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Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter

Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter

Titel: Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter
Autoren: Mark Brandis
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erlaubten beiden Formulierungen beschränkt.
    Nach dem ersten Verhandlungstag hatte ein Fernsehsprecher kommentiert: »Überwältigt von der Erkenntnis ihrer Schuld oder auch nur kleinlaut geworden, weil das Beweismaterial keine Ausflüchte zuließ, wurden die drei Angeklagten von Minute zu Minute einsilbiger. Ihre Antworten lauteten stereotyp: ›Ja – nein – nein – ja.‹ Was freilich hätten sie dem auch noch hinzufügen können?«
    War er wirklich ahnungslos – oder tat er nur so? So warteten wir auf das Urteil – eingehüllt in den Schein der Abendsonne, der sich schwächlich durch den Smog über Metropolis rang: drei armselige, schlimmster Verbrechen überführte Kreaturen, auf denen schwer und zürnend der Blick des Generals lastete.
    Unsere Mission – daran war nicht zu rütteln – war gescheitert, das Unternehmen Trojanisches Pferd misslungen. Das Unternehmen hatte den General und seine Anhänger lediglich wieder in den Besitz eines ihrer Schiffe samt Ladung gebracht – und uns auf die Anklagebank. Es hatte sich zwangsläufig als das enthüllt, was es in Wirklichkeit ja auch war: als ein Akt der Verzweiflung. Würde irgendwann einmal, in ferner, unvorstellbarer Zukunft irgendjemand auf die Aufzeichnungen stoßen, die Lieutenant Ibaka der Welt als sein Testament hinterließ, und würde dieser Jemand dann noch ermessen können, welche ungeheure Tragödie sich mit diesem letzten Willen eines untadeligen Mannes verband, der den Mord an seiner Familie nicht hatte verwinden können?
    Grausame Ironie des Schicksals: nun kam sein verbliebener irdischer Rest, statt dem General zu schaden, diesem auch noch zugute. Die Revolution des Homo Factus, die Lieutenant Ibaka mit seinem Sterben erreichen wollte, fand nicht statt. Was immer an Erfahrungen er zurückgelassen und weitergegeben hatte – es verlor sich in der Masse des Bösen.
    Ich sah es an den glatten, selbstgefälligen Gesichtern, die einander glichen wie ein Ei dem anderen, als sie dem Prozessgeschehen folgten und dann und wann mit hoher, kindlicher Stimme ihre Bemerkungen kundtaten. Dass HFs auf den Tribünenplätzen des Stadions praktische Erfahrungen sammelten, war eine schauderhafte Augenweide. Die blondhaarigen, blauäugigen Jünglinge hätten von einem Michelangelo entworfen sein können – nur dass sie hier nicht in Bronze gegossen, sondern aus Fleisch und Blut waren, lebendige, verstandesbegabte Wesen, denen niemand das Monstrum ansah.
    Monstren, das waren sie; dies zu behaupten konnte niemand mich abbringen; Menschen, die doch wieder keine Menschen waren – in Retorten gezüchtet, in wenigen Monaten zur Reife gebracht, unfähig, sich aus eigener Kraft fortzupflanzen, unfähig zur Liebe und zu jedem edleren Gefühl, nur kampfbereit, nur hörig. Doch wenn man auf sie schoss, wie ich das auf ASTROSTAT getan hatte, starben sie unter Blut und Schmerzen wie jeder andere Mensch.
    »Mark, komm zu dir!«
    »Was ist, Rob?«
    »Die Urteilsverkündung! Steh auf, bevor sie dich dazu bringen!«
    »Ich habe Sehnsucht nach den Sternen, Rob!«
    »Ich auch. Mehr als nur Sehnsucht.«
    Ich kam mir vor wie ein angeschlagener Boxer im Ring: Der Wille zum Kampf war ungebrochen, aber der Kampf selbst war bereits entschieden. Alles, worum es noch ging, war: mit Haltung über die letzte Runde zu kommen.
    »Ich gebe jetzt die Urteile bekannt.« Die Stimme war laut und schneidend. »Mark Brandis, treten Sie vor!«
    Eine leichte Brise war aufgekommen und blähte das blaue Tuch mit dem Flammensymbol, unter dem die Richter thronten. Es war ein nahezu majestätisches Bild.
    Sogar das Wetter, dachte ich mit Bitterkeit, hatte sich mit dem General verbündet. Das Rot der Flamme glühte wie ein Rubin.
    Rot waren auch die Roben der sieben Richter, die über uns zu Gericht saßen: sieben Flammen, die uns unerbittlich versengten und verzehrten. Ihre Gesichter gaben das Geheimnis des bevorstehenden Spruches nicht preis; allenfalls wirkten sie gelangweilt.
    Ein Stromschlag zwang mich zum Gehorsam. Aufrecht stand ich vor den Objektiven der Fernsehkameras, die diesen neuen Triumph des Generals allen seinen Anhängern verkündeten, während die laute, schneidende Stimme den Spruch verkündete:
    »Angeklagter Mark Brandis, das Hohe Gericht hat nach reiflicher Beratung entschieden, dass Sie sich im Sinne der Anklage schuldig gemacht haben.«
    Oft genug hatte ich gelesen, dass man in solchen Augenblikken noch einmal sein ganzes Leben überdenkt. Mag es anderen an meiner Stelle
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