Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
zu folgen, doch er konnte niemanden sehen. Schnell hob er die Arme und rief so laut er konnte: »Wir sind aus San Lorieth geschickt worden! Wir wollen helfen! Wir gehören nicht zur Horde!«
Plötzlich lösten sich fünf Gestalten aus dem dichten Wald zu ihren Füßen und kamen auf sie zu. Tyark erkannte sofort, dass es Soldaten waren. Sie trugen ein neues Wappen auf ihren Schilden – wahrscheinlich das der Allianz.
Ein gewaltiger, schwerbewaffneter Kerl stapfte auf sie zu, das Schwert über die Schulter geworfen. Sein fast kahler Schädel zeigte einige vernarbte Spuren früherer Kämpfe, eine davon zog sich über das linke Auge bis zum Kiefer herunter – wahrscheinlich war er darauf blind.
Er mochte bereits 50 Jahre alt sein, doch sein Gang und seine Statur berichteten von bärenhafter Lebenskraft, die immer noch durch diesen Mann pulsierte. Mit starkem Akzent, der durch einen Mund mit vielen schlechten Zähnen noch verstärkt wurde, sagte er: »Ich bin Gorim, der Kommandant. Vierter Zug der Soldaten der Allianz. Das da unten sind meine Männer. Oder was von ihnen übrig ist.«
Sein gesundes, blaues Auge fixierte Tyark. Während es anschließend die Söldner und Muras musterte, sagte Gorim: »Wer seid ihr und was macht ihr hier?«
Tyark stellte sich und die anderen kurz vor und erklärte anschließend: »Wir sind aus Lindburg. Der Orden schickt uns, wir sind eine Art, äh, spezielles, äh...«
Arthan sprang ihm rasch zur Seite und sagte knapp: »...Kommando.«
Tyark nickte und sagte, ohne den Kommandanten der Soldaten aus den Augen zu lassen: »Ja, ein Kommando. Geschickt von Goswin, aus dem Orden in San Lorieth. Wir suchen nach einem Teil einer Kohorte der Horde. Der Teil, welcher nach der Schlacht um Lindburg in die Grate verschwunden sein soll.«
Sein Blick schweifte über die verbrannten Hütten und in diesem Moment schlug der Wind um und brachte neben dem Geruch nach verbranntem Holz noch einen anderen mit sich. Ein Geruch, den Tyark nur zu gut kannte. Ein Geruch, an dem er fast erstickt war, als er unter den brennenden Trümmern seiner Heimatstadt fast begraben wurde. Verbranntes Fleisch.
Gorim, der ihn weiterhin beobachtet hatte, zeigte kaum eine Regung, wandte sich aber ebenfalls zu den Resten des Dorfes um und spuckte in den Schnee. Mit rauer Stimme sagte er: »Ihr habt diese Reste gefunden.«
Mit einer knappen Geste forderte er sie dann auf: »Folgt mir.«
Sie stapften den etwa kniehohen Pulverschnee herunter, Tyark fühlte sich dabei immer noch schwach, vor allem, da der Geruch nach Menschenfleisch immer intensiver wurde.
Im Wald selbst waren gut ein Dutzend Soldaten versammelt, die sich marschbereit machten. Dann sah Tyark das Schlachtfeld im Wald. Sogar einige der Bäume schienen umgeknickt und noch während er darüber rätselte, welche Macht dazu imstande war, zeigte Gorim auf etwas, dass auf dem kleinen Dorfplatz neben dem Brunnen lag. Ein Raunen ging durch die Reihen der Söldner, als sie es sahen, neben sich hörte Tyark Muras würgen.
Es erinnerte Tyark an die Kreatur, welche sie gesehen hatten, bevor sie in die Feuersümpfe geflohen waren. Ein Ding, welches aus Holz, Metall und sogar einzelnen Steinen zusammengesetzt schien – dazwischen waren Teile von Menschen zu erkennen, die in den Körper der Kreatur eingewickelt schienen. Es sah aus wie eine große Spinne und war selbst am Boden liegend noch so groß wie Arthan. Es musste ein grauenhafter Kampf gewesen sein, den Gorim hier ausgefochten hatte!
Als hätte er Tyark Gedanken erraten, sagte Gorim: »Es war ein schwerer Kampf. Der Golem wurde von zwei Schwarzmagiern begleitet. Es hat etwas gedauert, bis wir sie erledigt hatten.«
Muras fragte atemlos: »Ein Golem? Diese Dinger sind wirklich Golems ?«
Ohne sich umzusehen nickte Gorim und brummte: »Bei den Alten, ein Golem. Ja. Nicht der erste, den ich sehe. Die Horde setzt sie gerne ein. Kreaturen ohne eigenes Leben. Sie bestehen nur aus Materialien, die der Schöpfer zur Verfügung hatte. Und die Schwarzmagier der Horde nehmen gerne Gefangene, oft leben sie noch zu diesem Zeitpunkt. Habe mal gegen einen gekämpft, der aus den Resten eines unserer Bataillone gefertigt war. Die Dinger sind zäh. Man kann sie nur langsam zerlegen. Es hat uns viele Menschenleben gekostet, bis wir damals endlich herausfanden, dass man die Magier erledigen muss, die das Ding kontrollieren. Sind immer in der Nähe, die verdammten Zauberlinge. Hier war es nicht so schlimm. Zumindest nicht für uns,
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