Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
zu führen. Das dürfte unsere letzte Gelegenheit sein, in eine gute Angriffsposition zu kommen.«
Tyark spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Dann gab er seinem Pferd zu verstehen, etwas schneller zu laufen und er schloss zu Muras auf. Er hielt es für wenig wahrscheinlich, dass dies einfache Räuber sein sollten. Welche Räuber würden schon einen Tross aus fünfzehn schwer bewaffneten und kampferprobten Söldnern angreifen! Nein, diese Männer waren aus einem bestimmten Grund hier. Dies musste etwas mit den Überfällen zu tun haben, deren Opfer sie bereits in der Stadt geworden waren...
Tyark unterbrach seinen Freund unauffällig und erzählte ihm leise, was ihm Arthan berichtet hatte. Dann sagte er: »Mach dich bereit, mit Rohin zusammen unter den Felsvorsprüngen in Deckung zu gehen.«
Muras zischte ihm hinterher: »Was meinst du damit? Was hast du vor?«
Doch Tyark ignorierte seinen Freund und lies sich wieder auf Höhe Arthans zurückfallen. Er nickte dem Söldneranführer kurz zu und ließ sich weiter zurückfallen. Als sein Pferd dicht an der Felswand entlangtrottete, schloss er unauffällig die Augen. Er versuchte, die gleichmäßigen Bewegungen des Pferdekörpers vorauszuahnen und sich zu konzentrieren. Es fiel ihn nicht leicht, da er eine dumpfe, tiefe Wut in sich spürte. Er hatte keine Zeit und keine Lust, sich auch noch mit Räubern herumzuschlagen! Irgendwo in dieser Welt wartete Adaque auf ihn, den Kataklysmus in Reichweite ihrer Klauen!
Er atmete tief ein und besann sich auf die Techniken, die er bei den Kalani gelernt hatte. Dann, endlich, wurden die Geräusche und Klänge der Welt langsam dumpfer und leiser. Tyark spürte entspannt und aufgeregt zugleich, wie er in das Zwielicht hinüberglitt, Wut kochte in ihm. Wie ein böser Geist fuhr er aus seinem Körper und blickte sich grimmig um.
Das Zwielicht schien düsterer als sonst zu sein. Überrascht sah Tyark, wie an manchen Stellen des Canyons kleine Lichter funkelten, die fast wie Flammen aussahen. Vor ihm ragte die graue Felswand in den blutroten Himmel empor. Ohne weiter nachzudenken, krallen sich seine Finger in den Felsen und er begann zu klettern. Es erschien ihm natürlich, dass seine Finger und Nägel immer länger wurden und dass er über ungeheure Kraft in seinen Armen zu verfügen schien. Er katapultierte sich geradezu über den Rand der Felswand, er hatte nur wenige Augenblicke gebraucht, um sie heraufzuklettern. Er spürte den Sog zu seinem Körper, der sich nun einige Meter unter ihm befand. Die Schwarze Klinge erschien in seiner Hand und er sah sich um. Schon in wenigen Metern Entfernung sah er drei Silhouetten hinter großen Felsen hocken, ihre dürren Wirtimsfäden waren ein geradezu lächerlich einfaches Ziel.
Tyark stürmte auf einen von ihnen zu und begann, auf den Faden einzuschlagen. Der Schatten zuckte zusammen, von irgendwoher drang ein schwacher, leiser Pfiff. Die anderen Schatten bewegten sich rasch, Tyark spürte noch viel mehr in der Nähe. Ein ferner Schmerz durchzuckte ihn.
Der Faden des Schattens vor ihm war rasch durchtrennt, kümmerliches Synkarian rann heraus. Rasend hieb Tyark noch auf die Reste des Schattens ein, bevor er begriff, dass noch wenigstens ein gutes weiteres Dutzend in seiner Nähe war. Dann raste er zum nächsten Schatten, auch hier leistete der dürre Faden nur wenig Widerstand. Seine Wut übermannte ihn und er stellte sich vor, auf Adaque selbst einzuschlagen und ihren dunklen Wirtimsfaden zu durchtrennen. Ehe er sich versah, hielt er einen der lächerlichen Wirtimsfäden in der Hand und trank gierig das wunderbare Elixier, das herausschoss.
In seiner Raserei bemerkte er nicht, wie sich wieder ein spinnenartiges Gebilde sich aus der schattenhaften Gestalt des Mannes löste, welchen er soeben getötet hatte. Es schwebte ruckartig einige Meter nach oben und löste sich dann in schwarzem Dunst auf.
Ein weiterer Schmerz durchzuckte ihn und jetzt erst begriff er, dass sein Körper verletzt wurde. Der silberne Faden zog immer stärker an ihm. Tyark brüllte vor Wut und zwei weitere Schatten, Bogenschützen wie er wie durch einen roten Dunst wahrnahm, konnte ihm nicht lange widerstehen.
Schon bald fühlte er, wie überall an ihm das Leben der soeben Getöteten herunterrann. Wild blickte er sich um, ohne die weiteren, seltsamen spinnenartigen Geschöpfe zu bemerkte, die aus den Entleibten gewichten waren und sich im Aufsteigen rasch aufgelöst hatten.
Der Schatten eines Bewaffneten
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