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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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müssen, wäre ihre Opferbereitschaft für die Währungsunion schnell auf die Probe gestellt worden. Immerhin entsprach der Target-Saldo rund 13.500 Euro pro Haushalt. Sicherheiten für die Vorleistungen gibt es kaum, und wenn ja solche, die im Fall einer zerbrechenden Eurozone nahezu wertlos würden.
    Die Südstaaten der Währungsunion mögen unter dem Reformdruck stöhnen, der ihnen die Krise aufnötigt. Gleichzeitig bewahren sie die Kernstaaten jedoch vor Liquiditätsengpässen. Daher dürfen sich die »Club-Med-Nationen«, bei allem Gerede von deutscher Dominanz und den Zumutungen der deutschen Diät als die Sieger fühlen. Über die Hilfspakete, die EZB-Anleihenkäufe und die Bundesbank-Liquiditätsspritzen ist es den Mittelmeerländern gelungen, eine De-facto-Garantie ihrer Schulden zu erwirken. Sollte das Euro-Projekt doch noch scheitern, werden vor allem die Deutschen zahlen müssen, die kraft der Größe ihrer Volkswirtschaft den Löwenanteil der Hilfen beisteuern. Frankreich hat seine alte Strategie der Kontrolle Deutschlands um ein wichtiges Element erweitert: Die Verluste, die die Bundesbank einfahren würde, falls die Währungsunion zerfällt, wären apokalyptisch. Die Peripherieländer haben also ein mächtiges Unterpfand, Deutschland in der Eurozone zu halten.
    Der Souveränitätsverlust, und nichts anderes ist das Einstehen für fremde Schulden, wirkt einem relativen deutschen Machtgewinn entgegen. Diesen Machtgewinn haben die Deutschen nicht durch politische oder wirtschaftliche Großtaten erlangt, sondern durch eine relativ maßvolle Haushaltspolitik, frühzeitige Reformen, etwa der Rente oder des Arbeitsmarkts, die Qualität ihrer Produkte und das Augenmaß der Tarifparteien. Die Krise hat offenbart, dass der Euro eine politische Währung ist. Er repräsentiert einen Ersatz für ein mangelndes europäisches Bewusstsein und zugleich eine seidene Fußfessel für den europäischen Halbhegemon Deutschland. Ihm ist eine Mission zugedacht, und er muss daher, »koste es, was es wolle«, verteidigt werden, wie EU-Währungskommissar Olli Rehn es an jenem denkwürdigen 9. Mai 2010 mit ebenso denkwürdigen Worten zu Protokoll gab.
    Mit dem Rettungsschirm mögen sich die Europäer zwei oder auch fünf Jahre Zeit gekauft haben. Aber selbst wenn zwischenzeitlich wieder ruhigere Zeiten einkehren, werden Sparer und Bürger die eine Erkenntnis doch nicht aus ihrem Bewusstsein bannen können: Eine politische Währung ist nicht notwenderweise eine stabile Währung. Die Zukunft des europäischen Geldes bleibt dunkel. Sie ist ebenso ungewiss wie die Aussicht des europäischen Projekts selbst, dem die wachsende EU-Müdigkeit der europäischen Nationen zu schaffen macht.
    Der Euro war über weite Strecken ein Surrogat für die Idee Europa, das von den Völkern mehr schlecht als recht angenommen wurde, weil sich mögliche Schäden und Kosten in Grenzen hielten. Mit dem Übergang der EU zur Schulden-Union sind die Sonnenscheinjahre vorbei. Angela Merkels minimalistische Begründung für Griechenland-Hilfe und Rettungsschirm – nämlich, dass es um die Stabilität »unserer Währung« geht – deutet es an: Künftig werden alle ihren Obolus für die »Festigkeit« des Euro-Geldes beitragen müssen: Die ehedem relativ solide wirtschaftenden Länder werden ihre Bürger mit zusätzlichen Steuern oder Abgaben belasten, es wird so etwas kommen wie eine »Stabi-Steuer«, eine Stabilitätsabgabe.
Euro, Teuro, Steuro
    Mit den Entscheidungen vom Frühjahr 2010 ist die No-Bailout-Formel des Maastricht-Vertrags zu einer Now -Bailout-Formel abgewandelt worden. Zwar hatte die Hilfe zu dem Zeitpunkt noch die Gestalt von Garantien. Doch die sich verschlechternde Finanzlage im Süden der Währungsunion macht es immer wahrscheinlicher, dass die Bundesrepublik und die anderen finanzstarken Eurostaaten für die Verbindlichkeiten der Schwächeren werden einspringen müssen.
    Bereits im Juni 2010 hielten 73 Prozent der professionellen Kapitalmarktteilnehmer, die von der Finanznachrichtenagentur Bloomberg befragt wurden, eine Insolvenz Griechenlands für wahrscheinlich, 35 Prozent der Befragten trauten auch Portugal nicht mehr zu, seine Schulden aus eigener Kraft zu bedienen, und mehr als ein Viertel auch Spanien nicht. Fondsmanager dürfen ihre

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