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Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter

Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter

Titel: Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter
Autoren: Mark Brandis
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vielleicht so ergangen sein; ich selbst war nichts als müde und angewidert und hatte nur noch den Wunsch, das unwürdige Schauspiel möge endlich zu Ende gehen.
    »Sie werden zum Tode verurteilt. Die Erinnerung an Sie wird aus dem Gedächtnis der Menschen getilgt.«
    Nichts anderes war zu erwarten gewesen. Anderthalb Jahre lang hatten wir mit Delta VII , dem unvergleichlichen Schiff, dem General Nadelstich auf Nadelstich versetzt; nun traf uns seine Rache.
    »Robert Monnier!«
    Captain Monniers Gesicht war, als er da neben mir stand, aufrecht und ungebeugt, wie eingefroren. Einmal schon, mitten in einem Gefecht, hatte ich diesen Ausdruck bei ihm wahrgenommen: den Ausdruck höchster Konzentration, die alle persönlichen Empfindungen ausschaltete.
    »Das Hohe Gericht hat nach reiflicher Beratung entschieden, dass Sie, Angeklagter Robert Monnier, sich im Sinne der Anklage schuldig gemacht haben.«
    Etwas in Captain Monniers Gesicht veränderte sich; ein Zug höchster Verachtung lag plötzlich um seinen Mund. Er nahm den Kopf ein wenig zurück.
    »Sie werden hiermit zum Tode verurteilt. Die Erinnerung an Sie wird aus dem Gedächtnis der Menschen getilgt.«
    Am Gedächtnis der Menschen waren die meisten Tyrannen der Vergangenheit zu Grunde gegangen. Ihren Opfern hatte die Erinnerung der Unterdrückten Unsterblichkeit verliehen; die Namen gefallener Widerstandskämpfer wurden zu Losungsworten der Freiheit. Der General versuchte, dem vorzubeugen; seine Psychologen organisierten »Verdrängungslehrgänge« zur nachträglichen Tilgung unliebsamer Tatbestände.
    »Iwan Stroganow!«
    Die Muskeln des breitschultrigen, grauhaarigen Sibiriaken spannten sich, als er sich von seinem Platz erhob und sich nun gleichfalls neben mich stellte.
    »Angeklagter, auch in Ihrem Fall hat das Hohe Gericht nach reiflicher Beratung entschieden, dass Sie schuldig sind im Sinne der Anklage.«
    Stroganows mächtige Hände ballten sich langsam zu Fäusten. Sein Hass und seine Erbitterung nahmen physische Formen an. Noch einmal, das letzte Mal, war er bereit, sich zum Kampf zu stellen.
    »Sie werden zum Tode verurteilt. Die Erinnerung an Sie wird aus dem Gedächtnis der Menschen getilgt.«
    Das Schauspiel war fast zu Ende. Nur noch der letzte Akt war zu spielen: die Urteilsvollstreckung. Die Mordrichter des Generals hatten ein altes, widerwärtiges Ritual wieder aufleben lassen. Die öffentlichen Exekutionen der so genannten Staatsfeinde waren begleitet von musikalischen und hymnischen Lobpreisungen des Generals und seiner sonnengleichen Weisheit.
    Bisher waren die Zuschauer auf den Tribünen und Rängen ein folgsames Publikum gewesen, welches das Schauspiel genoss. Nun jedoch, nach der Verkündung des Urteils, wurde es im Stadion auf einmal still. Das Pfeifen, Lachen und Johlen, das unsere Aussagen begleitet hatte, brach auf einmal ab. Das machte der nahende Tod.
    Ein letztes Mal legte ich mir die Frage vor, ob ich getrost vor jenen höheren, unbestechlichen Richter treten dürfte, der mich nunmehr erwartete. Es gab nichts Ernsthaftes, was ich mir vorzuwerfen hatte. Woran ich glaubte, dafür hatte ich auch gelebt. Sonderbar: Auf einmal kam mir der Artikel l der alten, ursprünglichen EAAU-Verfassung in den Sinn: Vornehmlichste Aufgabe dieser Staatsgründung ist es, die Würde des Menschen zu schützen und zu verteidigen.
    Das, nichts anderes, war, nachdem man mir das Kommando über Delta VII übertragen hatte, einzige Richtschnur meines Handelns gewesen. Nein, entschied ich, ich brauchte mich nicht zu schämen. Und ebenso wenig brauchten es meine beiden Bordkameraden.
    Die Stille im Stadion wurde jäh unterbrochen. Eine helle, knabenhafte Stimme löste sich aus dem lastenden Schweigen und schrie Protest.
    Niemand, am wenigsten die Richter, war darauf vorbereitet. Was sich im Olympiastadion von Metropolis zutrug, war so unvorstellbar, als stürzte der Himmel ein. Anderthalb Jahre lang hatten die Brandstifter nichts anderes getan, als jegliche Opposition zum Schweigen zu bringen und die Leute zum »richtigen« Denken zu erziehen, wobei sie sich sowohl des Terrors und der nackten, brutalen Gewalt bedienten als auchder angewandten Psychologie. Öffentlicher Widerspruch war zu einer selbstmörderischen Angelegenheit geworden.
    Nicht einmal ein Erdbeben hätte ähnlich elektrisierend wirken können wie jenes eine Wort, das von der Tribüne herab den Richtern ins Gesicht geschleudert wurde und das, ungeachtet seiner lakonischen Kürze, eine unverhohlene
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