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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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die schon recht bald abgeheilt waren.«
    Ihr Blick wurde wieder fester. »Heute ist er wie ein Vater für mich. Langsam verstand ich den tieferen Sinn hinter dem Glauben des Ordens und ich merkte, wie viel Kraft dieser Glauben geben kann! Ich fühlte mich plötzlich nicht mehr so allein, verstehst du?
    Nachdem ich ein Jahr bei Goswin gelebt hatte, hat er sich dafür eingesetzt, dass ich als seine Schülerin aufgenommen wurde, trotz meiner Vergangenheit.
    Das war vor fast sieben Jahren. Der Orden war schließlich überzeugt davon, dass die Essenz im Gefäß der Seele im Grund gut war und darauf kommt es dem Orden an. Meine weltliche Schuld wurde mir vergeben, und ich durfte ein neues Leben beginnen. Ich bin frei. Soweit das möglich ist.«
    Sie unterhielten sich noch eine Weile über Zajas bewegtes Leben und auch Tyark berichtete einiges aus seiner Vergangenheit. Er erzählte ihr von der Zerstörung seiner Heimatstadt im Süden und seiner anschließenden langen Flucht, die fast ein Jahr gedauert hatte und nun bald beendet sein würde.
    Zaja fragte ihn danach, was er während dieser Zeit erlebt habe und Tyark berichtete ihr von den zahlreichen schlimmen, aber auch den schönen Erlebnissen, die er während dieses Jahres erlebt hatte.
    Oft genug hatte er dem Tod in die Augen geblickt, doch bislang war er noch jedes Mal mit dem Leben davongekommen.
    Es war schon spät, als er seine Erzählung beendete. Zaja lächelte ihn traurig an und dankte ihm. Dann sagte sie: »Du hast mir über die Zerstörung deiner Heimatstadt berichtet und mir auch erzählt, dass deine Eltern dabei umgekommen sind. Aber es waren nicht nur sie, oder? Dort ist noch jemand gestorben, nicht wahr? Jemand, der dir sehr viel bedeutet hat.«
    Tyark schluckte und versuchte die Erinnerungen niederzuringen, die in ihm aufzusteigen versuchten.
    Es war ein heißer Tag gewesen damals, doch Krieg hatte bereits seit Wochen in der Luft gelegen. Immer öfter gab es Berichte von einzelnen Angriffen der Horde auf umliegende Dörfer, doch noch nie war eine Stadt angegriffen worden. Doch an diesem schönen Spätsommertag war es soweit gewesen. Wie aus dem Nichts war die Horde erschienen und hatte die unvorbereitete Stadt förmlich überrannt.
    Natürlich hatten sie sich gewehrt, doch es waren auch Schwarzmagier dabei gewesen und, wie Tyark später gehört hatte. Und auch Kreaturen, die direkt aus den 99 Höllen zu stammen schienen.
    Er hatte Mayra erst vor wenigen Wochen geheiratet und ein kleines Haus in der Nähe des Marktplatzes bezogen. Obwohl sie sich bereits seit Kindertagen kannten, war ihre Liebe zueinander erst ein oder zwei Jahren vor diesem schicksalshaften Tag erwacht.
    Tyark hatte den Angriff der Horde durch Zufall gleich zu Beginn erlebt und war sofort nach Hause gerannt, wo Mayra bereits die notwendigsten Habseligkeiten hektisch zusammengerafft hatte. Doch die Krieger der Horde waren schnell gewesen. Zu schnell. Tyark und Mayra war nur übrig geblieben, sich hilflos in ihrem Haus zu verbarrikadieren und abzuwarten, ob vielleicht Hilfe käme. Doch es war keine gekommen - stattdessen kam das Feuer. Als sie die Flammen an ihrem Haus bemerkt hatte, waren sie gezwungen gewesen, die Tür zu öffnen – und damit dem Tod Eintritt zu gewähren.
    Tyark räusperte sich und blickte dann wieder in die tiefen grünen Augen Zajas, die vollkommen ruhig auf seinem Gesicht lagen. Leise sagte er: »Ja. Meine Frau ist damals gestorben. Sie starb unter den brennenden Trümmern unseres Hauses. Sie war damals 16 Jahre alt, fünf Jahre jünger als ich.«
    Tyark musste seinen Blick von Zaja abwenden. Was sollte er ihr auch erzählen? Wie es wirklich gewesen war? Nur mühsam konnte er die Bilder dieses schicksalhaften Tages im Zaum halten. Er wollte sich nicht daran erinnern, wie die fünf oder sechs Krieger der Horde ohne ein Wort zu sagen oder zu brüllen hineingestürmt waren. Wie ihr erster Axthieb seine Frau in die Stirn getroffen hatte. Wie die weiteren, furchtbaren Hiebe ihren zarten Körper fast in Stücke geschlagen hatten. Und wie sie trotzdem noch gelebt hatte? Wie ihr Arm im Sterben hilflos nach dem seinen gegriffen hatte? Wie sie versucht hatte, zu ihm zu kriechen? Wie machtlos und starr vor Angst er gewesen war?
    Nein, er hatte nur zurückweichen können wie ein verängstigtes, feiges Tier! Er hatte Mayra nicht geholfen und nur das einstürzende Dach hatte ihm selbst damals das Leben gerettet.
    Tyark schluckte. Dann schüttelte er den Kopf und sagte mit kratziger

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