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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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Tropfen.«
    Vorsichtig goss sich der Magier etwas Wasser in die Hand und spritzte es gegen die scheußliche Tafel. Fast augenblicklich veränderte sich das Mosaik vor ihren Augen. Die Muster und Formen flossen lautlos ineinander. Gleichzeitig veränderten sich die dunklen Grautöne in helle, freundliche Farben. Schließlich hatte sich die Abbildung auf dem Glas vollkommen verändert: Es war keine Szenerie des dämonischen Mordens mehr zu sehen, keine Schreckensgestalten oder zerstückelte Menschen. Vielmehr war eine der verschleierten, schönen Frauen zu sehen, die Tyark bereits auf einem der Steinreliefs in der oberen Halle gesehen hatte. In den Händen hielt sie einen Korb voller prächtiger Blumen, hinter ihr war ein strahlend blauer Himmel zu sehen.
    Tyark und Muras hasteten zum ersten Mosaik. Auch dieses verwandelte sich augenblicklich. Schließlich war eine Frau mit vier Armen und mächtigen Schwingen auf dem Rücken zu sehen – anstelle eines Gesichts war allerdings nur eine verstörende Leere zu sehen. Ihre Gestalt wirkte erhaben, friedlich und vor allem machtvoll. War dies etwa einer der Seraphim, von denen ihm Goswin vor langer Zeit erzählt hatte?
    Arthan war inzwischen hinzugetreten und pfiff grimmig durch die Zähne. »Eine raffinierte Täuschung der Sinne! Und da hier alles ständig voller Wasser war, ist niemandem aufgefallen, was die Abbildungen tatsächlich zeigten.«
    Muras nickte stumm und sagte dann: »Ja. Und ich denke, sie brauchten diese... Art der Täuschung aus irgendeinem Grund. Vielleicht war es wichtig für ihre Art der Rituale. Wer weiß, zu welchem Spuk die Mysen noch fähig waren! Ihnen das Wasser zu entziehen war womöglich die einzige Möglichkeit, ihre wahre Gestalt zu sehen – ich glaube nicht, dass sie am Ende noch den Priesterinnen glichen, die sie wohl einst gewesen waren.«
    Arthan brummte: »Wir sollten weiter. Lasst uns nicht zu lange an diesem unheiligen Ort verharren.«
    Etwas benommen gingen Tyark und Muras weiter. Insgeheim fragte sich Tyark schaudernd, ob die Opfer der Mysen kurz vor ihrem Tode gesehen hatten, was die Priesterinnen wirklich gewesen waren...
    Hinter ihnen begannen die Glasmosaike wieder damit, in ihre alte, grauenhafte Form zurückzufließen.
    Vorsichtig gingen sie weiter in den hinteren Teil der Halle, wo sie in den Schatten eine Treppe vermuteten. Plötzlich riss einer der Söldner seinen Schild hoch und nur einen Augenblick später prallte etwas Langes, Scharfes und Pechschwarzes mit großer Wucht gegen den Schild. Es durchschlug ihn nur knapp neben dem Kopf des fluchenden Mannes.
    Das Objekt sah aus wie ein unförmiger, vollkommen schwarzer Speer mit seltsamen Verdickungen. Noch bevor sich Tyark wundern konnte, was es war, zerfiel das Ding vor seinen Augen in feinen Staub und rieselte zu Boden.
    Der Söldner wurde bleich, sprang zurück und brüllte: »Eine Mutter ! Wir haben eine Mutter !«
    Tyark begriff nicht so recht und wurde schon von Arthan fluchend gepackt und zusammen mit Muras von den Söldnern eingekreist. Arthan brüllte Kommandos in der harten Sprache der Niphan, seine Stimme verriet zum ersten Mal echte Anspannung.
    Vor dem Kreis standen drei Söldner mit gezückten Waffen bereit, sie starrten in eine der Ecken der Pyramide, die Tyark nicht direkt einsehen konnte. Neben sich hörte er Muras rufen: »Eine Mutter ? Was soll das sein? Was meint...«
    Plötzlich sah Tyark einen großen Schatten aus der Ecke nach vorne stürmen. Er schien selbst Arthan noch um einen Kopf zu überragen und wirkte wie eine groteske, verformte Variante eines Tieres mit mehreren, verformten Beinpaaren. Trotz ihrer Größe bewegte sich die Kreatur äußert geschickt und unnatürlich schnell – dabei verwischten ihre Konturen ständig, sodass Tyark den Eindruck hatte, in eine schwarze Nebelwand zu blicken, in der sich etwas Großes bewegte.
    Plötzlich schoss weiterer Speer in Richtung der Söldner. Danach noch einer. Den ersten wehrten die vorderen Söldner mit ihren Schilden ab, der zweite flog über sie hinweg und direkt auf Tyark zu. Reflexhaft streckte er seinen Buckler in die Höhe und gleich darauf bohrte sich der Schattenspeer hinein. Die scharfe, dunkle Spitze drang durch das gehärtete Holz, riss Tyark die Haut auf seinem Unterarm auf und wurde erst durch seine Lederrüstung aufgehalten.
    Noch bevor er vor Überraschung und Schmerz schrie, löste sich das Ding abermals auf und rieselte als feine Asche zu Boden. Drei Marakthan stürmten zwischen den

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