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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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hier und jetzt konnte er diese Art von Feuer nicht gebrauchen!
    Mit der flachen Hand schlug er dem Mörder, der doch mehr einem wilden Tier glich als einem Menschen, ins Gesicht. Der ausgemergelte Körper wurde zurückgeschleudert, die anderen Gefangenen murmelten ängstlich.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich dir das Sprechen erlaubt hätte, Mörder!«
    Tyark ergriff energisch das zitternde Handgelenk des Burschen und pinselte das Zeichen darauf. Der Bursche ächzte schwach: »Mörder? Ich bin kein Mörder! Ich habe nur...«
    Tyark spürte die Kraft einer roten Wut in sich aufwallen und herrschte den Burschen laut an, zu schweigen. Er musste sich beeilen!
    Er trat einige Schritte zurück und griff nach dem Gefäß mit dem Lampenöl, welches er hinter einigen Felsen verborgen hatte. Vorsichtig schritt er um die Gefangenen herum und vergoss das Öl in Form eines Kreises um sie herum. Als er fertig war, erfüllte der schwere Geruch des Lampenöls die kleine Grotte. Die Gefangenen flüsterten ängstlich und wurden unruhig, Tyark musste nun schnell handeln.
    Mit einem Feuerstein zündete er das Öl an und innerhalb weniger Augenblicke züngelte ein flammender Kreis um die dunklen Gestalten in seiner Mitte. Sie fingen an zu schreien und zu rufen. Hastig versuchten sie aufzustehen, doch die Kette, welche sie alle miteinander verband, behinderte sie dabei.
    Tyark achtete nicht auf ihre Rufe. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er ließ die schwarze Klinge zu Boden sinken, er brauchte sie jetzt nicht mehr. Er brauchte nur wenige Augenblicke der Konzentration, dann sah er die Grotte im geheimnisvollen Zwielicht schimmern. Die Flammen des Kreises waren nur noch schwach zu sehen. Die geistige Manifestation seiner Schwarzen Klinge erschien fast wie von selbst in seiner Hand.
    Mit unbändiger Kraft stürmte er auf die verworrenen, schwachen Fäden zu, die sich vor ihm nach oben wanden. Mühelos durchschlug er den ersten Faden – das Leben darin war bereits erbärmlich schwach. Etwas Helles spritzte aus den Enden des Fadens und stieg langsam wie Funken über einem Feuer in die Höhe.
    Der nächste Faden war etwas zäher, doch auch er wurde von Tyark fast mühelos durchtrennt. Dann der nächste. Noch ein Faden, etwas dicker als die anderen, Tyark brauchte drei Schläge. Der letzte Faden war der stärkste und Tyark machte es rasend, dass seine Klinge nicht so mühelos hindurchgleiten konnte. Roter Zorn erfüllte seinen Schädel. Er würde sich nicht von diesem verwirkten Leben aufhalten lassen! Nicht jetzt! Er zerfetzte den Faden mit bloßen Händen und beobachtete fasziniert das edle Elixier des Lebens, das herausrann.
    Plötzlich wurden seine Gedanken wieder klar und er blickte sich im flackernden Zwielicht um. Gedankenverloren wischte er sich die Mundwinkel, als erwartete er, dort etwas zu finden.
    Zu seinen Füßen lagen die schemenhaften Gestalten der Gefangenen. Sie wurden stetig durchscheinender und Tyark spürte, wie das letzte Leben aus den Mördern entwich. Dann erst bemerkte er, dass der Kreis, den er um die Gefangenen gelegt hatte, hell leuchtete. Ebenso leuchteten die Zeichen, die er den Gefangenen auf die Handgelenke gemalt hatte. Sie pulsierten in unheimlichem Licht und Tyark begriff plötzlich, dass das Ritual erfolgreich gewesen war.
    Doch erspürte keinen Triumph, sondern nur eine dumpfe Erschöpfung in sich. Verstört verließ er das Zwielicht und hustete, als er sich der verrauchten und seltsam riechenden Luft bewusst wurde. Er blickte nicht in die Gesichter der Gefangenen, die nicht mehr als zusammengesunkene Bündel waren.
    Hastig verwischte er die Zeichen auf ihren Handgelenken und bemühte sich, keine weiteren Spuren zu hinterlassen. Dann stapelte die Leichen aufeinander, eine mühsame und ekelerregende Arbeit. So schnell würde sie niemand hier finden. Und wenn, war er längst weit genug weg - falls überhaupt irgendjemand eine Verbindung zu ihm herstellen könnte.
    Als er wieder vor der Höhle stand atmete er die frische, kalte Luft des Morgens tief ein. Die beiden Monde standen noch am Himmel, doch das rötliche Licht der Sonne vertrieb sie bereits. Hatte sein Ritual so lange gedauert? Verstört rieb er sich den Nacken. Er betrachtete den glitzernden Schweif am Himmel. Er erinnerte sich noch gut an die Legenden, die er als Kind gehört hatte. Doch er wusste nun auch, was es in Wirklichkeit damit auf sich hatte. Kein Titanen-Blut war dort oben zu finden. Nur die Trümmer eines längst

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