fassungslos hielt er Zajas kalte Hand fest. »Nein, nein, ich kann das nicht, Zaja...«
Da spürte er Aranas harte Hand auf seiner anderen Schulter. Leise sagte die Klingentänzerin: »Tyark. Sie wird gerade zu einer Medusa. Es dauert nicht mehr lang. Der Dämon ist in sie gefahren, er verändert sie bereits. Du...kannst nur noch eines für sie tun... Bitte. Wenn du es nicht kannst...«
Tyark fuhr herum und zischte sie an, Spucke spritzte von seinen hasserfüllten Lippen: »Sie stirbt nicht! Fasse sie an und du wirst wünschen, die Medusa hätte dich vorhin getötet!«
Arana zuckte zurück. Für einen kurzen Moment hatte Tyark das Gefühl, er müsste sofort ihre Wirtimsfäden durchtrennen. Zerfetzen. Rache nehmen. Niemals würde er zulassen, dass sie Zaja auch nur ein Haar krümmte!
Arana blickte ihn ruhig an, ihre kalten Augen lagen gelassen auf seinem Gesicht. Dann nickte sie stumm und wich einen Schritt zurück, doch Tyark bemerkte grimmig die Anspannung in ihrem geschundenen Körper.
Zaja wimmerte in seinen Armen und krümmte sich vor Schmerzen. Etwas schien ihn innerlich zu zerreißen, als er den Menschen anblickte, der dort in seinen Armen lag. Die Wut auf Arana war vollkommen weggeblasen. Nur Leere blieb zurück.
Seine Beine waren gefühllos, als er die wimmernde Zaja zärtlich auf den Boden bettete. Zarte Schneeflocken blieben auf ihrem dunklen Gesicht liegen.
Er blickte sie mit tränennassen Augen noch lange an - wissend, dass ihr Anblick für immer in sein Gedächtnis gebrannt sein würde. Ein letztes Mal öffnete sie die Augen, die schon voller Schwärze waren. Von ihrem tiefen Grün war nichts mehr darin zu sehen. Und dennoch blickten sie ihn voller Liebe an.
Mit letzter Kraft streichelte sie seinen Arm und nickte. Zajas schwarzes Haar lag büschelweise auf dem Boden. Erste Schatten begannen bereits aus ihrem Kopf zu sprießen wie Sprossen aus verdorbener Erde. Zajas Wimmern wurde langsam leiser.
Tyarks Blick wurde glasig. Er strich diesem fremden Abbild eines Menschen, den er einmal geliebt hatte, noch einmal zärtlich durchs Gesicht. Dann stand er langsam auf und griff nach seinem Schwert.
Hinter sich hörte er Arana flüstern: »Die Großen Alten werden ihre Tapferkeit zu würdigen wissen. Tu es. Erlöse sie! Rasch!«
Tyark nickte schwach. Er flüsterte zum Abschied: »Ich liebe dich, Zaja. Die Großen Alten werden sich deiner Seele annehmen. Wir werden uns in Ihren Hallen wiedersehen, das verspreche ich.«
Zaja schien schwach zu nicken, ihre Lieder flackerten. Blut lief ihr aus dem Mundwinkel.
Tyark lächelte sanft. »Ich bin sehr froh, dass es zum Plan der Großen Alten gehörte, dass wir uns in den Graten getroffen haben. Ich danke dir. Für alles.«
Zajas Atem ging immer schwächer und doch schien immer noch ein schwaches Lächeln auf ihren Lippen zu liegen.
Tyark sah, wie sein Arm fast von selbst den Hieb vollführte. Die Schwarze Klinge drang in Zajas Hals ein und schlug ihren Kopf mit einem einzigen, sauberen Hieb ab. Funken sprühten auf, als die Klinge klirrend auf den Steinboden traf. Ein Schwall schwarzen Blutes schoss aus dem Hals. Dann senkte sich Stille über sie.
Immer mehr Schneeflocken fielen aus den schweren Wolken über ihnen und schmolzen im noch warmen Blut Zajas. Tyark starrte stumm auf den Leichnam der Frau, die er einmal gekannt hatte. Die er vielleicht von Anfang an geliebt hatte.
Wie aus weiter Ferne hörte er Arana leise sagen: »Du hättest nichts anderes tun können. Du hast ihr einen Gefallen
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