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WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

Titel: WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Hand -voll Eicheln. Bei diesem Anblick glitzterte eine Träne auf der Wange des Klerikers. Vanna spielte die Erscheinung zweier Wölfe hinzu, die im Schatten eines Baumes miteinander kabbelten. So viel Pathos ent-lockte sogar Dornfahl ein Schluchzen.
    Die Probleme mit den Stumpfen schwemmten in Vanna jedes Mal eine Flut von Zweifeln an. Warum sollte sie ihr Leben riskieren? Zum einen wollte sie nicht der Prädezenzfall für die Inquisition sein, der ihnen die Gefährlichkeit der Gauklergilde bestätigte. Was Vanna beabsichtigte, zu tun, war schließlich Hofverrat. Viel wichtiger war zum anderen jedoch die Frage, welches Interesse hatte Vanna Zwölffinger am Tod von Fürst Dornfahl? Gut, er scheint sich um Kolvenstätt und die Menschen, die auf ihn angewiesen sind, nicht besonders zu kümmern, wägte Vanna ab, aber immer-hin ist Dornfahl meiner Musik wohlgesonnen. Und was könnte eine Gauklerin sich mehr wünschen, als die Gunst eines Fürsten? Dornfahl als Mäzen, schloss sie, wäre doch zu viel des Guten! Bei Morpheus und den Sieben Albträumen!, fluchte Vanna. In einen Käfig, genau neben ihrem Herzen, sperrte sie all ihre Zweifel, wie sie es jedes Mal tat. Sie hatte Angst und das war auch gut so. Lieber die Angst im Bauch als eine Klinge am Hals.
    Wenigstens konnte Vanna ihren Vorteil ausspielen, wenn der Pestarzt, wie sie annahm, tatsächlich der gefühllose Stumpfe war.
    Vanna beendete das Lautenspiel. Die Illusion würde noch eine Weile bestehen bleiben, aber die Zeit war knapp. Sie legte die Laute zurück in den Lautenkasten und riss vom Saum ihres Kleides blaue Stofffetzen ab, die sie sich um die Hände wickelte. In doppelter Hinsicht musste Vanna ihr Kapital schließlich schützen. Sie stand auf und ging zum Tisch der Hofgesellschaft. Mittlerweile hatte sich Vanna daran ge -wöhnt, wie ein Schatten in dem Abbild ihrer eigenen Melodie zu wandeln. Die Menschen würden sie nicht bemerken, schließlich hatte Vanna sich beim Spielen nie selbst vorgestellt, sodass sie für die ande-ren buchstäblich nicht existierte.
    Sie nahm das Besteck einer älteren Gräfin. Eine Dessertgabel und ein Filetmesser. Scharf genug für meine Zwecke, dachte Vanna und bemerkte im Augenwinkel eine Bewegung. Sie drehte sich um, aber es war zu spät.
    Das Silbertablett schlug hart auf Vanna s Nasenbein, sie hörte es noch knacken und fiel hinten rüber. Schwarze Punkte knisterten vor ihren Augen und der Geschmack von Eisen erfüllte ihren Mund.
    Vor Schreck hatte sie sich auf die Zunge gebissen. Doch nicht der Pestarzt, legte sie die Einzelteile ihres Verstandes wieder zusammen, sondern eine Bedienstete. Die Stumpfe beugte sich über Vanna und hielt ihr einen Dolch an die Kehle.
    Vanna spuckte der Dienerin Blut ins Gesicht. Diese zog angewidert den Kopf weg und Vanna nutzte den Moment, um die Dessertgabel in das Auge der Stumpfen zu stoßen. Die Bedienstete schrie ohne Geräusch auf – sie musste also eine Taubstumme sein – und taumelte mit den Händen im Gesicht rückwärts.
    Vanna hielt immer noch das Filetmesser in Händen und stürmte auf den Thron zu. Dornfahl beobachtete gerührt, wie das Mädchen Orhalm streichelte, während Vanna durch das Trugbild des Hirschen glitt. Die drei Stufen zum Thron nahm sie auf einmal. Es war so weit. Vanna hob das Filetmesser.
    Der Pestarzt trat Vanna vor die Brust, der Tritt drückte alle Luft aus ihren Lungen und im hohen Bogen schlug sie auf den Marmorboden auf. Es fühlte sich an, als hätte der Aufprall mindestens zwei Rippen gebrochen und die Wirbelsäule brannte vom Becken bis zum Nacken. Vanna rang nach Luft.
    Der Pestarzt sprang vom fürstlichen Podest und umkreiste sie, durch-schritt die Bäume, die Liebenden und die Vogelmaske starrte Vanna ausdruckslos an. Als wären es bloß Übungen, schwang er Sichel und Dolch locker durch die Luft. Mittlerweile hatte sich auch die andere Stumpfe wieder gefasst und trat nun ebenfalls in das Blickfeld Vannas.
    Vanna hatte nicht besonders gute Aussichten, diesen Kampf zu gewin -nen, zumal die Illusion anfing, zu verblassen. Also entschied sich Vanna für die einzige Lösung, die ihr einfiel.
    „Wachen! Wachen!“, schrie Vanna mit aller Kraft, die sie imstande war, aufzubringen. „Der Fürst wird angegriffen! Es sind Attentäter im Saal! Schnell!“
    Der Pestarzt und die Bedienstete schauten sich fragend an. Sofort stieß die Garde Dornfahls die Tür zum Thronsaal auf und Soldaten fluteten den Raum.
    „Die Beiden dort!“, Vanna zeigte auf die

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