Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
sagte er: »Du willst Adaque. Oder das, was aus Adaque geworden ist. Ihre Essenz.«
Ronwe öffnete seine Hände mit einer gütigen Geste. Er sagte: »Ich sehe, du hast verstanden Jäger. Du musst wissen, Adaque ist bereits sehr alt. Und der... Schatten des Sechsten, der in ihr wächst, hat ihre Seele verändert. Sie ist gereift, wie ein Apfel im Spätsommer. Ein Festmahl geradezu.«
Tyarks Nackenhaare richteten sich auf, als er den grenzenlosen Hunger in der Stimme spürte. Er atmete tief ein und sagte schlicht: »Nein, wir werden uns nicht einig. Mein Tod ist vorherbestimmt. Und ich kann nicht zulassen, dass du nach meinem Tod noch mächtiger bist als zuvor. Wer weiß, wie lange es dauert, bis ein neuer Jäger geboren wird, der dich und deinesgleichen jagen kann!«
Ronwes Stimme klang mitleidig, als er sagte: »O mein stolzer Jäger! Ich möchte dir ein kleines Geheimnis verraten. Als Zeichen meiner Aufrichtigkeit!«
Ronwe schwebte etwas tiefer, seine Stimme klang beinahe mitfühlend. »Denn du wurdest angelogen, als man dir das Dunkle Band erklärte. Dein Tod ist alles andere als vorherbestimmt, Jäger! Tatsächlich seid ihr Dämonenjäger sogar unsterblich , sofern die Verletzungen nicht zu schwer sind - oder ihr sie euch selbst zufügt. Oder natürlich, wenn sie euch von dem Dämon zugefügt werden, mit dem euch das Dunkle Band verbindet.«
Heiterkeit schwang in Ronwes Stimme mit. »Allerdings ist es sehr selten, dass ein Jäger länger als ein paar Jahrhunderte überleben muss, denn schließlich führt das Dunkle Band normalerweise immer den Jäger mit seiner Beute zusammen. Schließlich werden sie sich in einem so furiosen wie pathetischen Endkampf gegenseitig vernichten! Aber wenn du mich fragst, ist das durchaus gnädig, denn ihr Menschen könnt mit Unsterblichkeit meist nur wenig anfangen. Euer schwacher Verstand zerbricht einfach irgendwann an der Last der unzähligen Erfahrungen und Erinnerungen. Er wird förmlich vergiftet von den Gefühlen und Erinnerungen aus Jahrhunderten. Allerdings hat dies noch niemanden gekümmert, der bei mir um die Antwort auf die Frage nach Unsterblichkeit gebeten hat...«
Ronwe kicherte. »Aber zu uns beiden, Jäger. Es kann durchaus sein, dass wir uns eines Tages als Feinde gegenüberstehen. Auch wenn ich das bezweifle, denn speziell dein Dämon wird keine Jahrhunderte warten, um dich zu finden. Aber lass uns doch heute... Partner sein. Lass mich deine Augen öffnen.«
Tyark spürte, wie ihm der Boden unter den Füßen entglitt. Er schwankte. War sein Tod etwa doch nicht vorherbestimmt? Warum sollte ihm Goswin nicht die volle Wahrheit erzählt haben? War etwa all seine Angst, all seine Panik letztlich umsonst gewesen? Ein anschwellendes Rauschen erfüllte seinen Kopf. Wut, Hilflosigkeit und ein grauenhaftes Gefühl der Leere tobten in einem Malstrom umeinander.
Schwach sagte Tyark: »Nein, ich kann dir nicht glauben! Warum sollte Goswin mich anlügen! Ich bin sein Freund !«
Ronwe schien sich etwas zu entfernen und mit belegter Stimme antwortete er: »Du armer, geblendeter Jäger! Lass es mich dir erklären.«
Die dunklen Augen funkelten. »In der Tat schwebt das Schwert des Dunklen Bandes über deinem Schicksal, bereit, zu gegebener Zeit deinen Lebensfaden zu durchtrennen. Aber ich will dir sagen, weshalb Goswin dir damals erzählt hat, es gäbe nur den Tod als Ausweg. Denn wenn für Goswin etwas über dem Leben steht, so ist es der Glauben an seinen Orden. Der Orden ist Goswins Leben, auch wenn er diesen so oft bereits kritisiert hat! Und was fürchtet der Orden am meisten, Jäger? Was glaubst du, warum alle anderen Jäger getötet wurden, sobald der Orden ihrer habhaft wurde?«
Tyark blinzelte, er hatte immer noch das Gefühl zu fallen. Leise murmelte er: »Nein... nicht Goswin. Goswin ist mein Freund. Er würde mir niemals schaden wollen...«
Ronwe schnaubte verächtlich. Mit belustigter Stimme erwiderte er: »Nun, vielleicht mag das tatsächlich so sein. Und doch bedeutet ihm der Orden stets mehr, sogar mehr als sein eigenes Leben! Ich behaupte sogar, dass er dich ohne Zögern getötet hätte, wenn du ihm vom... wahren Ausmaß deiner geheimnisvollen Gabe erzählt hättest. Denn ich spüre deutlich, dass du das Zwielicht nicht nur sehen kannst. Nein, deine Gabe geht weit darüber hinaus, nicht wahr...?«, Ronwe blickte Tyark lauernd an. »Nun, ich bin mir sicher, dass sich Goswin auch für diese Möglichkeit... vorbereitet hatte.«
Tyark wollte entschieden
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