Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Boden, die Arme schützend über den Kopf gehoben. Tyark spürte tiefe Verachtung in sich, als er den hilflosen Alten so vor sich sah.
Verächtlich spuckte er aus und zischte: »Verschwinde von hier. Wenn ich dich noch einmal in meiner Nähe sehe, schneide ich dir deinen irren Schädel vom Hals! Hast du verstanden, du verrückter Alter?!«
Auch wenn die Ohren des Alten taub sein mochten – Tyark war sich sicher, dass seine Botschaft verstanden worden war.
Erneut grollte der Kopflose Riese hinter ihm und Tyark fluchte. Hastig kletterte er aus der Kluft und blickte sich um. Die umliegenden Berge waren in das unheimlich flackernde, rote Licht getaucht, das nun eindeutig erkennbar von einer gewaltigen Lichtsäule ausging, die durch den dichten Nebel auf dem Gipfel des Kopflosen Riesen schien.
Sie hatten alles stehen und liegen gelassen. Gerüstet und bewaffnet waren sie sofort zum Gipfel ausgebrochen, Fackeln und Lichtkristalle mussten genügen. Schon bald bemerkten sie, wie dichter Nebel sich aus dem Schnee erhob und selbst das strahlende rote Licht des Gipfels vermochte nur schwach, ihn zu durchdringen.
Muras fluchte, als er wiederholt stolperte und im Schnee landete. »Noch muss es nicht zu spät sein, Tyark! Das Ritual Adaques kann auch gerade erst begonnen haben, vielleicht haben wir noch eine Chance!«
Tyark nickte nur stumm und herrschte dann die verängstigten Soldaten Gorims weiter an, sich gefälligst zu beeilen. »Heute habt ihr Gelegenheit, eine große Tat zu vollbringen! Oder zu sterben, während ihr Teanna vor dem Übel zu bewahren versucht! Auf, ihr Hunde!«
Arthan gab seinen Männern ebenfalls letzte Kommandos. Seine ruhige Art konnte nicht einmal die gespenstische Lichtsäule vor ihnen erschüttern.
Dann schloss der Kommandant zu Tyark auf und brummte: »Heute werden wir uns einen Namen machen. Es ist mir eine Ehre Tyark, mit dir heute zu kämpfen. Und vielleicht zu sterben.«
Tyark verzog grimmig das Gesicht und sagte schlicht: »Heute wird nicht der Tag meines Todes sein.«
***
Es verging eine Weile, bis der Irre sich traute, wieder aufzustehen. Der ANDERE war verschwunden, hatte ihn nicht getötet!
Der Irre wandte sich zögerlich dem unheimlichen Licht zu, das den dunklen Himmel über ihm erhellte. Es hatte begonnen! Der Irre konnte es nun nicht mehr nur spüren, sondern auch sehen. Ein Speichelfaden tropfte ihm aus dem Mundwinkel, als er lange mit offenem Mund auf die Lichtsäule in der Ferne starrte.
Verträumt wog er das leere Deckenbündel in seinen Armen und brabbelte dabei Liebevolles. Seine Pupillen begannen langsam, sich golden zu färben und schließlich war überhaupt kein Weiß mehr in seinen klaren Augen zu sehen. Nur ein tiefes, matt schimmerndes Gold.
Der Irre lächelte entrückt.
DIE GEBURT DES KÖNIGS
E s war ein fast unmenschlicher und äußerst gefährlicher Gewaltmarsch, den sie durch die nächtlichen Grate bewerkstelligten.
Einer der Soldaten Gorims glitt dabei auf einem Felsen aus und stürzte kopfüber in eine tiefe Schlucht, sein entsetzlicher Schrei hallte noch lange in ihren Köpfen nach. Auch Muras wäre es fast so ergangen, wenn einer der Söldner ihn nicht noch gerade rechtzeitig zu packen bekommen hätte. Doch sie hatten keine Zeit, darüber nachzudenken. Nur weiter, immer weiter!
Die Säule aus Licht erhellte die ganze Nacht den Gipfel vor ihnen und noch einige Male war ein dumpfes Grollen zu hören und zu spüren, doch dann war nur noch die Stille der Grate zu hören. Und irgendwann bemerkte er auch die Krähen, die zu Dutzenden auf den Felsen hockten. Ihre dunklen, listigen Augen betrachteten die Männer aufmerksam.
Tyark berührte den kleinen Spiegel, den er in Beutel getan hatte, den er quer über die Brust trug. Als er sich selbst darin betrachtet hatte, war ihm sein eigenes Gesicht einen kurzen Moment so fremd gewesen, dass er erschrocken gedacht hatte, ein Fremder würde ihm entgegenblicken.
Bei einer kurzen Rast wischte sich Tyark den Schweiß aus den Augen und stellte erstaunt fest: »Es ist wärmer geworden! Je näher wir dem Gipfel kommen, desto wärmer wird es.«
Muras, der sich den Fuß verstaucht hatte und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Knöchel rieb blickte auf und stimmte Tyark nach kurzem Zögern zu. »Tatsächlich. Wie seltsam...«
Voll dunkler Vorahnung glitt der Blick des Magiers in Richtung der gleißenden Lichtsäule über ihnen. Tyark biss die Zähne aufeinander und ließ sie wieder aufbrechen. Das Licht des
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