Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
wuchs mit seiner Macht auch unweigerlich die Hybris . Er wollte sich mit nichts anderem zufrieden geben, als der Herrschaft über die Welt!«
Ronwe blickte in das Dunkle der Halle über sich und schwieg eine Weile. »Doch er hat sich getäuscht, Jäger. Wie so viele mächtige Herrscher vor und nach ihm. Er wurde schließlich besiegt, in der letzten, titanischen Schlacht, die das Schicksal dieser Welt für lange Zeit zugunsten des Menschen entschied. Denn seine Grausamkeit und seine Habgier hatten den Drachenkönig unvorsichtig und angreifbar gemacht. Und es kam, wie es kommen musste: Die fünf unterworfenen Drachenkönige, die Demiurgen, verbündeten sich in einem letzten Aufbäumen gegen ihre Ketten mit den Menschen gegen den Tyrannen!«
Ronwes Augen strahlten. »Oh, Mensch! Hättest du gesehen, was ich gesehen habe! Was für eine gewaltige Schlacht! Welche längst vergessenen Heldentaten wurden dort vollbracht! Dämonen verbünden sich mit Menschen! Ich habe mich an dem Schauspiel nicht sattsehen können, O ja...«
Ronwe atmete tief ein und nach kurzem Schweigen fuhr er fort: »Die Demiurgen wussten, dass die Menschen auch sie bekämpfen würden. Doch lieber ließen sie sich in den Limbus verbannen, als diese Welt dem Sechsten zu überlassen, dem Wechselbalg! «, Ronwe lachte herzlich. »Und für Jahrtausende waren die Drachen letztendlich vom Antlitz dieser Welt verschwunden und schließlich nicht mehr als steinerne Knochen im Morast.«
Der seltsame Staub formte Bilder einer kargen Landschaft, in der gewaltige Knochen herumlagen, monströse Schädel schienen mit ihren geöffneten und langen Zähnen bewährten Kiefern dem Himmel selbst zu drohen.
Ronwe fuhr gleichgültig fort: »Aber die Zeiten haben sich geändert, Jäger. Die Demiurgen haben sich erneut erhoben. Nach all dieser Zeit konnten sie sich fast wieder vollständig manifestieren, wenn auch vorerst nur in ihrer dämonischen Form. Einer von ihnen eroberte vor einiger Zeit die Alte Kaiserstadt. Moloch.«
Ronwe verzog anerkennend und spöttisch zugleich die Mundwinkel. »Oh, sie dürsten schon sehr lange danach, auch ihre alten, fleischlichen Hüllen wiederzuerlangen und wieder als Biester die Welt zu durchstreifen. Sie wollen wieder spüren, was sie in ihren Sphären nicht spüren können. Sie wollen jede Empfindung auskosten, bis zum letzten Blutstropfen.«, Ronwe kicherte. »Und jetzt scheint dieser Augenblick gekommen zu sein! Zum Greifen nah! Es bedarf nur eines letzten, beherzten Zugreifens, wie es scheint...
Denn dafür hatten die Demiurgen Adaque Macht gegeben, darum haben sie ihr den Kubus zukommen lassen. Adaque sollte ihre Wiederkehr auf Erden ermöglichen. Dafür wurde ihr die Macht über die Horde gegeben, dafür sollte sie Teanna erobern! Sie sollte die fünf verschollenen Gräber der Drachenkönige finden und dort ihre Leiber den kalten Klauen des Todes entreißen, um ihren unsterblichen Seelen neue Hüllen zu geben. Doch ahnen die Fünf nicht, dass Adaque von Anfang an unter dem Einfluss des Sechsten steht, der doch vor so langer Zeit vernichtet schien. Vielleicht ahnte sie es anfangs nicht einmal selbst. Doch mit der Zeit hat der Sechste ihr dunkles Herz und ihren Verstand vergiftet. Wer weiß, was er ihr alles versprochen hat in Gegenleistung für ihre Dienste...«
Ronwe schnaufte. »Aber der Sechste hatte stets seine eigenen Pläne. Und Adaques Rolle darin wird sich schon bald erschöpfen. Er hat sie von Anfang an nur benutzt. Und falls sie merkt, dass sie nur Mittel zum Zweck gewesen ist, wird es zu spät für sie sein. Denn er wird und kann niemanden neben sich dulden - dies ist seine größte Stärke, aber zugleich auch seine größte Schwäche. Der Sechste hat über Jahrtausende seine neue Herrschaft akribisch geplant. Und für deine Welt kann diese unheilvolle Herrschaft den Kataklysmus bedeuten. Die prophezeite Zeitenwende.«
Ronwe verfiel in einen sonoren Tonfall und schien einen alten Text zu rezitieren: Und aus der sterbenden Ordnung tritt der untote Herrscher. Die Splitter des Dunklen Gottes werden sein Zepter sein, die Sieben Elemente sein Schwert. Ein neues Zeitalter wird aus dem Funken seines Chaos geboren werden und das Ende aller Träume wird nahen.
Tyark runzelte irritiert die Stirn und blickte Ronwe fragend an. Doch der Thaumaturg stand mit in den Nacken gelegten Kopf da und schien einer unhörbaren Melodie zu lauschen.
Schließlich fragte Tyark mit trockenem Mund: »Wo... ist dieser Sechste, der Drachenkönig
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