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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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standen sie am unteren Ende der Treppe, die sich hinter ihnen elegant in die Höhe schraubte. Tyark hätte nicht sagen können, wie sich die schweren steinernen Stufen von alleine stützen konnten. Er blickte sich um. Zahlreiche leere Becken standen in der Halle, an ihren Rändern standen oft steinerne Bänke und Reste von hölzernen Möbeln. Zwei große Gänge durchschnitten die große Halle kreuzförmig, in ihrem Schnittpunkt, der direkt unterhalb des höchsten Punktes der Halle lag, ragte ein hohes, rundes Becken in die Höhe.
    Tyark brauchte eine Weile um zu erkennen, dass anscheinend einst Wasser aus dem zentralen Becken geflossen war und sich durch kunstvolle und labyrinthisch angelegte Kanäle und Zuflüsse in die anderen Becken verteilt hatte.
    Erst dann bemerkte er die Knochen. Zunächst waren es einzelne Skelette gewesen, die auf dem Boden der Halle lagen. Den Resten der Roben nach zu urteilen mussten dies die Anhänger der Mysen gewesen sein, die von Khalids Soldaten erschlagen worden waren. Auch deren Überreste lagen in verrosteten Rüstungen zwischen denen ihrer einstigen Gegner. Es musste ein heftiger Kampf gewesen sein, denn auch die noch erhaltene Einrichtung des Tempels wies zum Teil schwere Beschädigungen auf.
    »Jetzt liegen sie hier neben ihren einstigen Feinden. Und es ist kaum ein Unterschied zwischen ihnen auszumachen...«, murmelte Tyark leise.
    Einzelne Söldner kletterten auf höher gelegene Becken, um das Licht weiterhin möglichst gleichmäßig zu halten und so wenig Schatten wie möglich um sie herum zu erzeugen. Einer der Söldner pfiff plötzlich und Arthan gab Tyark ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie kletterten auf den Rand des Beckens und sahen, was der Söldner entdeckt hatte. Am Boden des Beckens lagen weitere Skelette. Darunter auch viele kleine - Kinder.
    Tyark erkannte sofort, dass diese Menschen nicht durch einen Kampf gestorben waren. Sie waren hier wahrscheinlich einst geopfert worden – vielleicht sogar über Wochen oder gar Monate.
    Grimmig kletterte er herunter und blickte sich weiter um. Jetzt erst fiel ihm eine große, gläserne Tafel auf, die am Rande des Ganges angebracht war und selbst in einem kleinen, flachen Becken stand. Tatsächlich mussten hier einst Dutzende dieser Glastafeln angebracht gewesen sein, doch die meisten waren wohl während der Erstürmung des Tempels zerschlagen worden.
    Als er interessiert näher trat sah er, dass ein kunstvolles, in Schwarz- und Grautönen gehaltenes Glasmosaik zu erkennen war. Dann erkannte er, was zu sehen war und trat erschrocken einen Schritt zurück. Muras trat hinzu und schnaufte. Auf der Glastafel war eine Gestalt zu erkennen, die entfernt an einen Menschen erinnerte, aber gleichzeitig Mann und Frau zu sein schien. Sie hatte vier Arme und anstelle eines Kopfes war nur ein gewaltiges, mit spitzen Zähnen bewehrtes Maul zu sehen, das sich in den blutenden Unterleib eines schreienden Kindes gebissen hatte.
    Angewidert wich Tyark weiter zurück und eilte zu einer weiteren Tafel, welche Schlacht immerhin zur Hälfe überstanden hatte. Einen Marakthan, der ihn bei dieser Gelegenheit aus den Schatten angriff, wehrte er fast beiläufig ab. Er sah sich nicht einmal um, als eine Feuerlanze Muras‘ die noch zuckende Kreatur in Flammen aufgehen ließ.
    Auch auf der anderen Tafel musste eins eine ähnlich monströse Abbildung zu sehen gewesen sein. Da sie zur Hälfte eingeschlagen worden war, konnte Tyark nur etwas sehen, das entfernt an den Leib einer fetten Spinne erinnerte. Gedärme und Gliedmaßen hingen herunter, allerdings fehlte der obere Teil der Tafel. Doch Tyark reichte es. Fassungslos raunte er Muras zu: »Wie ist das möglich? Du sagtest doch, dieser Tempel sei viele Jahre so etwas wie eine Pilgerstätte gewesen! Wie kann es sein, dass niemand die Knochen bemerkt hat? Oder diese monströsen Abbildungen hier?«
    Hinter sich hörten sie das Geklirr von Waffen, als eine kleine Gruppe Marakthan die Söldner angriffen. Doch der Angriff wurde erneut schnell niedergeschlagen.
    Sie wandten sich wieder um und blickten auf das scheußliche Mosaik vor sich. Muras blickte sich um und untersuchte das System von Becken und Zuläufen.
    Schließlich sagte er erstaunt: »Diese Tafel stand einst in Wasser. Wie auch wahrscheinlich fast alles andere hier. Selbst im Boden ist ein flacher Kanal eingelassen. Vielleicht... warte.«
    Vorsichtig nahm er seinen kleinen Wasserbeutel in die Hand. »Keine Sorge, ich brauche nur ein paar

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